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Das Schweigen meiner Mutter

Das Schweigen meiner Mutter

Titel: Das Schweigen meiner Mutter
Autoren: Lizzie Doron
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»Sanatorium für Lungenkranke«.

    Wie ein altes Fußbodenmosaik, das nach langer Zeit freigelegt wird, kam das vergessene Bild aus der Kindheit wieder zum Vorschein: zweimal im Jahr, im Herbst und im Frühling, meine Mutter im Festtagskostüm und ich in einem lilafarbenen Kleid.
     
    Unter dem Funkenbaldachin, der den Himmel erhellte, sah ich wieder das Tal vor mir, den Hügel, das Gebäude, den Spalt im Fensterladen, das Augenpaar und das Lächeln.
    Einen Moment lang, einen kurzen Moment lang, war ich ein Kind mit Mutter und Vater gewesen.
     
    Ich hielt am Straßenrand an. Ich atmete tief die klare Luft ein, der Wind streichelte mein Gesicht und da war der Widerhall der Stimme meiner Mutter, klar und deutlich wie nie zuvor:
    Spring.
    Lauf.
    Sing.

Ich, als Krakowiak-Tänzerin verkleidet, und mein sich versteckender Vater

Informationen zum Buch
    Ein Photo. Ein Garten, Tel Aviv, 50er Jahre. Im Vordergrund ein kleines Mädchen (die Autorin), in die Kamera sehend, ein zweifelnder, oder auch verzweifelter Blick, vielleicht blendet aber auch nur die Sonne. Im Hintergrund ein Gebüsch, und dort, eingerahmt von einem kleinen weißen Kreis, ein weiteres Gesicht. Fast unkenntlich, winzig und fern. Ist das der Vater, den das Mädchen nicht kannte? Nach dem es wieder und wieder vergeblich fragte und dann - längst erwachsen   – zu forschen begann?
    ›Das Schweigen meiner Mutter‹ erzählt von der detektivischen Spurensuche einer Frau nach ihrem Vater. War er ein Kapo oder ein Partisan gewesen, ein Verräter oder ein Held? Eine Suche nach verlorener Kindheit, nach Sinn und Begründung eines, wie sich zeigen wird, irrwitzigen Geheimnisses.
    Lizzie Doron ertastet mit »großem Feingefühl und Gespür für stille, bittere Komik« (Carsten Hueck, NZZ) die oft bizarre Existenz von Menschen, die sich nach dem Krieg neu erfinden mussten. Sie gibt dem Unsagbaren, Monströsen, Unerklärlichen Stimme und Form und verwebt, eindringlich und unverwechselbar, persönliche mit fiktionaler Geschichte zu einem dichten erzählerischen Gewebe: Historisches mischt sich mit Privatem, Faktisches mit jenem »So-hätte-es-sein-können«, das manchmal wirklicher als das Leben selbst erscheint.

Informationen zur Autorin
    Lizzie Doron
, geboren 1953 in Tel Aviv, lehrte Linguistik, bevor sie Schriftstellerin wurde. Ihr erster Roman ›Ruhige Zeiten‹ wurde mit dem von Yad Vashem vergebenen Buchman Preis ausgezeichnet. 2007 erhielt sie den Jeanette Schocken Preis. In der Begründung der Jury heißt es: »Lizzie Doron schreibt über Menschen, die von ›dort‹ kommen, die den Holocaust überlebten und nun zu leben versuchen. In Israel. Fremd, schweigend, versehrt   – und stets ihre Würde wahrend. Mit großer Behutsamkeit nähert die Autorin sich ihren Figuren und mit großem Respekt wahrt sie Distanz.«
›Das Schweigen meiner Mutter‹ ist ihr bisher persönlichstes Buch.
     
    Mirjam Pressler
wurde 1940 in Darmstadt geboren. Sie studierte an der Kunstakademie (Städelschule) in Frankfurt a. M. und arbeitete danach in verschiedenen Berufen, u.   a. in einem Kibbuz in Israel. Seit 1979 schreibt sie Kinder- und Jugendbücher, für die sie ebenso wie für ihre zahlreichen Übersetzungen aus dem Hebräischen und dem Niederländischen vielfach ausgezeichnet wurde, u.   a. mehrfach mit den Deutschen Jugendliteraturpreis. Sie lebt in Landshut.
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