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Das Schwein war’s: Kriminalroman (German Edition)

Das Schwein war’s: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Das Schwein war’s: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Joseph Caldwell
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Freudentänze vollführten, wie sie kurz zuvor dem Sarg gegolten hatten.
    Außer einem gelegentlichen Blinzeln und dem Auf und Ab des Brustkorbs beim Atmen war Aaron zu keiner Bewegung imstande. Lolly McKeever hatte ihm das Herz gebrochen. Der trauervolle Blick, den sie auf ihn gerichtet hatte, der ratlose Schmerz, den er in ihrem Gesicht gelesen hatte, in ihren Augen und in dem hilflosen Hängenlassen des Kinns, hatten nicht nur sein Herz berührt, sie hatten es verwundet und für eine Eroberung empfänglich gemacht.
    Phila Rambeaux hatte alles ausgespielt, was die Schicksalsmächte zu bieten hatten, von Anfang an und mit Vorbedacht. Sie hatte Aaron an die Gestade hier gesandt, ihn seinem wahren Geschick überantwortet und konnte nun ohne großen Applaus von der Bühne abtreten. Sie hatte ihn Lolly in die Arme getrieben. Alles Geschehen drum herum,alle Personen hatten den einzigen Zweck gehabt, ihn dahin zu bringen, wo er jetzt war.
    Der Wind in seinem Wüten packte das Haus, als wollte er es aus seiner gewohnten Umgebung zerren und nach Cork umsetzen, schob es mehr, als dass er es fortblies, schubste und stieß. Aaron wünschte, der Sturm würde sich über das Dach hermachen und es gut sein lassen. Draußen im Hof waren die Bitten und Rufe in Gelächter übergegangen, gellend und brüllend; dann hörte man es wieder platschen und schreien, und Aaron sah, wie Kitty und Lolly Sweeney an den Armen aus dem Grab zerrten.
    Die Stube erzitterte, auf der Tischplatte klirrten die Gläser, als schwatzten sie miteinander darüber, was um sie herum vorging. Aaron wollte sich das Glas greifen, das er halbleer auf dem Kaffeetisch hatte stehenlassen, stolperte aber gegen den Sarg. Er konnte sich gerade noch halten und hatte das knöcherne Gesicht des ermordeten Declan vor sich, der die Mordwaffe fest in Händen hielt.
    Das Grab ist ein verschwiegener Platz,
    doch niemand herzt dort seinen Schatz.
     
    Aaron taumelte zum Tisch, nahm sein Glas und kippte alles, was noch drin war, hinter. Wieder erzitterte das Haus, stärker als zuvor. Er stellte das Glas ab und griff sich ein anderes, das Kitty hatte stehen lassen. Auch das trank er in einem Zug leer. Als das nächste Beben durch das Haus ging, nahm es Aaron als Aufforderung, sich auch Sweeneys Glas einzuhelfen. Dann musste Lollys Glas dran glauben, es war voller als die anderen, Aaron drehte sich zu Declan und hob das Glas zu traurigem Gruß. Aber noch ehe er es an die Lippen setzen konnte, wackelte der Boden unter seinen Füßen, brachte den Sarg ins Wanken, und der Stuhl mit der Sprossenlehne kippte um. Mit der einen Hand suchte er Halt am Rand des Sarges, mit der anderen machte er einen erneutenVersuch, das Glas an den Mund zu führen. Doch schon kam das nächste Beben, eine Lampe fiel krachend zu Boden. Das Fußende des Sarges hüpfte vom Stuhl, die Fenster schepperten bedrohlich. Jetzt folgte ein Grollen, ein zunächst leises, dann anschwellendes Donnern unter dem Haus. Das Licht ging aus. Nur noch der silberne Mondschein erhellte den Raum. Die Kohlen waren aus dem Kamin auf den Fußboden geschleudert worden und lagen wahllos herum, ein Häufchen Glut hatte sich unter dem abgekippten Ende des Sarges eingenistet.
    Aaron hielt immer noch Lollys Glas umklammert, wollte zur Tür, in den Gang, in die Küche und raus auf den Hof. Noch war er nicht aus der Stube, erst auf halbem Weg zur Tür, da spürte er, wie sich der Fußboden langsam senkte, wie ein Fahrstuhl, der es nicht eilig hatte. Er versuchte, die Tür zu erreichen, doch eine leichte Bodenneigung verlangte ein Sich-bergan-Kämpfen. Das Grollen klang jetzt drohender, Siegergehabe eines Raubtiers, das sich auf seine Beute stürzte.
    Das Haus schwankte. An dem nach unten hängenden Ende des Sarges leckten Flammen; dem Teppichstück entwichen kleine Rauchwolken. Aaron rief um Hilfe und brachte nur ein einziges Wort heraus: »Lolly!«
    Die Neigung des Fußbodens war größer geworden, den Hof konnte er schon nicht mehr sehen, nur noch die Bäume am hinteren Ende des Gartens. »Lolly!«, rief er noch einmal. Der Schrei wurde von dem Gebrüll des Tieres unter dem Gebäude übertönt. Er brachte das Glas an die Lippen, trank den Dew, schluckte ihn hastig hinunter. Das Glas fiel ihm aus der Hand, der Fußboden kippte zur Seite, und er wurde gegen den am Fußende bereits brennenden Sarg geschleudert.
    Auf allen Vieren begann Aaron sich schräg nach oben zu arbeiten, wo er die Tür wusste. Er schaffte es in den Gang. Er schaffte es
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