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Das scharze Decameron

Das scharze Decameron

Titel: Das scharze Decameron
Autoren: Leo Frobenius
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Beischlaf so vollziehen, daß wir Männer auf den Frauen liegen. So werden wir die Herren werden.« In Zukunft beschliefen sie also einander in der Weise, in der es die Männer und die Frauen der Kabylen meist noch heute tun.
    Die Burschen wurden nun noch toller als die Mädchen. Sie lebten alle sehr zufrieden untereinander. Nur der Wilde und die Wilde, die kein Haus hatten, zogen zwischen ihnen umher und suchten den einen oder andern zu verschlingen. Die andern jagten sie deshalb überall aus ihrer Nähe, und wenn sie sie trafen, mißhandelten sie den Wilden und die Wilde. Der Wilde und die Wilde sagten zuletzt zueinander: »Sind wir nicht anders als diese Menschen? Werden wir nicht überall von ihnen mißhandelt? Ist es nicht besser, wir gehen den andern aus dem Wege? Wollen wir nicht zusammen in den Wald gehen?« Der Wilde und die Wilde machten sich auf den Weg. Sie zogen in den Wald. Sie kamen in Zukunft aus dem Walde und raubten Kinder, die sie fraßen. Die Wilde wurde so zur ersten Teriel (Hexe), der Wilde aber wurde der erste Löwe. Beide nährten sich von Menschen, die sie fraßen.
    Die andern Frauen und Männer waren froh, daß sie von den Menschenfressenden befreit waren. Sie lebten sehr glücklich miteinander. Ihre Nahrung bestand nur aus Kräutern, die sie pflückten.

Ein Mann dessen Geschäft die Liebe ist
    Kabylen
    Ein Vater hatte drei Söhne. Von denen war der eine ein Holzschnitzer, der zweite ein Maurer, der dritte aber ein Nsäni (wir würden sagen »Schürzenjäger«. Die Definition der Kabylen für Nsäni lautet: »ein Mann, dessen Geschäft die Liebe ist«). Eines Tages starb der Vater der drei Burschen. Bald darauf starb auch die Mutter der drei Burschen. Die drei Burschen waren nun ganz allein. Sie waren alle drei noch unverheiratet.
    Nachdem die Eltern gestorben waren, waren die drei Burschen allein im Hause. Der Nsäni war der klügste der drei Burschen. Der Nsäni sagte zu seinen Brüdern: »Meine Brüder, unser Vater und unsere Mutter sind gestorben. Wir haben nun in diesem Hause niemand mehr, der uns das Essen bereitet. Deshalb ist es hier nicht gut für uns. Wir wollen deshalb unsere Taschen umhängen, das Haus verlassen und unser Glück an einem anderen Ort versuchen.« Die beiden Brüder waren einverstanden. Die Brüder packten alle drei ihre Taschen und begaben sich auf den Weg.
    Nach einiger Zeit kamen die drei Brüder in einen anderen Ort und zu einem Agellid. Der Nsäni ging zu dem Agellid und sagte: »Wir sind drei Brüder. Unser Vater und unsere Mutter sind gestorben. Wir haben nichts zu essen. Gib uns Arbeit, damit wir etwas zu essen haben.« Der Agellid sagte: »Welche Arbeit versteht ihr denn?« Der Nsäni sagte: »Mein einer Bruder ist Maurer, mein anderer Bruder ist Holzschnitzer. Ich selbst bin ein Nsäni.« Der Agellid sagte: »Einen Maurer kann ich gebrauchen. Einen Holzschnitzer kann ich gebrauchen. Einen Nsäni, ja einen Nsäni? Ich weiß nicht, ob ich einen Nsäni gebrauchen kann. Ich werde es mir überlegen. Nachher werde ich zu dir schicken und dir sagen lassen, ob ich einen Nsäni und euch alle drei gebrauchen kann.« Der Agellid wußte nämlich nicht, was ein Nsäni ist. Der Agellid ging in sein Haus.
    Der Agellid war ein alter Mann, der eine junge Frau hatte. Der Agellid kam zu seiner jungen Frau und sagte: »Es haben mich drei Leute um Arbeit gebeten, ein Maurer, ein Holzschnitzer und ein Nsäni. Ich weiß nicht, was so ein Nsäni macht und ob man ihn gebrauchen kann.« Die junge Frau wußte sogleich, was ein Nsäni ist, und sagte: »Ein Nsäni hat sich gemeldet? Das ist ausgezeichnet. Wenn ein Nsäni ein tüchtiges Arbeitswerkzeug hat, kann man ihn vorzüglich verwenden. Überlege es dir nicht lange, sondern nimm die drei Leute nur in Arbeit. Der Holzschnitzer und der Maurer können bei dir arbeiten und den Nsäni will ich schon so ausnützen, daß er sein Essen verdient. Spute dich und laß die Leute rufen.« Der Agellid sagte: »Was kann der Nsäni nutzen?« Die junge Frau sagte: »So ein Nsäni gewinnt sein Gold im Schlafe. Richte ihm also ein gutes Schlafzimmer her. Für alles andere laß mich nur sorgen.« Der Agellid ging. Der Agellid ließ die drei Brüder kommen. Er gab dem Maurer und dem Holzschnitzer ihre Arbeit. Er sagte zum Nsäni: »Ich habe dir ein Zimmer mit einem guten Bett herrichten lassen. Da kannst du deinem Beruf nachgehen.« Der Nsäni wurde in ein Zimmer geführt, in dem ein gutes Lager aufgerichtet war. Als die junge Frau des Agellid
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