Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Reich der Sieben Städte

Das Reich der Sieben Städte

Titel: Das Reich der Sieben Städte
Autoren: Steven Erikson
Vom Netzwerk:
schäbig aus.«
    »Genau, wie ich es mir gedacht habe«, sagte Felisin und ging mit einiger Mühe über die Wahrheit in seiner letzten Bemerkung hinweg. Sie schaute zu den Wachen hinüber. »Was ist los? Warum sitzen wir einfach nur hier herum?«
    Der Ex-Priester spuckte noch einmal aus. »Die Dürstende Stunde ist vorüber. Der Mob da draußen muss neu organisiert werden.« Er warf ihr unter buschigen Brauen hervor einen Blick zu. »Die Bauern müssen aufgehetzt werden. Wir sind die Ersten, Mädchen, und wir werden als Beispiel dienen. Was hier in Unta geschieht, wird jeden Bürger adligen Blutes im gesamten Imperium aufschrecken.«
    »Unsinn!«, schnappte Lady Gaesen. »Man wird uns gut behandeln. Die Imperatrix wird dafür sorgen, dass man uns gut behandelt...«
    Der Schläger grunzte ein drittes Mal. Felisin begriff, dass dies wohl seine Art zu lachen war. »Wenn Dummheit ein Verbrechen wäre, Lady, dann wärt Ihr schon vor Jahren verhaftet worden. Der Oger hat Recht. Nur die wenigsten von uns werden es zu den Sklavenschiffen schaffen. Wenn dieser Zug sich die Säulenavenue hinunterbewegt, wird das ein einziges Blutbad werden. Wohlgemerkt«, fügte er hinzu und musterte die Wachen aus zusammengekniffenen Augen, »der alte Baudin wird sich nicht von einem Bauernmob in Stücke reißen lassen ...«
    Felisin spürte, wie Angst ihren Magen zusammenkrampfte. Sie unterdrückte einen Schauder. »Hast du etwas dagegen, wenn ich in deinem Schatten bleibe, Baudin?«
    Der Mann schaute auf sie herunter. »Du bist für meinen Geschmack ein bisschen zu pummelig.« Er drehte sich um. »Aber du kannst tun, was dir beliebt«, fügte er dann hinzu.
    Der ehemalige Priester beugte sich näher zu ihr. »Wenn ich es recht bedenke, Mädchen, dann scheint mir eure Rivalität doch weit über das übliche Gekeife und Gekratze hinauszugehen. Wahrscheinlich will deine Schwester sichergehen, dass du ...«
    »Sie ist jetzt Mandata Tavore«, unterbrach ihn Felisin. »Sie ist nicht mehr meine Schwester. Sie hat sich von unserem Haus losgesagt, als sie dem Ruf der Imperatrix gefolgt ist.«
    »Selbst wenn das so ist, habe ich doch den dumpfen Verdacht, dass es etwas Persönliches ist.«
    Felisin starrte ihn finster an. »Woher solltest du irgendwas darüber wissen?«
    Der Mann verbeugte sich leicht; es war eine ironische Geste. »Ich war früher einmal ein Dieb, dann ein Priester, und nun bin ich Historiker. Ich weiß sehr wohl um die angespannte Situation, in der sich der Adel befindet.«
    Felisins Augen weiteten sich allmählich, und sie verfluchte sich für ihre Dummheit. Sogar Baudin – der keine Möglichkeit gehabt hatte, die Worte nicht zu hören – beugte sich vor und starrte den ExPriester forschend an. »Du bist Heboric«, sagte er. »Heboric Leichte Hand.«
    Heboric hob die Arme. »So leicht wie immer.«
    »Ihr habt dieses revidierte Geschichtswerk geschrieben«, sagte Felisin, »und Verrat begangen ...«
    Heboric hob in gespieltem Erstaunen die borstigen Brauen. »Die Götter mögen mich bewahren! Eine in philosophischen Belangen abweichende Meinung, mehr war das nicht! Das waren Duikers eigene Worte vor Gericht – als er mich verteidigt hat, Fener möge ihn segnen.«
    »Aber die Imperatrix hat nicht zugehört«, sagte Baudin grinsend. »Schließlich hast du sie eine Mörderin genannt – und dann hattest du die Frechheit zu behaupten, sie hätte den Mord auch noch verpfuscht!«
    »Du hast wohl eine illegale Abschrift gefunden, was?«
    Baudin blinzelte.
    »Wie auch immer«, fuhr Heboric fort und wandte sich wieder Felisin zu, »ich habe die Vermutung, dass deine Schwester, die Mandata, vorhat, dich in einem Stück an Bord eines Sklavenschiffs zu bringen. Dass dein Bruder irgendwo in Genabackis verschwunden ist, hat deinem Vater den Lebensmut genommen ... zumindest habe ich das gehört«, fügte er grinsend hinzu. »Aber es war das Gerücht von Verrat, das deine Schwester so richtig angespornt hat, stimmt's? Es geht ihr darum, den Familiennamen rein zu waschen und all diese Dinge...«
    »Wenn Ihr es sagt, klingt es vernünftig, Heboric«, sagte Felisin. Sie konnte selbst hören, wie verbittert ihre Stimme klang, aber es war ihr gleichgültig. »Tavore und ich, wir waren unterschiedlicher Meinung – und jetzt seht Ihr das Ergebnis.«
    »Worüber sind eure Meinungen denn so sehr auseinander gegangen?«
    Sie antwortete nicht.
    Weiter vorn in der Reihe entstand plötzlich Bewegung. Die Wachen reckten sich und wandten sich dem Westtor des
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher