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Das Schmetterlingsmädchen - Roman

Das Schmetterlingsmädchen - Roman

Titel: Das Schmetterlingsmädchen - Roman
Autoren: Laura Moriarty
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hellbraunes Haar war noch voll und dicht. Sie spähte lange genug zu den Schreibkräften, um zu bemerken, dass deren volle Aufmerksamkeit auf ihr ruhte, als wäre sie die Heldin in einem Stummfilm. Als Alan sich vorbeugte, um sie auf die Wange zu küssen, nahm sie leichten Zigarrenduft wahr. Cora glaubte zu hören, wie jemand einen Seufzer ausstieß.
    »Du bist nass«, stellte er ein wenig tadelnd fest und strich mit zwei Fingern über ihre Hutkrempe.
    »Gerade nieselt es nur, aber es kann jeden Moment wieder losgehen«, erwiderte sie leise. »Ich bin vorbeigekommen, um dich zu fragen, ob ich dich im Auto mitnehmen soll. Ich wollte nicht stören.«
    Es sei keine Störung, versicherte er ihr. Er machte sie mit den beiden Schreibkräften bekannt und lobte ihre Tüchtigkeit, während er sie schon mit einer Hand auf ihrer Taille sanft in Richtung Büro schob. Es seien ein paar Leute da, die er ihr gern vorstellen würde, sagte er, neue Klienten von der Öl-und Gasgesellschaft. Drei Männer erhoben sich, als sie eintrat, und Cora grüßte sie alle höflich und versuchte, sich ihre Gesichter und Namen einzuprägen. Sie seien erfreut, sie kennenzulernen, sagte einer von ihnen; ihr Mann habe in den höchsten Tönen von ihr gesprochen. Cora gab sich überrascht, und ihr Lächeln war so gut einstudiert, dass es echt wirkte.
    Und dann war es fünf und Zeit zu gehen. Alan schüttelte Hände, setzte seinen Hut auf, nahm seinen Schirm aus dem Ständer und entschuldigte sich im Scherz für seinen übereilten Aufbruch. Die Männer lächelten ihn und Cora an. Einer schlug ein Treffen vor. Seine Frau könne Cora anrufen, um sich zu erkundigen, an welchem Abend es passen würde. »Das wäre sehr schön«, sagte sie.
    Als sie nach draußen kamen, regnete es wieder stärker. Alan bot ihr an, den Wagen zu holen und direkt vor dem Eingang zu warten, aber sie sagte, es sei in Ordnung, wenn sie sich den Schirm teilen könnten. Eng aneinandergeschmiegt und mit gesenkten Köpfen liefen sie zusammen zum Wagen. Er hielt ihr die Tür auf, reichte ihr seinen Arm, als sie einstieg, und hielt ihr den Schirm über den Kopf, bis sie wohlbehalten auf dem Beifahrersitz saß.
    Im Wagen gingen sie durchaus liebevoll miteinander um, obwohl die Stimmung zwischen ihnen immer anders war, wenn sie allein waren. Sie erzählte ihm von der Bibliothek und der Kinderabteilung, und er gratulierte ihr zu ihrer guten Tat. Sie gestand, dass sie den Großteil des Tages nicht zu Hause gewesen war. Sie könne etwas Suppe zum Abendessen aufwärmen, und, da sie auf dem Markt eingekauft hatte, einen guten Salat machen, und Brot sei auch da. Eine leichte Mahlzeit wäre für ihn in Ordnung, meinte er. Es sei nicht mehr dasselbe, sich jetzt ohne die Jungs zu einem großen Essen an den Tisch zu setzen, aber daran sollten sie sich lieber gewöhnen. Außerdem, fügte er hinzu, könnten sie später ins Kino gehen. Cora stimmte erfreut zu. Alan war der einzige Ehemann, den sie kannte, der sich alles mit ihr anschaute und sogar den Film Der Scheich durchgehalten hatte, ohne über Valentino die Augen zu verdrehen. In dieser Hinsicht hatte sie Glück. Sie hatte in vielerlei Hinsicht Glück.
    Dennoch räusperte sie sich. »Alan, kennst du Leonard Brooks?«
    Sie wartete auf sein Nicken, obwohl sie die Antwort bereits kannte. Alan kannte alle anderen Anwälte in der Stadt.
    »Nun, seine älteste Tochter ist an einer Tanzschule in New York aufgenommen worden«, sagte sie. »Ihm und seiner Frau wäre es lieb, wenn eine verheiratete Frau sie begleiten könnte. Für den Monat Juli und einen Teil vom August.« Sie presste die Lippen zusammen. »Ich denke, ich mache es.«
    Sie warf ihm einen kurzen Blick zu und sah seinen überraschten Gesichtsausdruck, bevor sie aus dem Seitenfenster schaute. Sie waren fast zu Hause und fuhren durch baumgesäumte Straßen, vorbei an den hübschen Häusern und gepflegten Vorgärten ihrer Nachbarn. Es gab viel, was sie in ihrer Abwesenheit versäumen würde: Clubabende und Teegesellschaften und das Sommerpicknick in den Flint Hills. Wahrscheinlich würde sie auch die Geburt des vierten Kinds einer Freundin verpassen, was ärgerlich war, da sie als Taufpatin vorgesehen war. Sie würde ihre Freunde und Bekannten vermissen und natürlich Alan. Und diese vertrauten Straßen. Aber ihre Welt würde es immer noch geben, wenn sie zurückkam, und es war eine einmalige Chance für sie.
    Alan sagte nichts, bis er vor dem Haus stehen blieb. Als er sprach, war seine Stimme
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