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Das Runenschwert (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition)

Das Runenschwert (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition)

Titel: Das Runenschwert (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition)
Autoren: Konstantin Josuttis
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unterhalb der Festung. Und in seiner Funktion als immer noch genutztes Verließ, in das man Verbrecher hineinwarf, war ihr eine Erzählung über die Gräueltaten, die sich darin abspielten, zu realistisch. Also gut“, fing Ma’an an, „wie ihr wisst gibt es im Topf weder Fenster noch Türen, nur ein verschlossenes Loch, durch das man die üblen Menschen, die es verdient haben, hineinwirft. Es befinden sich Verbrecher dort, Übeltäter, Ehebrecher, Diebe und Mörder. Am Anfang, so hieß es, war der Topf nur drei Meter tief.“ Ma’an machte eine bedeutungsschwere Pause und obwohl sie nicht wollte, fühlte Cathyll, wie sie von der Beschreibung in Bann gezogen wurde. „Aber nur einmal in der Woche wird dort Essen und Wasser hinabgelassen, so dass den Menschen nichts anderes übrigbleibt, als Erde zu essen. Nun ist das Loch schon über 10 Meter tief. Natürlich gibt es dort auch keinen Abort. Es stinkt dort unglaublich, so sehr, dass man schon, wenn man in die Nähe des Steinhauses, das den Topf umgibt, kommt, am liebsten wieder umdreht. Es heißt sogar“, und wieder machte sie eine Pause, „dass die Menschen sich gegenseitig aufessen.“ Die Mädchen kreischten, Cathylls Cousine Sybil stieß einen spitzen Schrei aus, sie war erst sieben. Begeistert bat sie:“ Ma’an, erzähle uns noch die Geschichte von den Gefangenen, die fliehen konnten.“
    „Oh, diese Geschichte ist zu grausam für ein paar junge Mädchen wie ihr es seid“, erwiderte Ma’an kokett, den Widerspruch der Z uhörerinnen schon fest einplanend. Und so kam es auch. Die Mädchen brüllten und schrien, dass sie die Geschichte erzählen solle, denn sie seien schon alt genug und würden sich bestimmt nicht fürchten. Cathyll war sich da nicht so ganz sicher. Sie kannte Ma’ans Tendenz gerade die grausigen Details genauestens zu beschreiben.
    „Es gab einmal einen überaus gutmütigen Wachmann namens B eryll, der den wöchentlichen Gang zum Topf antrat, um die Gefangenen mit Proviant zu versorgen. Man hatte Beryll geschickt, denn er war so gutmütig, dass ihm selbst der Gestank, der vom Topf ausging, nichts ausmachte angesichts des Gedankens, dass er den Menschen dort helfen konnte. Jede Woche hob er also den schweren Stein, der auf der Holzplatte lag, die auf der runden Öffnung lag, die über dem Loch lag, welches den einzigen Einlass in den Topf bietet. Dann ließ er mit einem Seil einen Sack mit Essen hinab und einen Eimer mit Wasser. Er wartete 10 Minuten und dann zog er den leeren Eimer mit dem leeren Sack darin zu sich nach oben. So ging das Woche für Woche. Alles was Beryll von den Menschen im Topf mitbekam waren Schreie, Grunzer und wütendes Gekreische. Die Menschen dort waren im Laufe der Tage, Monate und Jahre, die sie dort unten verbrachten, zu Tieren geworden.
    Eines Tages aber, als Beryll den Eimer wieder hoch zog, bemerkte er, dass dieser etwas schwerer als normalerweise war. Als er ihn über die Öffnung zog, bewegte sich im Eimer, unter dem Sack, e twas. Er zog den Sack hinfort und sah – „ hier hielt die Kammerzofe wieder inne, um die Aufmerksamkeit ihrer Zuhörerinnen zu sichern, „ein altes hutzeliges Männlein von der Größe eines Kindes. Beryll wollte das Männlein fragen, was es denn hier oben wolle, da stieß der Alte ihm einen Dolch, geformt aus einer Wurzel, in den Hals.“ Wieder kreischten die Mädchen. „Er nahm das Seil des Wachmannes, verknotete ein Ende an einem Baum und ließ dieses Seil in die dunkle Öffnung herab. Sofort hörte man von unten ein Schreien und Stöhnen – offensichtlich kämpfte die Menge unten darum als erstes hinaufzuklettern. Nach und nach krochen die finstersten Gestalten aus dem Loch, von Hass verzerrte Gesichter, dürre Körper, die doch, angetrieben von ihrem Wahnsinn, über eine enorme Stärke verfügten. Und im Laufe der nächsten Wochen fand man in abgelegenen Ecken der Burg verstümmelte Leichen, die von den Entflohenen in der Dunkelheit abgestochen wurden – obwohl man immer mehr von den Gaunern einfangen und zurückwerfen konnte. Und manche Leute sagen, dass immer noch ein paar Missetäter ihr Unheil in Mal Kallin treiben und nachts durch die Hallen huschen. Da – hört ihr es?“ Mit diesen Worten drehte sich Ma’an um und tat als ob sie lauschte. Wieder kreischten die Mädchen und Cathyll lächelte in sich hinein, denn sie wusste, dass ihre Kammerzofe diese Geschichte schon hunderte Male erzählt hatte und im Laufe der Zeit immer weiter verändert und schauriger gemacht
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