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Das Reich in der Tiefe

Das Reich in der Tiefe

Titel: Das Reich in der Tiefe
Autoren: Richard Koch
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Oberwelt aufzunehmen. Euch beiden wäre ich dankbar, wenn ihr euch schon Gedanken darüber machte, in welcher Weise das geschehen kann!“
    „Wir werden es uns durch den Kopf gehen lassen! Man kann viele nützliche Dinge hier einführen, ohne die Kultur und Lebenshaltung des Volkes allzu plötzlich und gewaltsam zu ändern. Du hast es in der Hand, die große Gefahr, welche die Berührung zweier verschiedener Zivilisationen mit sich bringt, dadurch zu vermindern, daß du nur sehr wenigen auserwählten Männern der Oberwelt hier Zutritt gewährst.“
    Rocco entließ sie: „So reist beide unter dem Schutze der Götter.“
    Nach dem Ballonaufstieg vom Apaxiberg stießen sie auf eine Nachhut der 25 Männer, welche schon vor Tagen aufbrachen, um alles sorgsam vorzubereiten. Altbewährte Teilnehmer früherer Expeditionen hatten die Führung, die übrigen waren Männer, die sich aus der Truppe freiwillig gemeldet hatten. Waffen hatte man für alle Fälle mitgenommen. Die Begleitmannschaft war so zahlreich, weil auf dem Rückweg Hühner und Schafe, auch Samen von bisher in Cheti unbekannten Nutzpflanzen mitgebracht werden sollten. Rocco hatte sich entschlossen, diese Dinge zuerst einzuführen.
    Nach Überwindung des schlimmsten Teils des Aufstiegs durch die Hitzezone konnte Erichsen es kaum mehr erwarten, seiner Braut alle Herrlichkeiten der Erde zu zeigen.
    Leider dämpfte gleich die erste Berührung mit der Oberwelt Erichsens frohe Stimmung. In der großen Wasserfallhöhle fanden sie einen Toten – Gaston Lemaire. Sie begruben ihn an Ort und Stelle, nachdem sie alle Umstände genau untersucht hatten. Gaston war von rückwärts, auf der Flucht, erschossen worden. Bei weiterer Nachsuche fanden sich in, später auch außerhalb der Höhle Plätze, an denen die Mörder gerastet hatten. Aus weggeworfenem Papier, Konservendosen und Eierschalen konnte man auf ihre Zahl schließen. So ergab sich, daß vier bis sechs Männer, aus Chile stammend, wie das Zeitungspapier verriet, Gaston überfallen hatten.
    Klaus hatte es von Anfang an für einen Fehler gehalten, daß der Chilene auf seinem kleinen Küstenfrachter, mit dem er die Waffen transportierte, fremde Leute mitbrachte, die Einblick erhielten. Deren Begehrlichkeit war geweckt worden, sie hatten beobachtet, daß der Farmer eine Baumaterial-Bestellung bar bezahlte, mochten weitere Kostbarkeiten vermutet, es vielleicht auch auf die Waffen abgesehen haben. Eine Bande hatte sich zusammengetan und den einsamen Franzosen überfallen und ihn gezwungen, ihnen das Versteck der Waffen zu zeigen. Gaston führte sie dorthin, wo er die Waffen zuletzt sah, in die Wasserfallgrotte – und wurde bei einem verzweifelten Fluchtversuch erschossen. So mußte es sich zugetragen haben.
    Die vielen Lebensmittelreste ließen darauf schließen, daß die Bande noch lange Zeit weitergesucht hatte, ohne den Weg in die Tiefe zu entdecken. Niemand vermochte zu sagen, ob sie sich immer noch auf der Insel aufhielt. Die Spuren waren nicht älter als ein paar Wochen. Klaus erschien es daher sicherer, seine Braut unter Bewachung hier zurückzulassen und selbst erst einmal zu erkunden, wie es in Gastons Haus aussah. Toxa war mit allem einverstanden, doch sie schien ihm nicht mehr so fröhlich wie in den letzten Tagen.
    Mit fünfzehn Freiwilligen, lauter Teilnehmern der Echsenjagd, unternahm er den Vorstoß, richtete es so ein, daß sie mitten in der Nacht, gegen drei Uhr, an der Farm eintrafen, so daß sie die Bande schlafend fanden, falls sie noch auf der Insel war. Es regnete und es war windig, wie fast immer hierzulande, doch die Nacht wurde durch das Licht des Vollmondes hinter den Regenwolken aufgehellt. Alle hatten sich so weit an den niederen Luftdruck der Erdoberfläche gewöhnt, daß sie die Masken ablegen konnten, wenn sie ruhten, doch bei der Arbeit und in der Bewegung ließen die Masken sich nicht entbehren.
    Gastons Farm war dunkel, aber im Mondlicht konnte man den Platz gut überblicken. Etwa hundert Meter entfernt lag Material gestapelt, das vorher nicht dagewesen war. Die Erkunder verhielten sich lautlos und beobachteten aus sicherer Entfernung. Ihre Vorsicht lohnte, denn nach einiger Zeit sahen sie feurige Funken aus dem Kamin des Wellblechgebäudes emporsteigen, innen hatte jemand Holz auf den Ofen geworfen, die Bande befand sich also im Haus. Nun teilte Klaus seine Leute ein, mit acht Männern wollte er geradewegs auf das Gebäude zugehen und die Insassen ausheben, die übrigen sieben setzte er
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