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Das Schwein war’s: Kriminalroman (German Edition)

Das Schwein war’s: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Das Schwein war’s: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Joseph Caldwell
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gibt. Eine junge Frau schlug ein Buch zu und betrachtete ihre Fingernägel. Die auf den Sitzen am Gang lehnten sich zur Seite, um bessere Sicht nach vorne zu haben. Ein großer hagerer Mann stand auf und ging nach vorn. Sein Haar, das mit Wasserstoffperoxid oder etwas Ähnlichem auf blond getrimmt war, stand stachelförmig in die Höhe. Über einem roten seidenen Hemd trug er eine Lederweste, dazu ein Paar ausgebeulte blaue Jogginghosen, und an den Füßen die unvermeidlichen ungeschnürten Reeboks. Angelegentlich schaute er durch die Windschutzscheibe und nahm so allen anderen, die vielleicht auch etwas sehen wollten, die Sicht.
    Der Fahrer hatte das Tempo gedrosselt, und als sie um eine Kurve bogen, verstand Aaron, warum die Radfahrer so geschrien hatten. Schweine versperrten ihnen den Weg, eine aufgebrachte Rotte, quiekend, fast kreischend, als triebe man sie zum Schlachten.
    Vereinzelt kletterten ein paar von ihnen die Steinmauern hoch, die die Straße säumten, andere trotteten die Hügel bergan, und vier oder fünf schnupperten an dem Rad eines Lastwagens herum, der in einem Graben stecken geblieben war. Eins der Vorderräder drehte sich noch, als würde das Schicksal des Fahrzeugs – so oder so – jeden Moment besiegelt sein.
    Der Bus hielt an, die Tür ging auf. Der mit den Igelhaaren war als Erster draußen, der Chauffeur als Zweiter. Unter allgemeinem Schubsen und Drängeln – als hätte man es den Schweinen abgeguckt – leerte sich der Bus. Eine gebrechlich wirkende ältere Dame legte dabei eine Höflichkeitund Rücksichtnahme an den Tag wie ein Verteidiger auf dem Fußballfeld.
    Das Einkreisen eines ausgebrochenen Schweins verlangt Wendigkeit. Fast ausnahmslos mischten sich die Fahrgäste – darunter auch Aaron – zwischen die Tiere, rannten die Straße entlang, klatschten in die Hände und scheuchten sie mit ihrem »Suuii! Suuii! Suuii!« Eine junge Frau hatte sich aus dem Gestrüpp einen Zweig gebrochen und versuchte, die Schweine auf der Straße zusammenzutreiben und sie dazu zu bewegen, in die ursprüngliche Fahrtrichtung von Bus und Lastwagen zu trotten. Aaron konnte nicht umhin festzustellen, dass sie sich mit ihrer Aufmachung als Schweinehirtin etwas zu bescheiden gab: ausgebeulte schwarze Wollhosen, dicker Wollpullover in Dunkelgrau, übersät mit rötlichbraunen Erdspritzern, grünen Grasflecken und einigen rotvioletten Streifen unbekannten Ursprungs.
    Trotz ihres Äußeren gewann Aaron den Eindruck, dass sie mehr eine Tänzerin als eine Schweinehirtin war. Ihre Füße, die in Sneakers steckten, verrieten eine gewisse Leichtigkeit. Und ihre raschen Bewegungen und graziösen Drehungen führten ihn mit Recht zu der Annahme, dass sich unter der zu weiten Kleidung ein höchst femininer Körper verbarg. Ihr rostrotes Haar flog ihr ins Gesicht, mal von der einen, mal von der anderen Seite, und deutete auf eine glückselige Selbstvergessenheit hin, die nur schwer zu der eigentlich misslichen Lage der Person passte, doch in kurzen Momenten gab das schwingende Haar den Blick auf Augen, Nase, Mund, Wangen, Kinn und Hals einer Frau von lebendiger Schönheit und verführerischem Reiz frei.
    Sie lachte und amüsierte sich sichtlich, als ob ein im Straßengraben gelandeter Laster und eine Horde wild gewordener Schweine zu den köstlichsten Vergnügungen des Lebens gehörte. Jeden ihrer schnellen Schläge mit der Rute begleitete sie mit einem kleinen Triumphschrei, so als hättesie bei einem Spiel, das ihr unendliche Freude bereitete, einen weiteren Punkt gewonnen; wobei die Schweine laut quiekend ihrer Empörung mit erhobenen Schnauzen Ausdruck gaben.
    Eine von den Fahrgästen, eine ältere Frau, hatte sich mitten unter die lärmenden Viecher gedrängt, schlug ihnen auf die Schnauze, gab ihnen Klapse auf den Hintern, eigentlich mehr darauf bedacht, ihr Verhalten zu bestrafen, als Ordnung herzustellen. Der Mann in dem Tweedanzug lief neben der Herde her, schrie herum, klatschte über den Köpfen der Schweine in die Hände und trieb nur noch mehr der verängstigten Tiere in die Wiesen am Straßenrand. Der Jugendliche mit den wasserstoffblonden Haaren hatte sich ein paar Meter weiter unten am Fuß des Hügels postiert und es sich zur Aufgabe gemacht, dafür Sorge zu tragen, dass die Schweine nicht in den Talgrund entwischten. Er stampfte mit dem Fuß auf, brüllte herum, warf sich ihnen drohend entgegen und tat alles, was in seinen Kräften stand, um sie zur Umkehr zu bewegen. Zu seinem Leidwesen schienen
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