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Das Schwein war’s: Kriminalroman (German Edition)

Das Schwein war’s: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Das Schwein war’s: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Joseph Caldwell
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Schwein zu, den einen Meter und – ich vermag es garnicht zu sagen. Aber er hat es getan, und es muss gesagt werden. Er versetzte dem Schwein einen Tritt.«
    Aaron reckte sich in die Höhe, um gleich darauf die Schultern fallen zu lassen, und so in sich zusammengesackt, blieb er stehen. Das Schwein ließ vom Herumschnüffeln im Teppichstück ab.
    »Ein kräftiger Hieb, und der Kerl war erledigt, und das Bein, das sich an dem Schwein vergangen hatte, lag steif und kerzengerade da. Und da ich gerade gesehen hatte, wie am selbigen Tag Kohl dort gepflanzt wurde, wusste ich, das ist der richtige Platz, um ihn zu begraben. Gott ließ ihm nichts als Gerechtigkeit widerfahren, als ein Schwein ihn wieder ans Licht beförderte, und so können wir ihn zurück zu den Kohlköpfen legen, wo er hingehört.«
    Sie stieß mit dem Fuß gegen den Sarg.
    »Nein!«, sagte Aaron. »Ihr lügt, einer wie der andere. Ihr … ihr … ihr
wetteifert
miteinander. Jeder nimmt die Tat für sich in Anspruch … oder deckt den anderen … ihr
wetteifert
. Jeder von euch möchte der wichtigste Mensch in seinem Leben gewesen sein! Ich will davon nichts hören. Ich habe auch nichts gehört. Sweeney, singen Sie weiter. Singen Sie, und wir tanzen, wir alle. Ich tanze mit. Ich verspreche es. Singen Sie. Bitte.«
    Als keiner zu singen anfing, tat es Aaron selbst, nicht laut, aber mit tapferer Entschlossenheit.
    Wie kam denn das Schwein in die Stube,
    Wie kam denn das Schwein in die Stube,
    Wie kam denn das Schwein …
     
    Seine Stimme wurde kräftiger und überzeugender.
    ….in die Stube,
    Wie kam denn das Schwein in die Stube,
    Und irisch ist’s allemal!
     
    Abermals rüttelte der Wind an dem Haus, ließ es in den Grundfesten erzittern, brachte die Steine zum Ächzen. Lolly schaute zu Aaron, nicht höhnisch oder böse, eher traurig und enttäuscht, fragte sich, warum er getan hatte, was er getan hatte.
    Er sang weiter, seine Stimme ein kräftiger Tenor, der mit Lautstärke und Vehemenz wettmachte, was ihm an Timbre fehlte, in der Tonhöhe nicht immer sicher, in der Hingabe unübertroffen. Sein Blick suchte den von Lolly.
    Wie kam denn das Schwein in die Stube,
    Wie kam denn das Schwein in die Stube,
    Wie kam denn das Schwein …
     
    Ein qualvoller, herzzerreißender Schrei übertönte den Gesang, gefolgt von einer Reihe von schrillen Quietschern, die nur von entsetzlichem Schmerz herrühren konnten. Das Schwein, im Bestreben, dem Gesang zu entkommen, trappelte eilends aus der Stube hinaus, über den Gang, durch die Küche und flüchtete durch das Loch in der Fliegentür, das es selbst gerissen hatte, ins Freie. Doch das Geschrei ließ draußen nicht nach, es wurde lauter, bis man ein kräftiges Platschen hörte und der Lärm in Gegrunze überging, ein Ausdruck von Ekel und Abscheu.
    »Es ist im Grab – schon wieder!« Sweeney stürzte aus dem Raum, dem Schwein hinterher. Die Fliegentür schlug zu. »Im Grab ist es!«, rief er noch einmal vom Hof. Kitty war die Nächste, die losjagte, wieder schlug die Tür. Lolly hatte offensichtlich geglaubt, noch durch die Tür zu gelangen, bevor sie zufiel, schaffte es aber nicht. Aaron, der immer noch sang, hörte nur ihr »Autsch!«, danach ging die Tür auf und wieder zu.
    Der Gesang verstummte. Aaron sank auf den Stuhl, er war der einzige verbliebene Trauernde. Das Feuer im Kamin war am Ausgehen, auf den Kacheln lag nur noch gedämpftesLicht, und auch das würde bald ersterben. Draußen hatte der Wind zu einer steten Tonart gefunden, hoch und schrill; weder an- noch abschwellend, heulte er beständig und drohend. Er rüttelte an den Fenstern, setzte dem Schornstein zu und hielt, wie es Aaron schien, das ganze Haus in seinen Fängen, als wollte er es daran erinnern, dass mit den Elementen nicht zu spaßen war. Jetzt klang sein Geheule eine Oktave tiefer. Aaron lauschte dem Ruf, der Aufforderung irgendwelcher Furien, die möglicherweise vorbeizogen und einluden, mitzumachen in dem Grauen, das zu verbreiten sie gewillt waren.
    Die Schreie aus dem Garten aber durchdrangen alles, Beschwörungen und Drohungen, die dem Schwein galten, gutes Zureden und Rufe wie »
Suuii! Suuii!
«, Platschen, Quieken, Aufschreien, Lollys Stimme am lautesten von allen. Aaron blickte durch die Gazetür und sah, wie im Licht des Dreiviertelmonds die drei Figuren um die Grube tanzten, sich hinunterbückten, dann die Arme gen Himmel streckten, das Schwein umrundeten, als wäre es ein Objekt der Verehrung, und die gleichen Riten und
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