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Das Ritterdrama von Schreckenstein

Das Ritterdrama von Schreckenstein

Titel: Das Ritterdrama von Schreckenstein
Autoren: Oliver Hassencamp
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heute müssen wir doch gar nicht!“
    „Wenn wir aber wollen?“ fragte Ottokar dagegen, und trabte hinaus.
    Die Rekordsüchtigen, darunter so ziemlich die gesamte Leichtathletikmannschaft, folgten ihm; die Nichtstuer, gut die andere Hälfte der Ritterschaft, sahen in Dieter ihren Anführer und begaben sich mit ihm zurück in ihre Zimmer. Diese Teilung, wie von selbst entstanden, sollte alle noch ausgiebig beschäftigen. Zunächst jedoch galt ihr Interesse einer anderen Veränderung, die sie im Esssaal vorfanden.
    „Sanatorium Burg Schreckenstein!“ rief Hans-Jürgen beim Anblick der Frühstückstische. Die waren auffallend reichlich gedeckt. Da standen Salatschüsseln mit Marmelade gefüllt, Butterberge, Rosinenbrot, und auf jedem Teller lag ein Ei.
    „Aha! Der Osterhase ist auch in Quarantäne!“ Klaus schlug das Ei an seiner Stirn auf.
    Die Ritter griffen erst einmal ordentlich zu. Mit Ausnahme des Schulkapitäns. Ottokar sprach mit dem Rex am Lehrertisch, der voll besetzt war, wie sonst nie beim Frühstück. Die in Wampoldsreute wohnenden Lehrer, Doktor Schüler oder Gießkanne, hatten die Burg ja nicht mehr verlassen dürfen.
    „Schau mal, wer neben Dr. Waldmann sitzt!“ raunte Beni seinem Nebenmann zu.
    Der drehte sich um. „Mauersäge! Was will der denn hier so früh?“
    „So früh ist es gar nicht mehr!“ stellte Werner fest. Da trat Ottokar ans Schwarze Brett und läutete mit der Kuhglocke.
    „Ansage beim Frühstück? Mann! Heute ist aber alles anders als sonst“, wunderte sich Fritz.
    „Unser besonders reichhaltiges Frühstück verdanken wir Graf Schreckenstein!“ verkündete Ottokar.
    Ritter und Lehrer klatschten Beifall. Mauersäge erhob sich und nickte nach allen Seiten.
    „Passt auf, gleich schaltet er uns was vor!“ flüsterte Strehlau . Mauersäge hatte beim Sprechen Mühe, genügend Luft durch seine schmale Nase zu bekommen. Immer wieder musste er sie frei pusten. Das knackende Geräusch, das dabei entstand, nannten die Ritter „ schalten “ .
    „Ich dachte..., ks...“, begann der Burgherr, „... wir sollten etwas Gutes für uns... ks... tun, wo wir jetzt eine Notge ... ks... meinschaft sind. Lasst es euch schmecken!“
    Wieder gab es Beifall.
    Dann fuhr Ottokar fort: „Da ist noch etwas. Die vier Minis sind tatsächlich verschwunden. Weit können sie nicht sein. Sie wissen ja, dass sie nicht weg dürfen. Nach dem Frühstück treffen wir uns im Hof. Wir müssen die Burg systematisch durchsuchen. Moment...“ Er räusperte sich. „Ich wollte sagen: Wer Lust hat, mitzumachen, soll nach dem Frühstück in den Hof kommen. Wir haben ja Ferien!“
    „Das meine ich aber auch!“ mampfte Dieter. „Für die vier halben Portionen müssen ja nicht alle rumkriechen . Sonst gibt das nie einen Nichtsturekord .“
    Und Stephan, von der anderen Rekordlerseite, meinte: „Die sitzen irgendwo fest und können nicht raus, wetten?“
    Ausschlaggebend für diese Vermutung war die Schreckensteiner Ehrlichkeit. Die Minis mussten in der Burg sein; jeder andere Gedanke war völlig abwegig. Ausschlaggebend für die Tatsache, dass sich sämtliche beim Frühstück anwesenden Ritter im Burghof einfanden, war die Schreckensteiner Kameradschaft. Dieter und seine Nichtstuer boten selbstverständlich ihre Hilfe an.
    Ottokar, Stephan, Dampfwalze und die anderen Rekordler würdigten die Bereitschaft, indem sie auf ihre Mitwirkung selbstverständlich verzichteten.
    „Drei Trupps genügen“, meinte Stephan. „Einer unten, einer in der Mitte und einer oben.“
    Alle zeigten sich einverstanden, besonders die Nichtstuer. Die Freiwilligen fanden sich von selbst zusammen. Hier war der Ritterrat gewohnheitsmäßig stark vertreten. Dampfwalze kämmte mit Andi, Hans-Jürgen und dem wegen seiner Scharfsichtigkeit auch „ Adlerauge“ genannten Ralph den Keller und das Erdgeschoss durch, von der Obstpresse über die Lehrergarage, Heizanlage bis zur Sattelkammer und der Bibliothek in Mauersäges Burghälfte. Keine Spur von den Minis ...
    Bei der Feuerspritze lachte Andi plötzlich laut.
    „Was ist denn? Hat’s hier Flöhe?“ fragte Hans-Jürgen.
    Kopfschüttelnd antwortete Andi: „Es ist nur komisch, so bei Tag da durchzustreifen. Mauersäges Teil kenne ich eigentlich nur flüsternd und mit Taschenlampe.“
    Ähnlich empfand Klaus, als er durch die Verbindungstür vom Nordflügel in den Rittersaal trat. „Ich komme mir vor wie ein Alt-Schreckensteiner , der zehn Jahre nach dem Abitur die Stätten früherer
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