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Das Remake

Das Remake

Titel: Das Remake
Autoren: Robert Rankin
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Qualmwolke.
     
    Crawfords monsterbeladener Wagen schießt über mich hinweg. Er saust knapp über meinem eingezogenen Kopf vorbei. Ich klammere mich mit den Fingernägeln an die Dachrinne und bete inbrünstig darum, dass mein guter Fedora nicht davongeweht wird.
    Der Wagen schießt wie ein fetter glänzender Käfer vorwärts in den nächtlichen Himmel über Presley City, und ich zähle atemlos bis drei. Weil ich, glauben Sie’s oder glauben Sie’s nicht, genau weiß, was als Nächstes kommen wird.
    Ich höre das Geräusch hastig gewechselter Gänge, herausgezogener Stopfen, versagender Maschinen und dann einen fast unmerklich kurzen Augenblick der vollkommenen Stille.
    Und dann.
    »Scheiße, Scheiße, Scheiße, Scheiße, Scheiße, Scheiße!«, dringt Jonathan Crawfords Stimme glasklar und nicht wenig tränenvoll durch die Lautlosigkeit.
    Der Wagen schwebt für einen Augenblick reglos in der Luft, wie manche das so tun, und dann beginnt er seinen langen Fall ins Vergessen [41] .
    Ich wuchte meinen schmerzenden Leib auf das Dach zurück.
    Es kostet mich eiserne Nerven, Eingeweide aus Stahl, einen ehernen Willen, eine granitene Konstitution, Muskeln wie Drahtseile und eine wirklich tiefgehende Abneigung gegen einen Sturz aus dem sechsundsechzigsten Stockwerk in den sicheren Tod. Ich bin auf diesem Dach zurück, bevor auch nur irgendjemand sagen kann: »Woodbine triumphiert erneut – Crime Fiction, das Monatsmagazin.«
    Ich rücke meine Krawatte zurecht, schiebe meinen Hut in den Nacken, schüttele den einen oder anderen Knitter aus meinem Trenchcoat und krame in meiner Tasche nach einer Plastiktüte mit diversem kompliziertem mechanischem Krempel.
    Das vertikale Antriebssystem des Luftwagens. Ich habe mir die Freiheit genommen, es aus Crawfords Auto auszubauen, als ich die Zündschlüssel abgezogen habe.
    Ziemlich clever von mir, eh?
    Ich meine, hätte ich das Ding nicht in die Plastiktüte gepackt, wie leicht hätte ich mir den Futterstoff der Tasche mit Motorenöl verschmutzen können? Und dieses Mistzeug kriegt man wirklich nur schwer wieder raus. Wenn überhaupt, was auch nicht immer klappt.
    Manchmal muss man das Taschenfutter auch ersetzen, und das bedeutet, dass der Trenchcoat für mindestens eine ganze Woche beim Schneider ist.
    Aber diesmal nicht, und nicht mit Laz.
    Diesmal habe ich gewonnen. Ich habe das aufregende Ende auf dem Dach geschaukelt. Ich habe nicht einen, nein, ich habe gleich zwei Superschurken erledigt und mir meinen Trenchcoat dabei nur unwesentlich und die Taschen überhaupt nicht schmutzig gemacht.
    Wirklich verdammt clever von mir, wenn Sie mich fragen.
    Ich werfe einen Blick auf meine Uhr.
    All das, und ich habe immer noch fünfzehn Sekunden übrig.
    Fünfzehn Sekunden, um den Presley-Schatz aufzuspüren, vor dem Großen Knall in Deckung zu gehen und auf Barry zu warten. Fünfzehn Sekunden… nein, vierzehn, nein, dreizehn… o Scheiße…
     
    »Hast du Laz gesehen, Chef? Ich wollte mich eigentlich hier mit ihm treffen.«
    »Barry! Unternimm etwas!«
    »An was hast du dabei gedacht, Chef?«
    »Die Bombe, Barry. Die Bombe !« Rex deutete verzweifelt auf selbige. »Mach dieses Ding unscharf!«
    »Und ein wenig dalli, wenn ich bitten darf!«, fügte Chico hinzu.
    »Ich will zu meiner Mama!«, heulte Harpo.
    »Was für ein hässliches kleines Mistding«, stellte Barry fest.
    »Nein!« Rex fuchtelte mit den Armen. »Sag so etwas nicht! Zu spät…«
    Barry das Häschen blickte überrascht zu Rex auf.
    »Netter Trick, Chico.«
    Rex ließ sich auf den Hintern sinken und vergrub das Gesicht in den Händen. »Damit wäre unsere letzte Hoffnung dahin.«
     
    Die Explosion war verheerend. Eine pilzförmige Wolke voller Flammen und ganz, ganz schlechter Neuigkeiten erhob sich über Presley City.
     
    »Meine Herren, das war laut!« Harpo schüttelte benommen den Kopf. »Ich frage mich, was das war?«
    »Crawfords Luftwagen ist in den Parkplatz eingeschlagen, würde ich sagen.« Chico zwinkerte. »Ziemlich schmutzige Sache. Ziemlich endgültig.«
    Rex lächelte vom Boden her zu ihnen auf. »Oh, sehr gut, das freut mich ohne Ende. Ich werde meine letzten paar Sekunden mit ausgiebiger Schadenfreude verbringen, falls ihr keine Einwände habt.«
    »Du könntest wenigstens noch ein paar Tasten ausprobieren«, wandte Chico ein. » It’s now or never [42] .«
    »Äh, Chef? Eigentlich muss es heißen: ›It’s now or ever [43] ‹« sagte Barry das Häschen. »Ich hab’s selbst für Elvis
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