Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das scharze Decameron

Das scharze Decameron

Titel: Das scharze Decameron
Autoren: Leo Frobenius
Vom Netzwerk:
Männer. Als die zwei Monate vorüber waren, sagte die Königin: »Wir wollen noch zwei Monate hier im Lande bleiben. Dann will ich mit meinen Frauen wieder in unsere Stadt gehen.« Die Königin blieb mit ihren Frauen noch zwei Monate in der Stadt der Männer. Als die zwei Monate verstrichen waren, sagte die Königin: »Wir wollen noch zwei Monate bleiben.« Die Frauen blieben noch im Lande der Männer.
    Die Frauen wurden schwanger. Die Frauen gebaren Kinder. Die Kinder wuchsen heran. Die Kinder schliefen auch wieder miteinander und gebaren Kinder. Es blieb so. Männer und Frauen gingen nicht wieder auseinander. Die Frauen gingen nicht wieder von den Männern fort.

Amazonenlegende II
    Kabylen
    Im Anfang lebten die Menschen nicht über der Erde. Es gab überhaupt nur einen Mann und eine Frau und die lebten unter der Erde. Diese beiden Menschen waren die ersten und einzigen, und sie wußten nicht, daß von ihnen jeder ein anderes Geschlecht hatte. Eines Tages waren sie an ihrem Brunnen und wollten Wasser trinken. Der Mann sagte: »Laß mich trinken.« Die Frau sagte: »Nein, ich werde zuerst Wasser nehmen, ich bin die Erste.« Der Mann wollte die Frau beiseite stoßen. Die Frau aber schlug ihn. Beide schlugen sich. Der Mann schlug die Frau so, daß sie hinfiel. Ihre Kleider fielen zur Seite. Ihre Schenkel wurden nackt.
    Der Mann sah die Frau nackt vor sich liegen. Er sah, daß sie anders beschaffen war als er. Er sah, daß sie eine Achatschun (Vagina) hatte. Er fühlte, daß er einen Abbusch (Penis) hatte. Er betrachtete die Achatschun und sagte: »Wozu ist das?« Er steckte den Finger hinein und die Frau sagte: »Das ist gut.« Der Mann fühlte seinen Abbusch wachsen. Er beschlief die Frau. Er blieb acht Tage lang mit der Frau liegen, dann erhob er sich erst.
    Nach neun Monaten gebar die Frau vier Töchter. Wieder nach neun Monaten gebar die Frau vier Söhne. Wieder nach neun Monaten gebar die Frau vier Töchter. Wieder nach neun Monaten gebar die Frau vier Söhne. So ward es weiter, bis der Mann und die Frau zuletzt fünfzig Töchter und fünfzig Söhne hatten. Der Vater und die Mutter wußten aber nichts mit den Kindern anzufangen. Die Eltern sandten ihre Kinder fort. Die fünfzig Mädchen zogen zusammen nach Norden fort. Die fünfzig Burschen zogen zusammen nach Osten fort. Nachdem die Mädchen einige Jahre lang unter der Erde nach Norden hingezogen waren, sahen sie über sich ein Licht. Es war hier ein Loch in der Erde. Die Mädchen sahen über sich den Himmel, die Mädchen riefen: »Was sollen wir hier unter der Erde bleiben, sollen wir nicht zur Erde hinaufsteigen, da man dort oben den Himmel sehen kann?« Die Mädchen stiegen darauf durch das Loch zur Erde hinauf.
    Die fünfzig Burschen zogen auch einige Jahre lang in ihrer Richtung unter der Erde hin und kamen dann an eine Stelle, an der auch ein Loch in der Erde war und sie über sich den Himmel sehen konnten. Die Burschen sahen den Himmel und sagten: »Was sollen wir unter der Erde bleiben, wo es doch eine Stelle gibt, von der aus man den Himmel sehen kann?« Die Burschen stiegen also durch ihr Loch zur Erde hinauf.
    Die fünfzig Mädchen zogen nun auf ihrem Wege über die Erde hin, und die fünfzig Burschen zogen auf ihrem Wege über die Erde. Sie wußten aber nichts voneinander.
    Damals sprachen noch alle Bäume und Kräuter und Steine. Die fünfzig Mädchen sahen die Kräuter und fragten sie: »Wer hat euch gemacht?« Die Kräuter sagten: »Die Erde hat uns gemacht.« Die Mädchen fragten die Erde: »Wer hat dich gemacht?« Die Erde sagte: »Ich bin wie ihr vorhanden.« Des Nachts sahen die Mädchen den Mond und die Sterne, und sie riefen: »Wer hat dich gemacht, daß du so hoch über uns und allen Bäumen stehst? Bist du es, der uns Helligkeit gibt? Wer seid ihr kleinen und großen Sterne? Wer hat euch großen und kleinen Sterne gemacht? Oder seid ihr es etwa, die alles andere gemacht haben?« Alle Mädchen riefen und schrien. Aber der Mond und die Sterne waren so hoch, sie konnten nicht antworten. Alle fünfzig Mädchen schrien und riefen.
    Die Burschen waren auf ihrer Wanderung in eine Gegend gekommen, die dem Ort der fünfzig Mädchen so nahe war, daß sie aus der Entfernung das Schreien der Mädchen hörten. Sie sagten zueinander: »Dies sind noch andere von unserer Art, wir wollen sehen, wie sie sind. Wir wollen zu den anderen ziehen.« Die fünfzig Burschen machten sich auf den Weg. Sie zogen in der Richtung, aus der sie die Rufe gehört hatten.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher