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Das Schicksal ist ein mieser Verräter (German Edition)

Das Schicksal ist ein mieser Verräter (German Edition)

Titel: Das Schicksal ist ein mieser Verräter (German Edition)
Autoren: John Green
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isst zu Abend.«
    Aus irgendeinem Grund wurde ich sauer. »Ich kann nicht essen, Mom. Ich kann nicht. Okay?« Ich versuchte, mich an ihr vorbeizuschieben, aber sie nahm mich an beiden Schultern und sagte: »Hazel, du isst zu Abend. Du muss gesund bleiben.«
    »NEIN!«, schrie ich. »Ich esse nicht zu Abend, und ich kann nicht gesund bleiben, weil ich nicht gesund bin. Ich sterbe, Mom. Ich werde sterben und dich allein lassen, und dann hast du keinen mehr, um den du dich kümmern kannst, und du bist keine Mutter mehr, und es tut mir echt leid, aber ich kann nichts dagegen machen, okay?«
    Ich bereute es, sobald ich es ausgesprochen hatte.
    »Du hast es gehört.«
    »Was?«
    »Hast du gehört, wie ich das zu deinem Vater gesagt habe?« Ihr kamen die Tränen. »Hast du?« Ich nickte. »O Gott, Hazel. Es tut mir so leid. Das war falsch, Liebes. Es stimmt überhaupt nicht. Ich habe es in einem verzweifelten Moment gesagt. Aber ich glaube es gar nicht.« Sie setzte sich, und ich setzte mich mit ihr. Ich dachte, ich hätte ihr lieber die Pasta entgegenkotzen sollen, statt sauer zu werden.
    »Was glaubst du dann?«, fragte ich.
    »Ich bin immer deine Mutter, solange einer von uns am Leben ist«, sagte sie. »Selbst falls du stirbst, bin ich …«
    » Wenn ich sterbe.«
    Sie nickte und schluckte. »Selbst wenn du stirbst, bin ich immer noch deine Mutter, Hazel. Ich höre nie auf, deine Mutter zu sein. Hast du aufgehört, Gus zu lieben?« Ich schüttelte den Kopf. »Wie könnte ich dann aufhören, dich zu lieben?«
    »Okay«, sagte ich. Mein Vater tauchte am anderen Ende der Couch auf. Er weinte richtig. »Ich will nur, dass ihr beide weiterlebt. Ich habe Angst, dass ihr euer Leben aufgebt, dass ihr den ganzen Tag hier rumsitzt und die Wand anstarrt und am liebsten tot wärt.«
    Nach einer Weile sagte Mom: »Ich habe ein Fernstudium angefangen. Online, an der Indiana University. Ehrlich gesagt habe ich gar nicht nach Rezepten gesucht. Ich schreibe eine Hausarbeit.«
    »Im Ernst?«
    »Ich wollte nicht, dass du denkst, ich würde mir eine Welt ohne dich vorstellen. Aber wenn ich einen Abschluss in Sozialpädagogik mache, kann ich Familien in Krisensituationen beraten oder Gruppen leiten für Familien, die mit Krankheiten zu tun haben …«
    »Warte, du willst so eine Art Patrick werden?«
    »Na ja, nicht ganz. Aber es gibt viele Möglichkeiten auf dem Gebiet.«
    Dad sagte: »Wir hatten beide Angst, dass du dich im Stich gelassen fühlen würdest. Es ist uns so wichtig, dass du weiß, dass wir immer für dich da sind, Hazel. Deine Mutter geht nirgendwohin.«
    »Aber das ist gut. Das ist super!« Ich lächelte richtig. »Mom wird ein Patrick. Sie wird ein toller Patrick! Sie wird ein viel besserer Patrick als er selbst.«
    »Danke, Hazel. Das bedeutet mir sehr viel.«
    Ich nickte. Ich weinte. Es war unglaublich, wie erleichtert ich war, und zum ersten Mal seit Urzeiten weinte ich echte Freudentränen, als ich mir meine Mutter als Patrick vorstellte. Ich musste an Annas Mutter denken. Sie wäre auch eine gute Sozialpädagogin geworden.
    Nach einer Weile machten wir den Fernseher an und sahen America’s Next Top Model . Aber nach fünf Sekunden drückte ich auf Pause, weil ich lauter Fragen an Mom hatte. »Wie weit bist du schon?«
    »Wenn ich im Sommer eine Woche nach Bloomington fahre, könnte ich im Dezember fertig sein.«
    »Und wie lange hältst du das schon vor mir geheim?«
    »Ein Jahr.«
    » Mom. «
    »Ich wollte dir nicht wehtun, Hazel.«
    Unglaublich. »Also hast du immer, wenn du vor dem College oder der Selbsthilfegruppe oder sonst wo auf mich gewartet hast …«
    »Ja, gelernt oder gelesen.«
    »Das ist so toll. Wenn ich tot bin, dann will ich, dass du weißt, dass ich jedes Mal, wenn du jemanden aufforderst, sich der Gruppe mitzuteilen, im Himmel für dich seufze.«
    Mein Vater lachte. »Da mach ich mit, Kleines«, versicherte er mir.
    Am Ende sahen wir America’s Next Top Model . Mein Vater gab sich echte Mühe, nicht vor Langeweile zu sterben, und brachte ständig durcheinander, welches Mädchen wer war.
    »Mögen wir die?«, fragte er.
    »Nein, nein«, erklärte Mom. »Wir hassen Anastasia. Wir mögen Antonia , die andere Blonde.«
    »Sie sind alle groß und grauenhaft«, entgegnete Dad. »Verzeiht mir, wenn ich einfach keinen Unterschied sehe.« Er griff über mich hinweg nach Moms Hand.
    »Meint ihr, ihr beiden bleibt zusammen, wenn ich sterbe?«, fragte ich.
    »Wie bitte, Hazel? Schätzchen.« Sie suchte nach
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