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Das Schiff der Hoffnung

Das Schiff der Hoffnung

Titel: Das Schiff der Hoffnung
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Dr. Zeijnilagic war herzlich.
    »Gott segne Sie«, sagte Dr. Zeijnilagic und legte die Hände auf Claudias Kopf. »Und glauben Sie ganz fest daran, daß Sie gesund werden.«
    Dabei sah er Frank Hellberg an, und Frank erkannte die Sorge in seinen Augen.
    »Es ist schon viel besser geworden, Doktor«, sagte er. »Wenn Claudia hustet, hat sie nicht mehr diese stechenden Schmerzen. Sie ißt mit Appetit – und sehen Sie nur ihr Gesicht! Sie hat sogar leicht rote Backen. Sie fühlt sich viel wohler als zuvor; so wohl, wie seit zwei Jahren nicht mehr!«
    »Das ist ein gutes Zeichen.« Dr. Zeijnilagic sah Claudia lange stumm an. Er fühlte ihr den Puls, maß den Blutdruck, kontrollierte die Durchblutung der Schleimhäute und bat sie, sich noch einmal auszuziehen. Zum letztenmal hörte er sie mit dem Membranstethoskop ab. Ein zartes, zerbrechliches Körperchen von porzellanhafter Schönheit. »Sie haben Monate wieder aufgeholt«, sagte er, als Claudia wieder angezogen war. »Ich bin ehrlich glücklich. Ich hätte es selbst nicht erwartet.«
    »Ihr HTS, Doktor«, sagte Hellberg heiser vor Ergriffenheit.
    »Oder die Liebe.« Dr. Zeijnilagic lächelte und reichte beiden die Hand. »Man hat die therapeutischen Möglichkeiten der Liebe noch nicht gründlich erforscht. Aber es wird noch kommen! Ich behaupte, daß die Liebe wichtiger ist als mancher Berg verschluckter Tabletten.«
    Er brachte Claudia und Frank bis auf die Obala-Straße und winkte ihnen nach, bis sie in die Straße zum Hotel Beograd einbogen.
    Ein großer, einfach gekleideter Mann, dem niemand ansah, was er für die Menschheit bedeuten könnte.
    Dann trat er zurück in sein Haus Nr. 40, stieg die schmuddelige Treppe hinauf zum zweiten Stockwerk und betrat wieder seine bescheidene Wohnung. Großmutter Naifa kochte, Meliha, die älteste Tochter, deckte den Tisch. Emina, seine Frau, ordnete die Post.
    Dreiundzwanzig Briefe aus allen Ländern.
    Bitte, schicken Sie uns HTS.
    Doktor, helfen Sie …
    Der Tag ging weiter.
    2300 v. Chr. Geburt, im Neolithikum, wohnten schon Menschen an der Miljacka und an der Zeljeznica. Butmir nannten sie ihr erstes Dorf.
    Seitdem waren 4.265 Jahre vergangen. Und 5.000 würden noch kommen.
    Was bedeutet da dieser Tag im Leben Dr. Zeijnilagics, ein Tag, an dem er sah und hörte, daß sein Mittel HTS wieder einen Erfolg hatte …
    Auch Karl und Erika Haußmann verließen in diesen Tagen Mostar. Sie flogen nach Triest und wollten von dort übersetzen nach Venedig. Ihren Wagen würde ein Chauffeur abholen.
    Professor Kraicic verabschiedete Erika wie eine eigene Tochter; Karl Haußmann nahm er noch einmal zur Seite.
    »Noch eins«, sagte er mit allem Ernst. »Ihre Frau wird nach dieser Operation – wir mußten ja eine Totalexstirpation machen – zunehmen. Sie wird fülliger werden. Das ist kein Anlaß, nach Schlanken zu sehen! Es ist das Opfer, das Ihre Frau bringt, um für Sie völlig gesund zu sein.«
    »Ich weiß, Herr Professor.« Haußmann spürte wieder Scham in sich aufsteigen. »Unsere Ehe wird mustergültig sein.«
    Kraicic gab Haußmann die Hand. Es war wie ein Eid zwischen den Männern.
    Lord Rockpourth ließ es sich nicht nehmen, die Haußmanns in seinem inzwischen reparierten Rolls zum kleinen Flugplatz zu fahren. Der Chauffeur und Haußmann führten Rockpourth zum Wagen, dort setzte er sich, klopfte gegen die Tür und begann wieder zu kommandieren.
    »Los! Immer diese langen Abschiede. Das ist zum Kotzen! Fahr, du Träne!« Er stieß den Chauffeur in den Rücken und schimpfte die ganze Fahrt über auf das Personal, insbesondere auf die Chauffeure, die alle Gauner seien und Benzin verkauften, das sie aus dem Tank der Herrschaftswagen zögen.
    Und dann blieb auch Lord Rockpourth zurück und wurde Erinnerung. Auf dem Flugplatz stand er, noch immer eine Mumie, aber er konnte wenigstens wieder aufrecht gehen, stützte sich auf seinen Chauffeur und winkte mit seinen Mumienfingern dem kleinen, sechssitzigen Flugzeug nach, das schnurrend in die Luft stieg. Hinter den Fenstern winkten Karl und Erika Haußmann zurück.
    »Ob wir ihn wiedersehen?« fragte sie, als sie in einiger Entfernung noch einmal an ihm vorbeiflogen.
    »Wir sollen nächstes Jahr nach England kommen.«
    »Willst du das?«
    »Ich weiß nicht. Wer kann sagen, was nächstes Jahr ist.«
    »Ob er dann noch lebt.«
    »Es scheint, er gehört zu den Unsterblichen.«
    Das kleine Flugzeug hob vom Boden ab, schwebte in den blauen Himmel, stieg den wenigen, weißen, geballten
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