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Das Rote Palais - Die Totenwächterin / Der Gottvampir / Die Schattenpforte: Special-eBook-Edition Trilogie (German Edition)

Das Rote Palais - Die Totenwächterin / Der Gottvampir / Die Schattenpforte: Special-eBook-Edition Trilogie (German Edition)

Titel: Das Rote Palais - Die Totenwächterin / Der Gottvampir / Die Schattenpforte: Special-eBook-Edition Trilogie (German Edition)
Autoren: Helene Henke
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tief“, wagte Leyla einen vorsichtigen Versuch, Jarnos Zustand zu beschreiben. „Aber es stimmt, was er sagt. Allem Anschein nach handelte es sich um einen Drachen und er kam ta t sächlich aus der Sternwarte?“
    „Die Pforte“, meinte Boris zu Rudger, ohne die irritierten Blicke der Menschen im Raum zur Kenntnis zu nehmen.
    „Als Kind hatte ich eine große Sammlung von Drachen.“ Alle Köpfe wandten sich Jarno zu. „Onkel Alois hat mir jedes Jahr ein weiteres E x emplar geschenkt. Meine Freunde haben mich darum beneidet. Bestimmt ist er jetzt auf dem Drachen davongeflogen.“ Ein seltsamer Sin g sang in seiner Stimme drohte, in ein Kichern auszuarten.
    Alois eilte zum Sofa. „Nicht doch, mein Junge. Ich bin bei dir. Mir geht es gut.“ Der alte Mann zog seinen Neffen in die Arme.
    „Er war schon immer labil, seit er als Kind den Tod seiner Eltern mit ansehen musste. Verkehrsunfall“, erklärte er, an Leyla g e richtet.
    „Das tut mir leid.“
    „Wir haben ihn bei uns aufgenommen. Immer, wenn er nachts weinend aufgewacht war, habe ich ihm Geschichten aus der al t germanischen Sagenwelt erzählt. Am liebsten hörte er die über Drachen. Als meine Frau starb, brach er die Schule ab und ve r schwand von zu Hause. Das war zu viel für ihn. Bis auf wenige Telefona n rufe hatten wir keinen Kontakt.“ Alois seufzte tief. „Als Sie mit ihm bei mir aufg e taucht sind, habe ich ihn das erste Mal seit drei Jahren wiedergesehen.“
    Leyla legte ihm die Hand auf die Schulter. Seit sie Jarno kannte, hatte sie geahnt, dass sich hinter seinem selbstbewussten Auftr e ten ein sensibler Charakter verbarg. Sein Zustand ging ihr nahe, doch sie wusste nicht, was man in einem solchen Fall tun konnte. Hilfe suchend blickte sie zu Ru d ger.
    „Ich kümmere mich um ihn. Sei unbesorgt.“
    Rudgers Stimme schien eine beruhigende Wirkung auf die Anwesenden ausz u üben. Alois trat zur Seite als Rudger zum Sofa ging. Er legte seine Hand auf Ja r nos Stirn. Wie von allein neigte sich der Körper des Jungen zur Seite. Rudger stützte ihn, als er in sich zusammensackte. Behutsam bettete er Jarnos Kopf auf die Sofalehne. Eine Weile hielt Rudger seine Hand auf Jarnos Stirn geric h tet. Als würde er eine Bettdecke glattstreichen, fuhr er mit beiden Händen über den Körper des inzwischen B e wusstlosen.
    „Wenn er wieder aufwacht, wird es ihm gut gehen“, erklärte Rudger und bedeutete Alois mit einer Geste, wieder Platz zu ne h men.
    „Hast du sein Gedächtnis gelöscht?“ Leyla war nicht sicher, ob das eine gute Idee war.
    „Nein. Nur die Sache mit der Drachensammlung. Manche nostalgischen Fragmente schaden mehr, als dass sie nützen.“
    „Was hat es nun mit diesem Drachen auf sich?“ Leyla ließ ihren Blick auffordernd über die drei Vampire gleiten.
    „Es war Nidhöggr, der Unterweltdrache, auch Menschenwürger g e nannt“, setzte Rudger zur Erklärung fort.
    „Unglaublich. Es gibt sie also tatsächlich“, entfuhr es Alois, dessen G e sicht zwar noch besorgt aussah, aber seinen Forschergeist nicht aufhielt.
    Leyla bemerkte, wie Sergej und Boris interessierte Blicke austauschten. Gleichmütig nic k te Rudger.
    „Nidhöggr ist ein Schlangenwesen. Furcht einflößend, aber dennoch stellte er keine unmittelbare Gefahr für Menschen oder u n seresgleichen dar. Seine Heimat liegt unmittelbar unter Niflheim. Er war fehlgeleitet, durch die Anzeichen der bevorstehenden Götterdä m merung.“
    „Modgudrs Werk“, folgerte Leyla grimmig.
    Kurz erklärte sie Alois, was Modgudr geplant hatte und in welchem Zusammenhang Vampire mit altgermanischen Göttern sta n den.
    „Oh, ein ganz schönes Biest, wie sie in den Überlieferungen beschrieben wird“, meinte Alois.
    „Es wird sich bereits um sie gekümmert“, entgegnete Leyla mit einem unauffälligen Seitenblick zu Sergej. „Was den Drachen b e trifft, hatte ich den Eindruck, dass er uns überhaupt nicht wahrnahm, während er ang e griffen hatte.“
    „So wird es auch gewesen sein“, kam es von Rudger. „Nidhöggr hat das getan, was er immer getan hat. Sich auf seine Weise um die Toten gekümmert. Da Modgudr ihn aufg e schreckt hat, richtete sich seine ungeteilte Aufmerksamkeit ausschließlich auf ihre Kreat u ren. Die Toten aus der Unterwelt.“
    Drachen waren in der Mythologie ambivalente Wesen mit überwiegend positiven Eigenscha f ten. Sie galten nicht als Feinde der Götter oder Menschen, sondern waren Teil der Weltenordnung. Allerdings war es unmö g lich, sich das in
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