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Das Roemische Imperium

Das Roemische Imperium

Titel: Das Roemische Imperium
Autoren: Friedemann Beduerftig
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und seine letzten Jahre in Rom als Bettler gefristet habe; in Wirklichkeit starb er um 565 in Constantinopel (Gemälde von Jacques Louis David [1748-1825], 1784)
.
    (c) dpa/picture alliance, Frankfurt am Main

Milde Strenge
Benedikt von Nursia (529)
    Wie schon im krisengeschüttelten Zeitalter der Soldatenkaiser zogen sich auch in den Wirren des 6. Jahrhunderts viele Menschen aus der Welt zurück und lebten ganz ihrem Glauben. Einer von ihnen sollte wegweisend werden für das abendländische Klosterwesen: Als um das Jahr 529 der wandernde Eremit Benedikt aus der Stadt Nursia (heute Norcia, Provinz Perugia) den 519 Meter hohen Berg über der Stadt Cassino in Mittelitalien bestieg, fand er dort Reste von Heiligtümern altrömischer Götter vor. Gerade deswegen schien dem nach Abgeschiedenheit suchenden Mann der Ort ideal für Andacht und Gebet, die das Heidnische überwinden und Christi Sieg um so sinnfälliger machen würden.
    Benedikt stammte aus einer wohlhabenden Gutsbesitzerfamilie, hatte in Rom ein Studium begonnen, war dann aber von der Sittenlosigkeit in der Stadt derart entsetzt, dass er sich einer Asketengemeinschaft anschloss. Nach Jahren der Buße in einer Höhle im Anio-Tal bei Subiaco wählte ihn eine Gruppe von Einsiedlern zum Vorsteher. Sie erkannten aber bald, dass Benedikt Anforderungen an ihre Tugend und Frömmigkeit stellte, denen sie nicht gewachsen waren. Vor ihren Nachstellungen musste er schließlich fliehen, sammelte nun noch sorgfältiger ausgewählte Mönche um sich und siedelte sich mit ihnen auf dem Montecassino an, wo er der Gemeinschaft seine
„Regulae“
(die Benediktinerregel) in 73 Kapiteln gab und damit das erste bedeutende europäische Kloster begründete.
Hochburg des Mönchtums
    Es wurde dank der einzigartigen Persönlichkeit des Gründers zu einer ersten Hochburg des Mönchtums. Dabei achtete Benedikt in seinen Vorschriften sehr darauf, dass er nicht wieder den Fehler machte, zu hohe Maßstäbe an die Fähigkeiten der Mönche anzulegen. Er verlangte zwar die Abkehr von der Welt, aber keine strikte Askese, weil das die „Kleinmütigen“ überfordern könnte. Die Mischung aus Milde und Strenge machte den heute noch bestehenden Orden der Benediktiner (Ordo Sancti Benedicti) zum erfolgreichsten des Mittelalters. Der Orden bestand zunächst weitgehend aus Laien; die Klerikalisierung begann erst Jahrhunderte nach dem Tod Benedikts 547. Im Jahr 673 wurden die Gebeine des Heiligen angeblich nach Frankreich verbracht, während im Stammkloster nur wenige Reliquien verblieben sein sollen. Ob das beim Wiederaufbau der Abtei nach dem Zweiten Weltkrieg gefundene Grab vielleicht doch die Gebeine Benedikts enthielt, bleibt in der Forschung umstritten.
    Krankenpflege
    Schon um ihrer körperlichen Leistungsfähigkeit willen, brauchten Benedikts Mönche ausreichende Ernährung und angemessene Ruhepausen. Buchstäblich im Zentrum seiner Regeln nämlich, unter der Nummer 36, verfügte er: „Die Sorge für die Siechen rangiert vor und über allen anderen Pflichten“, denn ihnen solle gedient werden wie „unserem Herrn“, der gesagt hat: „Ich bin krank gewesen, und ihr habt mich besucht“ und: „Was ihr getan habt einem unter diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan“ (Matthäus 25,36 und 40). Vorgeschrieben wurde außerdem, dass im Kloster ein eigener Raum für die Kranken vorzuhalten sei, deren Pflege einem „Diener“ obliegen solle, also einem in solchen Dingen geschickten Bruder oder einer Schwester. Bald hatten alle Klöster ein solches
Infirmarium (
lateinisch
infirmis =
krank), eine Krankenstation, die sich in größeren Anlagen mit der Zeit zu einem regelrechten Klosterspital mit angeschlossener Apotheke entwickelte. Die Benediktiner wurden entscheidend durch Papst Gregor I. den Großen (Pontifikat 590-604) gefördert
.

Nur ein Trümmerhaufen blieb von der alten Abtei der Benediktiner auf dem Montecassino im 2. Weltkrieg. Beim Wiederaufbau bemühte man sich um Anknüpfung an die einstigen Pläne (mittlerer Kreuzgang mit der Statue der heiligen Scholastica)
.
    (c) dpa/picture alliance, Frankfurt am Main

Brückenbauer
Übernahme des antiken Erbes durch die Kirche
    Die Rückkehr Italiens zum Reich war nur von kurzer Dauer. Drei Jahre nachdem Kaiser Justinian I. gestorben war, drangen die Langobarden 568 über die Alpen vor. Dieser Germanenstamm war aus dem Gebiet der Unterelbe von den Slawen verdrängt worden und traf im ausgebluteten Italien auf wenig Widerstand.
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