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Das Schweigen der Tukane

Das Schweigen der Tukane

Titel: Das Schweigen der Tukane
Autoren: Anne Gold
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Kupfer.»
    «Ich gehöre halt nicht zur Samthandschuhabteilung. Dafür ist Francesco zuständig.»
    «Wie wahr, wie wahr! Ich vermute, dass er sich bei seinem Chef über die Art der Ermittlungen beschweren wird. Aber, Herrschaften, da kann ich sie beruhigen. Das geht mir, wie Sie zu sagen pflegen, werte Frau Kupfer, das geht mir am Arsch vorbei!»
    Selbst Nadine musste darüber lachen.
    «Gibt es einen Hinweis, wo sich Nora Schüpfer aufhalten könnte?»
    «Keine Spur. Sie ist wie vom Erdboden verschwunden.»
    «Verstehe. Das war zu befürchten.» Borers Miene verfinsterte sich. «Wenn ich da eine Bitte aussprechen darf», der Staatsanwalt zögerte einen Augenblick, «sicher werden Sie sich auch mit Emma Grauwiler unterhalten.»
    «Das lässt sich kaum vermeiden.»
    «Sie … wie soll ich das sagen … Emma war … ist eine gute Freundin aus alten Zeiten. Eine sehr sensible Frau. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn sie Emma so schonend wie möglich befragen könnten. Das ist mir ein persönliches Anliegen. Vielleicht sollten Sie …»
    «Sie meinen, Francesco soll am besten allein zu Ihrer Emma gehen, weil ich ein zu grosser Risikofaktor bin?»
    «Es ist nicht meine Emma, Frau Kupfer. Ansonsten finde ich das eine ausgezeichnete Idee. Wirklich ausgezeichnet.»
    Ohne eine Antwort abzuwarten, verliess der Staatsanwalt das Büro.
    «Ist das nicht edel vom weissen Ritter? Steigt er doch tatsächlich aus seinem Pflanzendickicht in die Niederungen des Alltags hinunter, um eine holde Schöne zu beschützen?! Mir kommen gleich Tränen der Rührung. Nun, Francesco, deine Stärken sind gefragt. Immer schön um den heissen Brei herum reden. Ihr Gatte, liebe Emma, wurde leider bei einem Höpperchen abgemurkst. Aber machen Sie sich keine Sorgen, das bleibt unter uns. Die Freunde Ihres Mannes, sicher auch Kunden bei Nora, waren sofort zur Stelle. Sie wickelten ihn in eine Decke, schleppten ihn in sein Büro und setzten ihn nackt auf seinen Bürostuhl.»
    «Er sass nackt auf dem Stuhl?»
    Nadine lachte.
    «Manchmal bist du schon etwas naiv. Das ist meiner Fantasie entsprungen.»
    «Ach so. Schräge Fantasie. Borer war viel zu … viel zu liebenswürdig. Er fleht förmlich, dass wir diese Emma schonen.»
    «Vielleicht ist diese Flamme ja noch nicht erloschen und hinter der Selbstlosigkeit unseres ehrwürdigen, notabene verheirateten Staatsanwalts steckt mehr, als er uns verraten will.»

4. Kapitel
    Ferrari lag im Krieg. Ein paar Schlachten hatte er bereits verloren, aber er dachte nicht daran aufzugeben. Sein Gegner war kein Geringerer als der Kaffeeautomat des Kommissariats. Das Ding hasst mich. Jeder kommt problemlos zu seinem Kaffee, nur ich nicht. Jetzt kriegst du deine letzte Chance, bevor ich dich in deine Einzelteile zerlege. Ferrari warf einen Jeton ein, drückte auf Cappuccino und wartete, bis der Automat zu rattern begann. Ein leerer Pappbecher brachte sich in Stellung und langsam lief der Kaffee hinein. Geht doch! Nach fünf Sekunden war das Schauspiel zu Ende. Ferrari griff nach dem Becher. Das ist nie und nimmer ein Cappuccino, höchstens ein Espresso! Dieser verfluchte Automat! Der Verzweiflung nahe trank der Kommissär den Espresso, stellte den Becher an den Ausgangspunkt zurück, warf einen weiteren Jeton in den Schlitz und drückte nochmals auf Cappuccino. Der Vorgang wiederholte sich. Ein leerer Pappbecher versuchte sich in Stellung zu bringen. Da bereits der alte dort stand, kam es zur Konfrontation. Die beiden Becher lieferten sich ein heftiges Gefecht, der eine rutschte von der Halterung, während sich der andere auf dem Sockel verhedderte. Derweil lief der Cappuccino ins Auffanggefäss und auf den Boden.
    «Was machst du denn jetzt schon wieder? Kannst du nicht einmal einen Kaffee aus dem Automaten lassen?»
    «Also, ich muss schon bitten. Ich bin doch kein kleines Kind. Der Automat hasst mich … Steh nicht so blöd rum, unternimm was.»
    Inzwischen war die Lache auf dem Boden zu einem kleinen See angewachsen.
    «He, wohin gehst du?»
    Eine Minute später drückte Nadine dem Kommissär eine Kleenexschachtel in die Hand.
    «Die Abwaschtücher sind alle, aber damit solltest du die Sauerei auch wegkriegen.»
    Schöne Hilfe. Fluchend wischte der Kommissär den Boden auf und warf die beiden leeren Pappbecher in den Abfalleimer.
    «Was willst du?»
    «Einen Cappuccino», murrte Ferrari kleinlaut.
    Nadine warf einen Jeton ein und das verdammte Ding produzierte den besten Cappuccino.
    «Hier! Gesponsert!»
    «Danke.
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