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Das Salz der Mörder

Das Salz der Mörder

Titel: Das Salz der Mörder
Autoren: Gerhard Otto Stock
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die Interessen der Bundesrepublik Deutschland.
Gleichzeitig darf ich neben mir Herrn Gisbert Hoffmann vorstellen. Herr
Hoffmann ist Mitarbeiter des Bundeskriminalamtes in Wiesbaden und wird sich nachher
selbst mit einigen Fragen an Sie wenden. Ich danke Ihnen.“
    Seine
Sprache wirkt zwar etwas holprig, dafür klingt seine Stimme sehr angenehm,
denke ich irritiert, denn noch immer weiß ich nicht, was die alle hier wollen.
    „Mein
Name ist Sir John Winston Wallham. Ich bin in meiner Eigenschaft als
stellvertretender britischer Botschafter hier anwesend. Auch ich bin mit einem
Begleiter angereist.“ Er weist auf den jungen Mann links neben sich und fährt
fort: „Das ist Detective Peter Hughes. Er ist Beamter der britischen Interpol
und wird später ebenfalls einige Fragen an Sie stellen, meine verehrten
Herrschaften. Thank you.“
    Nun
scheint die Vorstellungsprozedur beendet zu sein. José, der in den hinteren
Stuhlreihen diese seltsame Versammlung beunruhigt mitverfolgt, wird, soweit ich
das einzuschätzen vermag, von Ted angewiesen, Erfrischungen und einen kleinen
Imbiss zu reichen. Es tritt eine längere Pause ein, die die fremden Herren
nutzen, um sich zu beraten. Ich sehe unterdessen in Richtung Swimmingpool und frage
Vera, was das hektische Treiben der Polizeibeamten eigentlich zu bedeuten hat.
    „Ach,
Nicos, ich glaube, sie beschlagnahmen alles“, erwidert sie, und drückt ganz
fest meinen Unterarm. „Bitte, Nicos, versprich mir, dass du dich um Gaby,
Steven und Maria kümmern wirst, wenn wir weg sind. Meine Eltern werden noch für
einige Zeit hier bleiben. Hoffentlich überstehen sie diese unerwartete
Belastung. Sie sind wie vor den Kopf gestoßen. Zuerst unser himmlischer
Segeltörn – mein Vater und meine Mutter ergötzten sich förmlich an unserem
Glück – und nun dieses Chaos nach unserer Rückkehr. Mein Gott, wir hatten ihnen
damals alles verheimlicht. Auch belogen haben wir sie, genau wie dich.“
    „Ja,
um Himmelswillen, was habt ihr denn bloß angestellt, dass hier alle verrückt
spielen?“
    „Ich
werde dir nachher ein Manuskript geben, darin ist unsere ganze Vergangenheit
bis auf das kleinste Detail dargestellt. Ted hat damals, als wir hier einzogen,
alles aufgeschrieben. Er wollte irgendwann einmal unsere Geschichte als Buch veröffentlichen,
wusste aber nie, ob es uns schaden würde. Ich hoffe, dass du uns nach gelesener
Lektüre nicht verfluchen wirst.“
    „Aber
Vera, wie könnte ich wohl meine eigenen Kinder verfluchen, hm? Es gibt doch für
alles eine Erklärung. Trotzdem ist mir ziemlich elend zumute. Ich möchte euch
nicht verlieren.“
    „Ich
glaube, du wirst dich damit abfinden müssen, Nicos, dass wir uns für einige
Zeit nicht mehr sehen werden können. Bleib bis dahin gesund. Versprich mir das,
hörst du, gib auf dich acht.“
    „Und
was ist mit Ted? Der fühlt sich doch offensichtlich wohl in seiner Haut. Du
siehst es doch selbst, wie er diesen Leuten einen Drink nach dem anderen vor
die Nase stellt und dabei noch überfreundlich tut. Verstehst du das?“
    „Für
Freddy ist ein Alptraum zu Ende. Er war nicht glücklich über das, was er getan
hat. Er konnte sich nach alledem niemals als freier Mensch fühlen, der er immer
sein wollte. Ja, sein ganzes Leben lang betrachtete er sich als unfrei. Nach
der deutschen Wiedervereinigung bekam er die Möglichkeit aus seinem inneren
Gefängnis auszubrechen, verstrickte sich jedoch immer mehr in Selbstzweifel.“
     „Ja,
und du, Vera?“
    „Ich
liebe meinen Mann und bereue nichts. Er schenkte mir zwei wundervolle Kinder
und die besten Jahre meines Lebens.“
    Ich
will es nicht verschweigen, ich beginne ungehemmt zu weinen. (Einige Leser
mögen darüber lächeln, doch als alter Mann habe ich ein Recht auf Tränen). Vera
umarmt mich und sieht hilfesuchend zu Ted.
       
„Nicos, sei Freddy bitte nicht böse, dass er jetzt nicht neben dir sitzt. Er
weiß nicht, wie er dir alles erklären soll, ohne dich übermäßig aufzuregen.“
    „Es
ist ja gut, Vera. Ich werde versuchen, mich zusammenzunehmen. Leider fühle ich
mich nicht mehr so unempfindlich für solche unerwarteten Strapazen.“
    „Das
meinte Freddy auch. Deshalb hat er mich ja gebeten, dir alles möglichst
schonend beizubringen.“
    „Das
hast du auch getan, mein liebes Kind. Es schmerzt nur alles so fürchterlich.“
    Ted
kommt auf uns zu. Auf seinem Tablett befinden sich drei gefüllte Rotweingläser.
„Nicos, wie geht es dir? Ich hoffe, Vroni hat versucht dir
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