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Das Reich in der Tiefe

Das Reich in der Tiefe

Titel: Das Reich in der Tiefe
Autoren: Richard Koch
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davon gab es im senkrechten glatten Fels keinen Anstieg. Saßen also im Dorf Spießgesellen der Entführer, welche diese warnten, so wurde jedes Unternehmen von vornherein zum Scheitern verurteilt. Andrerseits bestand für die Entführer die Möglichkeit, mit ihrem Opfer weiter zu fliehen, weil sich auf der Höhe des oberen Hanges der Berg wieder nach Norden und Osten begehen ließ! Für Verfolger war die Situation aussichtslos, gerade deswegen war Klaus jetzt davon überzeugt, daß die Angaben des Hellsehers zutrafen. Er suchte verzweifelt nach einer Möglichkeit, es dennoch zu schaffen. Man mußte das Dorf überraschend besetzen, hermetisch absperren, jede Verständigung der Entführer von dort aus durch Licht- oder Rauchzeichen verhindern. Das war leichter gedacht als getan. Wenn überhaupt, so war eine solche Überrumpelung nur während eines Elf-Tage-Gewitters möglich, wie es morgen in der Schlafzeit fällig war. Etwaige Posten würden dann weniger aufmerksam sein. Trotzdem reichten die beiden Gruppen nicht entfernt aus, um das Dorf wirksam abzusperren, er brauchte die mehrfache Kopfzahl. Also schickte er sogleich einen Offizier zurück, um die erforderliche Verstärkung zu holen. Zur rechten Zeit traf die ganze Kompanie Ayola ein, voller Tatendrang und Freude an dem neuen Abenteuer.
    Klaus und seine Begleiter hatten sich, inzwischen jede kleinste Einzelheit des Geländes eingeprägt und dienten nun als Führer. Ungesehen gelangte man im Schutze des Waldes bis dicht vor den Rand des Terrassendorfes, dort wurde auf das Gewitter gewartet. Pünktlich brach es los. Wie die Teufel fielen die Freiwilligen über das Dorf her, ehe die verblüfften Bewohner wußten, was vor sich ging, waren ihre Häuser besetzt. Erichsen und Ayola hatten sogleich, ohne sich aufzuhalten, die Ortschaft umgangen und sich, durch Buschwerk gedeckt, an den einzigen bergauf führenden Pfad gelegt. Bei ihnen waren zwei ausgesucht kräftige Freiwillige. Noch immer prasselte Regen, zuckten Blitze.
    Wenn das ganze ein Mißgriff wäre – dachte Klaus – welche Enttäuschung, welche Blamage! Doch er wischte diesen Gedanken weg. Man mußte jeden Hinweis, jede Möglichkeit und Spur verfolgen! Sein Nebenmann stieß ihn an. Von einem der Häuser des Dorfes löste sich eine Gestalt, lief in Sprüngen bergauf und war nur augenblickelang sichtbar, weil sie geschickt in der Deckung von Hecken und Strauchwerk blieb. Am Ende einer Hecke verharrte der Verräter, der irgendwie aus dem besetzten Dorf entkommen war und zweifellos die Entführer am oberen Hang warnen wollte, längere Zeit. Dann lief er geduckt zum Pfad und auf diesem aufwärts. Auf diese Weise rannte er den versteckten Beobachtern förmlich in die Arme. Es war ein junger Bursche von etwa 14 Jahren. Auftrag oder Absicht waren auf keine Weise aus ihm herauszubekommen, er schwieg verstockt und wurde gefesselt ins Dorf zurückgebracht. Klaus hätte den Verräter-Boten am liebsten noch belohnt, denn nun wußte er wenigstens gewiß, daß er sich auf der richtigen Fährte befand. Ohne Säumen ging es nun zu viert weiter, mehr Leute konnte man für eine Überrumpelung der Entführer nicht brauchen. Erst in weitem Abstand folgte eine schwer bewaffnete Gruppe.
    Zuerst war es nicht nötig, besonders achtzugeben, und man kam gerade auf dem schwierigsten steilen Stück des engen Taleinschnittes flott voran. Je mehr man sich der Hütte näherte, um so mehr war Vorsicht geboten, zumal Donner und Regen aufgehört hatten. Klaus und Ayola gingen voran, die beiden anderen folgten auf 50 Meter. Die Hütte mochte noch hundert Meter entfernt sein, da begann ein Hund zu bellen. Jetzt mußte gehandelt werden! Klaus sprang aus dem Bachgrund und sah, daß es höchste Zeit dazu war. Eine Gruppe Menschen lief davon, vom verfallenen Häuschen weg quer über den schrägen Hang nach Osten. Nicht zwei Männer waren es, wie der Hellseher behauptet hatte, sondern vier, das Mädchen, Prinzessin Toxa, hatten sie in die Mitte genommen.
    Klaus warf sich nieder, brachte seinen Karabiner in Anschlag, schoß, traf den vordersten. Der fiel zu Boden. Dann lief er, um Ayola einzuholen, der den Entführern schon dicht auf den Fersen war. Ayola wurde hinter einer unübersichtlichen Ecke plötzlich von allen drei noch übrigen Männern angegriffen. Mit dem vordersten wurde er nach kurzem Kampf fertig, den zweiten erschoß Klaus, der nun heran war, auf nächste Entfernung. Und dann mußte dieser, unfähig einzugreifen, zusehen, wie der letzte
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