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Das Schlangenmaul

Titel: Das Schlangenmaul
Autoren: Jörg Fauser
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stört. Es ist nur dieser lächerliche Scheck. Das Geld ist es, was dich stört. Komm doch, Harder. Ich hab noch viel mehr davon. Der Prinz hat es falsch angefangen, er hat sich auch vom Geld verwirren lassen. Komm, Harder, ich sag dir, wie du es richtig machen kannst. Ich helf dir, ihn zu vernichten.«
    »Myslisch?«
    »Den Vater«, keuchte sie.
    In diesem Augenblick klingelte es an der Wohnungstür. Ich war richtig dankbar dafür.
    »Ich muß jetzt Schluß machen.«
    »Rufst du mich wieder an?«
    »Ich glaube nicht«, sagte ich und legte auf.
    An der Tür linste ich durch den Spion, aber da ich ihn nicht geputzt hatte, konnte ich immer noch nicht erkennen, wer draußen stand. Es war Wiglaff, der Steuerfahnder. An manchen Tagen kommt alles zusammen. Er knipste sein Lächeln an wie ein Quizmeister, der ins Fernsehstudio tritt.
    »Kommen Sie rein«, sagte ich.
    »Waren Sie gerade bei der Arbeit, Herr Harder?«
    »Warum?«
    »Sie haben so einen Blick.«
    »Woher wissen Sie denn, was für einen Blick ich bei der Arbeit habe?«
    »Ich bin doch Spezialist für freie Berufe«, sagte Wiglaff und bewunderte wieder die Aussicht durchs Küchenfenster. »Da wird ja nun ein Neubau entstehen. Bestimmt Eigentumswohnungen, Herr Harder. Wenn Sie wieder zu Geld kommen, sollten Sie sich überlegen, ob Sie sich nicht eine Eigentumswohnung kaufen. Das Bauherrenmodell ist ja nicht mehr angesagt, aber es ist immer noch steuerlich sehr empfehlenswert, in den eigenen vier Wänden zu wohnen.«
    »Herr Wiglaff«, sagte ich, »können wir es kurz machen? Ich bin nämlich tatsächlich am Arbeiten.«
    »Na bitte. Eine neue Serie?«
    »Eher ein politischer Essay.«
    »Das hört sich ja beinhart an. Macht sich das denn auch bezahlt?«
    Ich hatte den Scheck auf dem Küchentisch liegen gelassen. Wiglaff lief fast der Sabber aus dem Mund, so gierig war er danach.
    »Wenn man seine Gedanken zur Politik zusammenfassen und vertiefen will«, sagte ich, »dann fragt man nicht, ob sich das auch finanziell lohnt.«
    »Bei Ihren Steuerschulden sollten Sie das aber, Herr Harder. Wie steht es denn? Könnten Sie eine gewisse Teilzahlung leisten?«
    Ich nahm den Scheck und betrachtete ihn. Wiglaff leckte sich die Lippen. Drüben krachte es wieder.
    »Der ist leider faul«, sagte ich und zerriß den Scheck.
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