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Das Schweigen der Tukane

Das Schweigen der Tukane

Titel: Das Schweigen der Tukane
Autoren: Anne Gold
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Analysieren und Definieren ging ihm schwer auf den Geist. Frauen!
    «Wenn du nicht weiter über deine avantgardistische Existenz diskutieren willst, kommen wir besser zum Thema zurück. Koch ist etwa eins achtzig, blond, Brillenträger … du kennst ihn. Noldi hat ihn dir vor etwa einem Monat vorgestellt.»
    «Der Wachtmeister?»
    «Genau der.»
    «Ein sympathischer Mann. Weshalb erzählst du mir das eigentlich alles, Nadine?»
    «Kannst du nicht einmal mit ihm reden?»
    «Ich soll ihm seine … seine Freundin, wie heisst sie eigentlich?»
    «Nora.»
    «Ich soll ihm Nora ausreden?»
    «Nein … doch ja. Du musst ihn unbedingt warnen. Das wird nämlich kein Spaziergang. Eine solche Beziehung ist ein gefundenes Fressen für die Kollegen. Er muss sie ja nicht gleich heiraten. Wieso seid ihr Männer nur solche Romantiker? Als gäbe es kein Leben ausserhalb der heiligen Ehe! Bis dass der Tod uns scheidet, dass ich nicht lache. Aber egal, wenn es denn unbedingt sein muss, dann soll er von Basel wegziehen und mit ihr woanders ein neues Leben anfangen. Ich könnte mit meinem Paps reden. Der kennt jede Menge aus dem Polizeikorps in Bern und hat ziemlichen Einfluss.»
    Was sicher der Tatsache entsprach, zumal Nadines Vater einer der beliebtesten und angesehensten Nationalräte von Bern war.
    «Also, was ist? Sprichst du mit ihm?»
    «Wenns unbedingt sein muss.»
    Nadine schwirrte um den Tisch herum und küsste ihn auf die Wange.
    «Danke! Soll ich ihn gleich holen?»
    Packen wir den Stier bei den Hörnern. Ich werde mir die Zunge fusselig reden, während der Wachtmeister dasitzen und brav nicken wird. Dann macht er einen Abgang und hasst mich, weil ich ihm seine grosse Liebe ausreden wollte. Der Nutzen wird sich in Grenzen halten, gelinde ausgedrückt, doch wenigstens ist Nadine dann ruhiggestellt.
    «So nicht!»
    «Was meinst du?»
    «Dein Gesichtsausdruck spricht Bände. Du musst dich schon etwas anstrengen. Elan und Überzeugungskraft sind angesagt.»
    «Hm!»
    Ferrari zögerte, schliesslich ist jeder für sich selbst verantwortlich. Der Mann ist auf gutem Weg, steht auf der Leiter nach oben, Wachtmeister, wahrscheinlich bald Offizier. Wenn er unbedingt eine Dame aus dem Milieu heiraten will und sich der Konsequenzen bewusst ist, bitte, es ist sein gutes Recht. Selbst mit Nadine im Genick werde ich ihm seine Nora nicht madig machen können. Das ist auch nicht meine Aufgabe. Überhaupt, was geht mich dieser Koch an?
    «Na, was ist jetzt, Francesco? Soll ich ihn holen?»
    «Sagen wir in einer Stunde. Ich will mich noch auf das Gespräch vorbereiten. Damit eines klar ist, ich spreche ein einziges Mal mit ihm! Und wenn er an seiner Nora festhält, dann ist das Ding gelaufen.»
    «Schöner Vorgesetzter! Dir ist es vollkommen egal, was die Kollegen tuscheln. Koch, die Nutte und ihr Betriebsunfall!»
    «Wer sagt das?»
    «Das halbe Kommissariat. Hinter vorgehaltener Hand verspotten sie ihn. Du tust ihm keinen Gefallen, wenn du nur halbherzig an die Sache rangehst. Was treibst du hier eigentlich?»
    «Nichts, wieso?»
    «Du sitzt wie ein kleiner Junge da, der beim Spicken ertappt wurde.»
    «Unsinn!»
    Mit einer blitzartigen Bewegung riss sie Ferrari die Lottoscheine unter dem Arm weg.
    «Was ist denn das? Ein vom Spielteufel besessener Kommissär!»
    «Gib mir sofort die Lottoscheine zurück.»
    «Hol sie dir.»
    Ferrari sprang hoch, versuchte, Nadine festzuhalten. Blitzschnell riss sie sich los und rannte um den Tisch.
    «Was ist, alter Mann, keine Kondition?»
    Na warte. Ferrari spurtete los und stolperte über einen Stuhl.
    «Störe ich?»
    Der Kommissär rappelte sich hoch und setzte sich mit hochrotem Kopf an seinen Schreibtisch.
    «Überhaupt nicht, Herr Staatsanwalt.»
    «Ein kleines, neckisches Spielchen während der Bürozeit? Hasch mich oder so …»
    «Nicht … nicht, was Sie denken.»
    Nadine stellte lachend den Stuhl wieder an seinen Platz.
    «Und selbst wenn es so wäre, geht es Sie nichts an, Herr Borer.»
    «Nicht ganz, Frau Kupfer, nicht ganz. Immerhin sind Sie im Dienst, aber Schwamm drüber. Kennen Sie eine Nora Schüpfer?»
    «Nein!»
    «Ja!»
    «Was nun, ja oder nein?»
    «Nadine kennt sie, ich nicht», präzisierte Ferrari.
    «Stimmt es, dass sie mit einem Polizisten liiert ist?»
    «Das geht Sie doch wohl überhaupt nichts an.»
    «Werden Sie nicht frech, Frau Kupfer. Sonst ziehe ich andere Seiten auf. Vergessen Sie ja nicht, dass ich Sie hier mit Kommissär Ferrari in flagranti erwischt habe.»
    «Sie
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