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Das Schicksal ist ein mieser Verräter (German Edition)

Das Schicksal ist ein mieser Verräter (German Edition)

Titel: Das Schicksal ist ein mieser Verräter (German Edition)
Autoren: John Green
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und drängelten sich alle in die Küche. Ich stand auf, umarmte beide Schwestern und sah zu, wie die Kinder durch die Küche rannten mit ihrem so dringend gebrauchten Überschuss an Lärm und Bewegung, aufgeregte Moleküle, die gegeneinanderstießen, und riefen: »Du bist dran nein du bist dran nein ich war dran, ich hab dich gekriegt nein du hast mich nicht gekriegt aber jetzt hab ich dich nein Blödarsch Spielstopp DANIEL NENN DEINEN BRUDER NICHT BLÖDARSCH Mom wenn ich es nicht sagen darf wieso hast du es grade gesagt Blödarsch Blödarsch«, und dann im Chor » Blödarsch Blödarsch Blödarsch Blödarsch «, und am Tisch hielten sich Gus’ Eltern endlich an den Händen, was mich tröstete.
    »Isaac hat mir gesagt, Gus hätte was geschrieben, etwas für mich«, sagte ich. Die Kinder sangen immer noch das Blödarsch-Lied.
    »Wir können auf seinem Computer nachsehen«, schlug seine Mutter vor.
    »Er hat ihn in den letzten Wochen nicht mehr viel benutzt.«
    »Stimmt. Ich weiß nicht mal, ob wir ihn mit nach oben gebracht haben. Ist der Laptop noch im Keller, Mark?«
    »Keine Ahnung.«
    »Na ja«, sagte ich, »kann ich …« Ich zeigte zur Kellertür.
    »Wir sind noch nicht bereit dafür«, sagte sein Vater. »Aber natürlich, Hazel. Natürlich kannst du.«
     
    Ich ging nach unten, vorbei an seinem ungemachten Bett, vorbei an den leeren Spielsesseln vor dem Fernseher. Der Computer war noch an. Ich bewegte die Maus, um ihn aufzuwecken, und suchte nach den zuletzt geänderten Dateien. Nichts aus den letzten drei Monaten. Der jüngste Text war ein Aufsatz über Toni Morrisons Sehr blaue Augen .
    Vielleicht hatte er etwas von Hand geschrieben. Ich ging zu seinem Bücherregal und suchte nach einem Tagebuch oder Notizblock. Nichts. Ich blätterte seine Ausgabe von Ein herrschaftliches Leiden durch. Es war keine einzige Anmerkung darin.
    Ich versuchte es an seinem Nachttisch. Neben der Nachttischlampelag Unendliches Chaos , die neunte Fortsetzung von Preis der Morgenröte , mit einem Eselsohr auf Seite 138. Er hatte es nicht bis zum Ende des Buchs geschafft. »Spoilerwarnung: Das Chaos überlebt«, sagte ich laut zu ihm, für den Fall, dass er mich hören konnte.
    Und dann kroch ich in sein ungemachtes Bett und rollte mich in seine Decke wie in einen Kokon und tauchte in seinen Geruch ein. Ich nahm die Nasenstöpsel raus, um besser riechen zu können, und atmete ihn ein und atmete ihn aus, doch der Duft wurde schwächer, noch während ich dalag, und meine Brust brannte, bis ich nicht mehr wusste, welcher Schmerz welcher war.
    Irgendwann setzte ich mich auf und steckte mir den Schlauch in die Nase und atmete eine Weile, bevor ich wieder die Treppe nach oben ging. Als seine Eltern mich erwartungsvoll ansahen, schüttelte ich nur den Kopf. Die Kinder rannten an mir vorbei. Eine von Gus’ Schwestern – ich verwechselte sie immer – sagte: »Mom, willst du, dass ich mit ihnen raus auf den Spielplatz gehe oder so was?«
    »Nein, nein, schon gut.«
    »Kann er irgendwo einen Notizblock gehabt haben? Neben dem Krankenhausbett oder so was?« Das Bett hatten sie schon abgeholt, das Hospiz brauchte es wieder.
    »Hazel«, sagte sein Vater. »Du warst jeden Tag bei uns. Du … Er war nicht viel allein, Liebes. Er hätte keine Zeit gehabt, irgendwas zu schreiben. Ich weiß, du willst … Das will ich auch. Aber die Botschaften, die er uns schickt, kommen jetzt von oben, Hazel.« Er zeigte zur Decke, als würde Gus direkt über dem Haus schweben. Vielleicht tat er das. Ich wusste es nicht. Jedenfalls spürte ich seine Gegenwart nicht.
    »Ja«, sagte ich. Ich versprach, sie in ein paar Tagen wieder zu besuchen.
    Seinen Duft roch ich nie wieder.

KAPITEL VIERUNDZWANZIG
     
    Drei Tage später, am elften Tag n. G., rief Gus’ Vater mich morgens an. Ich hing noch am BiPAP, deshalb ging ich nicht ans Telefon, aber ich hörte die Nachricht ab, sobald das Handy piepte. »Hazel, hallo, hier ist Gus’ Vater. Ich habe so ein, also, ein schwarzes Notizbuch gefunden, in dem Zeitschriftenständer, der in der Nähe vom Bett stand, ich glaube, nah genug, dass er rankam. Leider steht nichts drin. Alle Seiten sind leer. Aber die ersten – ich glaube, drei oder vier – die ersten Seiten wurden rausgerissen. Wir haben hier danach gesucht, aber die Seiten nicht gefunden. Also, wir wissen nicht, ob es was zu bedeuten hat. Aber vielleicht waren die Seiten das, wovon Isaac gesprochen hat? Na ja, ich hoffe, dir geht es einigermaßen. Du bist jeden Tag in
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