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Das Reich in der Tiefe

Das Reich in der Tiefe

Titel: Das Reich in der Tiefe
Autoren: Richard Koch
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so an. daß sie von den Seiten und rückwärts absperrten und verhinderten, daß jemand entkam.
    Sie waren noch nicht weit gekommen, als ein Schuß krachte. Das Geschoß peitschte Klaus, der voranging, am Ohr vorbei. Er warf sich instinktiv hin. Dort stand wahrhaftig ein Posten. Es blieb kein Zweifel mehr, daß es sich wirklich um die Mordbande handelte. Einen zweiten Schuß gab der Posten ab, die Fenster der Baracke wurden hell. Nun war es höchste Zeit. Ein schriller Pfiff von Erichsen, er sprang vor und schleuderte die erste Handgranate, die andern folgten und warfen weitere durch die erleuchteten Fenster. Sobald sich der Rauch der Explosion verzogen hatte, drangen sie ein. Die explodierenden Handgranaten hatten in dem engen Gelaß eine verheerende Wirkung entwickelt. Nur der Mann, der draußen gestanden hatte, war noch am Leben, er wurde verbunden und gab Antwort auf die Fragen, welche Klaus ihm stellte. Erichsen hatte vermutet, daß die Mitglieder der Mordbande mit den Matrosen des Küstenfrachters identisch seien, aber das stimmte nicht. Doch hatte einer dieser Matrosen in einer Bar von Magellan in betrunkenem Zustand die Geschichte vom Waffentransport erzählt, und zwei Gangster hörten es. Das war vor drei Monaten.
    Die beiden Gangster taten sich mit sechs anderen zusammen, stahlen in Magellan ein Motorboot und kamen vor drei Wochen damit hier an, überfielen Lemaire und zwangen ihn, sie dorthin zu führen, wo die Waffen eingelagert sein sollten. Weiter hatte sich alles so abgespielt, wie Erichsen ganz richtig vermutete; Fluchtversuch, Lemaires Erschießung, tagelange Suche und Rückfahrt zur Farm. Nur das wußte er noch nicht, daß die Gangster sich gegenseitig betrogen hatten. Die drei, welche man in der Farm zurückließ, waren mit beiden Motorbooten davongefahren und hatten sogar die Fischerboote vollkommen zerstört, um jedes Entkommen ihrer Spießgesellen von der Insel zu verhindern. Das Rätsel dieses sonderbaren Verhaltens löste sich, als Erichsen am nächsten Tag den beträchtlichen Rest der Edelsteine suchte, welche Lemaire für ihn aufbewahrt hatte. Sie waren nicht mehr da; die in der Farm zurückgelassenen Banditen hatten das Versteck gefunden. Da sie nicht teilen wollten, machten sie sich davon und schnitten ihren Kumpanen jede Möglichkeit ab, sie zu verfolgen.
    An diesem Tage wurden die Toten ein Stück abseits von der Farm begraben, der einzig Überlebende starb ebenfalls am Abend. Die Wellblechbaracke wurde wieder in menschlichen Zustand versetzt, und alle schliefen darin in der folgenden Nacht. Die Stapel, welche gestern nacht aufgefallen waren, erwiesen sich als Baumaterial, außerdem waren schon die Fundamente eines geräumigen Häuschens errichtet. Die entscheidende Frage war nun, ob es sich schon um das gesamte Baumaterial handelte. Daran hing die Möglichkeit, von hier wegzukommen. Falls noch etwas fehlte, würde Calleos Küstenfrachter es bringen, es ließ sich aber schwer beurteilen. Eine andere Möglichkeit, die Insel zu verlassen oder sich mit der Außenwelt in Verbindung zu setzen bestand nicht, Lemaires Funkgerät war beim Handgranatenüberfall auf die Gangster zertrümmert worden.
    Der zweite Tag auf der Farm wurde stürmisch und regnerisch. Dennoch lud Klaus alle Männer auf den Lastwagen und fuhr mit ihnen ins Gebirge, zu ihrer großen Erleichterung. Sie fühlten sich hier keineswegs wohl und litten unter heftigen Atembeschwerden, waren froh, als sie in der windstillen Höhle anlangten und den Marsch zur Wasserfallgrotte antreten konnten. Von dort nahm Klaus seine Braut mit zurück zur Farm, ferner fünf andere Männer, welche unbedingt einmal Tag und Nacht, Wind und Regen erleben, womöglich Sonne und Sterne sehen wollten. Toxa wurde warm in Decken verpackt, dann ging es mit dem Wagen zur Farm.
    Die Nacht wurde schlecht verbracht. Am nächsten Morgen riß der Sturm die Wolken auf, und binnen einer Stunde wurde der Himmel rein und tiefblau, die Sonne schien strahlend hernieder. Hand in Hand betrachteten Klaus und Toxa das Wunder.
    Klaus hatte neue Pläne. Aus den Balken für den Hausbau wollte er ein Boot zimmern, die Männer sollten ihm dabei helfen. Jetzt mußte es anfangs September sein. Nach Lemaires Erfahrungen trat zwischen Mitte Oktober und Ende November immer eine Periode besseren Wetters ein. Dann wollte er mit dem Boot, von Insel zu Insel trampend, bewohnte Gegenden erreichen. Das Boot konnte fertig werden, wenn ihm die Männer acht bis zehn Tage lang halfen, dann
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