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Das Schweigen der Tukane

Das Schweigen der Tukane

Titel: Das Schweigen der Tukane
Autoren: Anne Gold
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ja angerufen. Würde mich nicht wundern. Ein Polizist und eine Prostituierte. Das gefällt mir überhaupt nicht. Ich werde diesen Koch zu mir ins Büro zitieren.»
    «Das übernehmen wir, Herr Staatsanwalt.»
    «Ganz wie Sie wollen, Ferrari. Mir solls recht sein. Wenn Sie erlauben, möchte ich noch auf eine Kleinigkeit bei den Untersuchungen hinweisen …»
    «… wir sollen diskret ermitteln, zumal es sich um unseren beliebtesten Nationalrat handelt, der in die ewigen Jagdgründe geschossen wurde.»
    «In die Ewigkeit gestochen wurde, um bei Ihrem Vergleich zu bleiben, meine Beste. Sie haben es allerdings auf den Punkt gebracht. Ich könnte es nicht trefflicher formulieren. Ich erwarte also absolute Diskretion in diesem äusserst heiklen Fall.»
    «Ein Parteifreund?»
    «Nein, zum Glück nicht. Aber eine hoch angesehene Persönlichkeit unserer Stadt.»
    «Es wird Ihnen nicht leicht fallen, der Presse zu erklären, weshalb er seinen Schniedelwutz bei einer Prostituierten schwenkte.»
    «Ich muss doch sehr bitten, Frau Kupfer. Ihre Wortwahl passt überhaupt nicht zu einer Lady. Um die Presse kümmere ich mich, da machen Sie sich mal keine Gedanken. Der Fall ist jedoch nicht ganz einfach», Borer wischte sich mit einem Kleenex den Schweiss von der Stirn, «Sie müssen sich zu zwei verschiedenen Tatorten begeben.»
    «Zwei Tatorte?»
    «Nora Schüpfer arbeitete in einem Luxusappartement in der Lerchenstrasse.»
    «Wo der Mord begangen wurde?»
    «So scheint es, Ferrari. Die Leiche wurde hingegen in Grauwilers Büro am Nadelberg gefunden.»
    «Woher wissen Sie das?»
    «Von Hanspeter Sonderegger, einem Bekannten aus der Politik. Angeblich liess sich Grauwiler an die Lerchenstrasse fahren, wo sein Chauffeur im Auto wartete und diese Nora Schüpfer aus dem Haus rennen sah. Als sein Chef nach einer gewissen Zeit nicht zurückkam, ging er in die Wohnung und fand Grauwiler tot auf dem Bett. Anstatt die Polizei anzurufen, informierte er Hanspeter Sonderegger.»
    «Wer ist das?»
    «Der Vorsitzende von Grauwilers Partei. In einer Kurzschlusshandlung brachte Sonderegger mithilfe einiger Freunde die Leiche in Grauwilers Büro. Ziemlich verworrene Angelegenheit. Sonderegger informierte mich zu spät. Er weiss, dass er sich total falsch verhalten hat, aber das lässt sich jetzt nicht mehr korrigieren.»
    Ferraris Stirn lag in Falten. Nur zu hoffen, dass unser lieber Herr Staatsanwalt bei diesem genialen Plan nicht beteiligt war. Möglich wäre es. Ein Ablenkungsmanöver, damit ja niemand von der Presse an Grauwilers Lack kratzen kann.
    «Schauen Sie mich nicht so an, Ferrari. Ich weiss genau, was Sie jetzt denken. Sie irren sich. Mir ist auch nicht wohl bei der Sache, deshalb möchte ich auch den Fall in Ihre bewährten Hände legen.»
    «Dann wollen wir mal. Komm, Nadine, wir schauen uns den Tatort an.»
    «Aber bitte diskret!», seufzte Borer.
    «Unser zweiter Vorname heisst Diskretion!»
    Nadine klopfte dem Staatsanwalt auf die Schulter und reichte ihm beim Vorbeigehen ein weiteres Kleenex.
    Nachdem Nadine ihren Kollegen Noldi, den IT-Spezialisten, kurz orientiert hatte, fuhren sie ins Gundeldingerquartier zum Tatort.
    «Alles Vogelnamen. Amselstrasse, Drosselstrasse … ah, da ist die Lerchenstrasse.»
    Der Rechtsmediziner Peter Strub und sein Team waren bereits an der Arbeit.
    «Ciao, Francesco! Hallo, Nadine! Du siehst heute wieder sensationell aus!»
    «Danke für das Kompliment, Peter. Soll ich dir ein Geheimnis verraten?»
    «Na klar, ich kann schweigen wie ein Grab.»
    «Ich sehe immer sensationell aus.»
    «Du bist ja ganz schön eingebildet, wenn auch zu Recht … Kommen wir zum Fall. Wir haben mit dem Lokalaugenschein und der Spurensicherung begonnen und jede Menge Fingerabdrücke entdeckt. Wahrscheinlich von den Idioten, die Peter Grauwiler weggeschleppt haben. Mich wundert, dass niemand etwas bemerkt hat. Da wird ein Toter in eine Decke gewickelt, mit dem Lift in die Tiefgarage gebracht und in ein Auto verfrachtet. Wie in einem schlechten Krimi. Wenn ihr den Weg der Leiche verfolgen wollt, müsst ihr nur den Blutspuren nach.»
    «Wo ist der Tote jetzt?»
    «Der liegt bestimmt schon auf meinem Tisch und wartet auf die Obduktion. Zum Glück haben die Toten eine Engelsgeduld», Strub kicherte. «Ich sehe schon, das ist nicht euer Humor. Gut. Also, wir waren zuvor am Fundort des Opfers, wo wir auch die Tatwaffe sichergestellt haben. Ich habe meinen Leuten gesagt, dass sie Grauwilers Computer mitnehmen, wenn sie mit den
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