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Das Schattenreich von Morin

Das Schattenreich von Morin

Titel: Das Schattenreich von Morin
Autoren: Jan Niens & Kai Niens
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Küste des rauschenden Nordmeeres reichten, gelangweilt schaute er den Schafen zu, wie sie Kräuter und Gras weideten.
    Sanfter Wind trieb Wolken über das Land, streichelte sein noch jugendhaftes Gesicht.
    Helle, grüne Hügel, besäumt von kleinen Felsfindlingen, erstreckten sich westlich des Tales, vereinzelte Birken, kleine Wälder und frisches Gras waren charakteristisch für diese Gegend.
    Bienen und Insekten schwirrten emsig auf den Graswiesen, um Honig und Nektar für den bevorstehenden Winter zu sammeln, Vogelgezwitscher begleitete Lorbo.
    Sein Onkel Gotar begleitete ihn wie jeden Tag, gemeinsam trieben sie die Schafe an den kleinen Bach, beim Dahintrotten träumte Lorbo wieder einmal von Abenteuern, Gefahren und fragte sich, ob er zum Bauern berufen sei.
    Die Welt schien für den neunzehnjährigen Lorbo ungerecht, die tägliche Arbeit mit den Schafen machte ihm nichts aus, aber immer öfter träumte er, dass hinter dem Nordmeer auf dem Festland er sich bei Hofe eines Königs verdient machen könnte.
    In einem fernen Land sah er seine Zukunft.
    Er würde Soldat oder Fährtenleser wie einst sein Onkel werden.
    Ja, Abenteuer und Gefahren, ein Held, ein Soldat, so etwas schwirrte ihm seit längerer Zeit durch den Kopf, Gefahren bestehen, Völker und andere Kulturen kennenlernen.
     
    Gotar beobachtete seinen Jungen, wie es Elben nur vermochten, nicht mit den Augen, sondern mit seiner Aura. Er konnte spüren, was in diesem jungen Mann vorging.
    Gotar hatte Lorbo vor neunzehn Jahren am Ufer des Nordmeeres gefunden, er hatte sich seiner angenommen und ihn großgezogen.
    Seine Augen waren stahlblau wie bei Elben, seine Nase wie die eines Menschen, doch die Ohren sahen wieder elbenartig spitz aus.
    Er war hoch gewachsen für sein junges Alter, von schlanker, muskulöser Statur und hatte eine stattliche Größe im Vergleich zu anderen seiner Altersgruppe; das war nach Elben-Maßstäben riesig.
    Die meisten Elben waren von schlanker, eleganter Gestalt, Gotar musste schmunzeln, denn sein Windelkind hatte sich in allen Eigenschaften, was für Elben wichtig war, prächtig entwickelt. Gotar dachte: Noch zwei, drei Jahre und es wäre an der Zeit für Lorbo, ans Heiraten zu denken. Dennoch fiel Lorbo auf, denn im Gegensatz zu den Elben hatte Lorbo schwarzes Haar, wie bei den Südländern; dort lebte das Volk der Menschen. Es war schön, dass Lorbo von dem anderen Teil seines Erbes einiges abbekommen hatte, er vereinte alle positiven Eigenschaften der beiden Rassen, die der Elben und die der Menschen.
    Lorbo war robuster als die Elben gebaut, er verfügte über die Sehkraft der Elben, hatte die Stärke der Menschen, mit seinen buschigen Augenbrauen sah er viel älter aus, als er war.
    Er trug die weite Arbeitskleidung der Inselbewohner, Gotar besann sich, wie Lorbo als Kind natürlich hin und wieder wegen seines anderen Aussehens von seinen gleichaltrigen Freunden in der Dorfschule und von den Nachbarkindern gehänselt wurde, doch Lorbo hatte schnell gelernt, sich durchzusetzen.
    Es war dem Jungen schnell gelungen, Freundschaften zu schließen; ein Außenseiter war er bei Weitem nicht.
    Seine Lehrer behandelten ihn wie jeden anderen. Unter Elben gab es keine Diskriminierung oder dergleichen.
    Gotar stupste seinen angenommenen Sohn: »Über was grübelst du wieder nach?«
    »Ach nichts.« Sein Onkel grinste.
    »Junge, mach mir nichts vor, ich weiß, du träumst wieder einmal von Abenteuer und Gefahren, aber sei froh, dass du so ein ruhiges Leben führen kannst. Das Leben und Schicksal gibt und nimmt, und die Zeit wird dir schon manches Abenteuer zu bieten haben, sei dir dessen sicher.«
    Ein wenig aus seinen Träumen gerissen verzog Lorbo das Gesicht.
     
    »Das kann man leicht sagen, du warst Gardist, Soldat und hast manche Abenteuer erlebt. Ich dagegen werde wahrscheinlich nie so eine Gelegenheit bekommen!« Gotar legte seine Hand auf Lorbos Schulter »Oh ja, ich habe meine Abenteuer erlebt, Lorbo, und manches möchte ich nicht missen!
    Doch vieles war und kam dann ganz anders, als ich mir es vorgestellt habe, deine Träumereien sind ein Trugbild.«
    Nachdenklich über Gotars Worte schwieg Lorbo, doch ärgerte er sich über die Worte seines Onkels. »Wir sollten etwas essen, was meinst du, Lorbo?« Sie nahmen ihre Rucksäcke ab und aßen ihren üblichen Schafskäse, etwas Obst und das würzige Fenchelbrot, tranken frische Schafsmilch zu ihrem Mahl.
    Gotar blickte gegen Osten. »Da kommt ein Unwetter auf uns zu, wir sollten
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