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Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Titel: Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)
Autoren: Götz Justus
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nicht vergessen! Sander versuchte, am ganzen Körper zitternd, den zweiten Taliban ins Visier zu nehmen, doch da war nur das MG, kein Taliban mehr! Eine Geschoßgarbe hatte ihn etliche Meter nach hinten geschleudert. Dort lag er, die Beine angewinkelt, reglos auf steinigem Grund, die Finger im Todeskampf in den morschen Fels gekrallt.
    Sander hatte keine Gelegenheit, den Ereignissen eine Erklärung abzuringen, denn hinter ihm brach in allernächster Nähe Dauerfeuer einer Kalaschnikow los. Sander fuhr herum, als das Feuer abrupt abbrach. Panische Angst lastete zentnerschwer, preßte ihn tief in den Straßengraben. Er spürte den hämmernden Puls, geradeso, als tobte eine Dampframme in seinem Brustkorb. Endlich faßte er sich ein Herz; er lugte über die Piste, konnte jedoch nichts Auffälliges feststellen. Jenseits des Busses wurde noch immer sporadisch geschossen, kurze Feuerstöße, drei, vier Schuß jeweils, unterbrochen von dem entnervenden Gelärme wütenden Kalaschnikowfeuers. Noch zwei, drei kurze Feuerstöße, dann herrschte unheimliche, bedrohliche Stille. Sollte das Gemetzel endlich ein Ende haben?
    „Scheiße!“ Das war Cannon! Sanders Kopf fuhr nach rechts, wo der Amerikaner unmittelbar vor dem Gefecht in Stellung gegangen war. Er folgte instinktiv dessen Blick. Was er sah, ließ sein Blut gefrieren. Über dem reglos am Boden liegenden Panzerfaustschützen stand keuchend der Oberleutnant. Was Sander den Atem nahm, waren die beiden Taliban rechts und links des Offiziers, die Läufe ihrer Kalaschnikows an dessen Schläfen aufgesetzt. ‚Der zweite Sperriegel!‘ durchfuhr es Sander. ‚Die Kerle müssen von dort gekommen sein!‘ Sie hatten das Gelände entlang der Paßstraße entgegen der Anweisung des Stabsunteroffiziers außer Acht gelassen! Nun war der Oberleutnant in der Gewalt dieser Furien, in höchster Lebensgefahr! Sie hatten versagt.
     
     

26. August, 21:20 Uhr Ortszeit; Ulina Twerskaja, Moskau
    Das Telefon klingelte. ‚Na endlich!‘ Jason setzte das Wodkaglas ab und griff nach dem Hörer. „Ich höre!“ Die Leitung war verrauscht, typisch für den Zustand des sibirischen Festnetzes.
    „Wladim hier, Nowokusnezk. Wer ist am Apparat?“
    „Jason. Leg‘ los! Was habt ihr herausbekommen?“ Jason hangelte nach dem Glas, erwischte es rechtzeitig, bevor Wladim seiner Aufforderung nachkam.
    „Wir erhielten eben Nachricht aus Peshawar. Sie nehmen die beiden und den Amerikaner heute nacht auf dem Khyber-Paß in Empfang. Morgen wollen sie mit der Arbeit an der Moschee beginnen. Sie handeln unter Zeitdruck, wollen zunächst in den Berg. Sie haben mehrere Szenarien durchgespielt, wissen aber noch immer nicht, wo sie angreifen sollen.“
    Jason nahm einen ordentlichen Schluck. „Wieviel sind es? Ich meine das Empfangskomitee auf dem Khyber-Paß.“
    „Drei Mann. General Saeed, dieser Ami und ein Dritter, den wir bisher nicht auf der Liste hatten. Pakistaner, jünger als die beiden anderen, vielleicht Mitte dreißig. Scheint bei der ISI zu sein. Sie sprachen über noch einen, der aber nicht mit von der Partie sein wird. Der sei zu jung. Das wär’s; Sie bekommen morgen den vollständigen Bericht.“
    Jason überlegte einen Moment. „Sie wären also zu sechst. Das ist kein Problem. Und vor allem – wir hätten sie alle an einem Ort! Wir schlagen in Pakistan zu! Hörst du – erst in Pakistan!“ Die Leitung rauschte. Dann kam, kaum verständlich, die Bestätigung. „Keinesfalls vorher, Wladim! Ich will sie alle auf einen Streich. Vergiß nicht, Janus will Ignatijew und den Ami lebend! Du bist mir persönlich verantwortlich! Hast du das kapiert?“ Jason lauschte ungeduldig, wollte erneut eine Bestätigung.
    Wladim schien zu zweifeln. „Wieso Ignatijew? Der sollte doch liquidiert werden!“ Jason nickte unwillkürlich, er hatte mit der Konfusion gerechnet. „Das war gestern. Heute sieht die Sache gänzlich anders aus! Unsere pakistanischen Nuklear-Experten waren unvorsichtig, zu gierig; sie wurden festgenommen. Der Russe ist momentan der einzige, der uns verbleibt.“
    Wladim hatte verstanden. „Kapiert. Da ist noch etwas, ich hätte es beinahe vergessen. Der Tankstellenpächter im Ziarat gehört auch zu ihnen.“
    Jason schien einen Moment ärgerlich. Vergeßlichkeit war in ihrem Metier eine Todsünde. „Also sind es sieben. War‘s das? Bist du sicher?“
    Wladim schwor beim Tode seiner Mutter, daß dies alles sei. Jason akzeptierte die Beteuerung seines sibirischen Agenten. „Schon gut.
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