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Das Riff der roten Haie

Das Riff der roten Haie

Titel: Das Riff der roten Haie
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Stock. Rechts, vor der Passage, das, was er zuvor für einen Teil der Felsformation gehalten hatte, dieser runde Schatten, rund wie eine Scheibe fast – das war er!
    Er hatte ihn direkt vor sich! Dieses Teufelsmonster hatte sich in den Eingang der Bucht postiert, um ihn zu erwarten!
    Umdrehen. Zum Ufer. Zweihundert Meter waren das. Und er wird dir folgen, dich auf die zweite klassische Haiart, nämlich von hinten, attackieren.
    Die Bucht war zur Falle geworden!
    In Rons Ohren war ein feines, helles Singen. Es war nicht der Druck des Wassers. Es war Panik.
    Dann ging alles ganz schnell.
    Gerade hatte er sich dazu entschlossen, die Lampe einzuschalten. Wenn er schon angegriffen wurde, dann wollte er den Gegner auch sehen.
    Und er sah ihn! Er sah ihn zur selben Sekunde, in der er mit dem linken Daumen den Lampenknopf bewegte. Dann spürte er schon die Druckwelle des heranschießenden Fisches. Es war wie eine Explosion. Das Monster kam so schnell näher, als sei es herankatapultiert worden. Er sah den grauschimmernden, glatten Schädel mit den weit auseinanderstehenden Augen, die schrägen Schnitte der Kiemenöffnungen und die beiden vorderen, muskulösen Leitflossen. Seitlich, wie die Kufen eines Tragflügelboots, standen sie ab.
    Und dann dieser schreckliche, wulstige Halbkreis unterhalb seines Schädels: Das Haimaul!
    Ganz dicht vor ihm und mit einer geradezu unglaublichen Gewandtheit hatte das riesige Tier eine enge Linkskurve gezogen. Nun leuchtete vor Rons weit aufgerissenen Augen die Unterseite in schmutzigem Weiß. Deutlich konnte er die drei kleinen Pilotfische erkennen, die sich am Haibauch festgesogen hatten. Jetzt der Schatten der Schwanzflosse – vorbei!
    So schnell war das geschehen, daß nicht einmal die Angst Zeit hatte, ihn in ihren Griff zu nehmen. Nun mußte er die Zähne zusammenbeißen, um das Beben seines Kiefers zu unterbinden. Der Kerl kommt zurück …
    Das Merkwürdige war, daß er bei diesem Gedanken ganz ruhig wurde.
    Er hielt den Haistock mit der langen, scharfgeschliffenen Spitze mit beiden Händen umklammert. Er dachte den Namen Tama. Er dachte ihn nur ein einziges Mal, dachte ihn wie ein Stoßgebet, wie eine Beschwörung – zur selben Sekunde erfaßte der Scheinwerfer wieder das dunkle, bedrohende Oval, das sich näherte, groß und immer größer wurde. Der Haikopf zuckte jetzt hin und her. Es war eine Bewegung, die noch bedrohlicher wirkte als die starre Killerphysiognomie des Raubfisches mit den beiden weit auseinandergesetzten, im Licht schimmernden Augen.
    Fest umklammerte Ron den Schaft des Stockes, riß ihn hoch. Der Stoß ging ins Leere.
    Wieder zog dicht vor ihm die gewaltige weißfleckige Unterseite des Riesenhais vorüber, wieder warf sich der Fisch zur Seite, schwamm einen Bogen, doch diesmal in der Gegenrichtung. Nun wurde er zu einem Schatten, der kleiner und kleiner wurde.
    Dann war der Hai verschwunden …
    ***
    Das Warten wurde unerträglich. Zehn, nein, schon fünfzehn Minuten lang hing er hier. Der Hai tauchte nicht mehr auf.
    Ron hatte denselben Weg vor sich, den der Hai genommen hatte: Hinüber zur Buchteinfahrt, wo die ›Paradies‹ vor Anker lag.
    Noch immer mit diesem eiskalten Gefühl im Nacken, die Lampe eingeschaltet, den Blick auf das helle Dreieck des Buchteingangs gerichtet, schwamm Ron los. Nichts. Nichts außer den üblichen Klippfischen. Seegurken, die friedlich in der Strömung schwangen. Schließlich der Schatten des Rumpfes, der Chromschimmer der Leiter. Er hatte es geschafft, zog sich hoch, war draußen.
    Am liebsten hätte er sich die Flasche vom Rücken geschnitten. Seine Glieder waren schwer, die Muskeln schmerzten, und er hatte das Gefühl, jeden einzelnen Knochen zu spüren – seine Knochen, die Knochen, die heil geblieben waren, die er gerettet hatte …
    Er zog die Flossen aus. Die Luft war drückend. Im Schatten des Berges herrschte fast vollkommene Windstille. Ron warf einen kurzen Blick zum Hang auf der gegenüberliegenden Seite und hatte das Gefühl, daß die Steinköpfe dort oben ihn beobachteten. Nomuka'ta, schrie es in ihm, was immer du jetzt in deinem Götter- und Götzenhimmel treiben magst, warst du es, der mir dieses Vieh auf den Hals geschickt hat? Wir waren nie Freunde. Ein ›Palangi‹, ein Fremder bin ich dir geblieben, dazu noch ein ›Sina‹, ein Weißer – aber nun, verflucht noch mal, pfeif deinen Geist zurück und laß mich in Frieden!
    Er hatte das Gefühl, als müsse das elende Moltopren ihn ersticken.
    Er riß die
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