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Das Schweigen der Tukane

Das Schweigen der Tukane

Titel: Das Schweigen der Tukane
Autoren: Anne Gold
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konnte man deutlich beobachten, war einige Wochen im Rückstand. Normalerweise blühte die Vegetation viel üppiger, aber es schien, als ob sie der Sache nicht so richtig traute und weiterhin Winterschlaf hielt.
    «Ähm!»
    «Ah, Arthur! Komm rein und setz dich. Seid ihr schon lange da?», wandte sich Ferrari an Nadine.
    «Lange genug. Was gibts da draussen so Spannendes?»
    «Regenwolken und einen verletzten Polizisten. Hoffentlich nichts Ernstes.»
    «Basti Schweiger», brummte Koch. «Er ist beim Aussteigen ausgerutscht und hat sich den Fuss verknackst.»
    Der Kommissär setzte sich zu Koch an den Klubtisch, während Nadine auf dem Chefsessel hin- und herwippte.
    «Thuri, es … es fällt mir nicht leicht, mit dir über den Mord an Grauwiler zu sprechen. Aber ich muss dir ein paar Fragen stellen. Ist Nora Schüpfer deine Freundin?»
    «Wir werden heiraten!»
    «Das freut mich. Ja, wirklich, du brauchst mich gar nicht so misstrauisch anzuschauen. Ich schätze Menschen, die zu ihrer Überzeugung stehen.»
    Koch wurde etwas lockerer.
    «Ist dir bewusst, dass Nora die Hauptverdächtige in diesem Mordfall ist?»
    «Sie ist keine Mörderin!»
    «Hat sie dir das gesagt?»
    «Nein! Ich versuche sie seit Stunden vergeblich zu erreichen. Sie reagiert einfach nicht. Nora bringt niemanden um.»
    «Aber es gibt einen Zeugen, der schwört, dass sie zum Zeitpunkt des Mordes aus dem Haus gerannt ist.»
    «Das leugne ich ja auch nicht, Nadine. Wir telefonierten heute früh miteinander. Sie bat mich, Julie, das ist Noras Tochter, am Mittag von der Schule abzuholen.»
    «Weshalb?»
    «Sie konnte nicht. Ein … wegen einem Termin.»
    «Wann genau hast du mit ihr gesprochen?»
    «Kurz nach sieben. Ich war ziemlich erstaunt, dass sie mich so früh anruft. Sie meinte, dass ausnahmsweise jemand um acht vorbeikäme.»
    «Was eigentlich ausserordentlich früh ist …»
    «… in diesem Metier. Du musst mich nicht schonen, Francesco. Ich stehe zu Nora und weiss von ihrem Beruf. Nicht, dass es mir egal ist, aber es ist nun mal so.»
    Damit war eine weitere Frage bereits beantwortet. Ferrari konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass er sich mit einer Frau einlassen würde, die mit Männern für Geld ins Bett ging. Das würde ihn rasend machen.
    «Wer hat Julie zur Schule gebracht?»
    «Rebecca Haller. Das ist Noras beste Freundin, sie kennen sich seit der Kindheit.»
    «Nach dem Gespräch um sieben meldete sie sich nicht mehr bei dir?»
    «Nein!»
    Ferrari blickte auf die Uhr.
    «Es ist kurz vor zwölf. Du wolltest doch Julie abholen?»
    «Noldi springt für mich ein. Julie kennt ihn und die Lehrerin auch. Er bringt Julie zu Rebecca.»
    «Wo wohnt Nora?»
    «In Bettingen, mitten im Dorf in einem grossen Einfamilienhaus. Eigentlich ganz in der Nähe der Badi.»
    «Woher kennst du Nora?»
    «Einer ihrer Freier war auf perverse Spielchen aus. Als Nora nicht mitmachen wollte, ging er auf sie los. Sie erstattete Anzeige und ich war derjenige, der das Protokoll aufnahm. So haben wir uns kennengelernt.»
    «Was wurde aus der Strafanzeige?»
    «Die wurde unter den Teppich gekehrt. Der Typ war ein Promi.»
    «Strafanzeigen kann man nicht einfach unter den Teppich kehren.»
    «Wo lebst du, Francesco? Dort draussen auf der Strasse geht es anders zu als hier in unseren geschützten Büros. Das solltest du eigentlich nach mehr als zwanzig Jahren wissen.»
    Nadine wurde unruhig, ihr Wippen schneller. Das Verhör lief nicht nach Wunsch. Ganz und gar nicht.
    «Wann war das?»
    «Vor acht Jahren, Nadine.»
    «Und seither trefft ihr euch regelmässig?»
    «Beinahe täglich. Ich bin schon fast bei ihr eingezogen.»
    «Hast du eine Vermutung, weshalb Grauwiler ermordet worden ist? Ich sage bewusst nicht, von Nora, obwohl es eigentlich auf der Hand liegt.»
    Ferrari schüttelte den Kopf. Psychologie war eindeutig nicht Nadines Stärke. In die Enge getrieben, bleibt oft nur noch der Angriff.
    «Keine Ahnung! Sie war es nicht, Nadine», Koch schlug wie ein trotziger Junge mit der Faust auf Ferraris Klubtisch. «Sie ist der liebenswerteste Mensch auf dieser Welt. Trotz all der Vorurteile», er blickte dabei zu Ferrari hin, «mit denen sie täglich konfrontiert wird.»
    «Nora war keine normale Prostituierte, eher eine Edelnutte. Richtig?»
    Kochs Augen funkelten.
    «Ja … es verkehrten ziemlich viele Promis bei ihr.»
    Nadine wippte noch immer mit dem Stuhl.
    «Kannst du uns eine Liste von den Promis machen?»
    «Ich … ich kenne diese Leute
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