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Das Reich der Katzen (German Edition)

Das Reich der Katzen (German Edition)

Titel: Das Reich der Katzen (German Edition)
Autoren: Alisha Bionda
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Fleur war so missgelaunt wie schon lange
nicht mehr.
    Onisha bedachte sie mit einem aufmunternden Blick, der so viel
besagen sollte wie: Gib jetzt nicht auf! Wir schaffen es!
    Ganz wohl war ihr dabei nicht. Sie hatte ebenso Zweifel wie
Fleur. Zu viele Opfer hatte ihre Suche nach dem Reich der Katzen bisher schon gekostet.
Aber jetzt, so kurz vor dem Ziel, durften sie nicht aufgeben. Schlimmer kann es
nicht mehr kommen, dachte sie und wurde wenig später eines Besseren belehrt.
Sie hatten außer einer Erdhörnchenfamilie nichts zu fressen gefunden und
kletterten, von Hunger und Durst geschwächt, weiter dem Gipfel entgegen, da
schickte der Grollende Riese ihnen den nächsten Gegner. Er gönnte ihnen keine
Verschnaufpause. Er wusste sie zu zermürben. Wie aus dem Nichts tauchte ein
überdimensionaler Steinbock auf. Immer wieder schüttelte er den Kopf und zeigte
den Katzen seine gewaltigen Hörner. Behände kletterte er neben ihnen her. Sein
Schatten fiel ständig über sie. Wie eine stumme Bedrohung.
    »Steinböcke«, schnaubte Valentin verächtlich. »Die kann ich
absolut nicht leiden. Sie gehen nicht nur über Leichen, sondern über ganze
Friedhöfe, um das zu erreichen, was sie wollen. Dabei sind sie feige, wie die
Nacht finster ist. Seht euch nur dieses Exemplar an. Der macht sich die Finger
nicht schmutzig. Der wartet in aller Gemütsruhe ab, bis wir so gut wie erledigt
sind. Und genau dann schlägt er zu. Er ist wie eine Hyäne. Mit dem Unterschied,
dass die totes Aas verzehren und der Steinbock den Kick des Töten benötigt. Er
spielt gern den Angeber, aber die Arbeit lässt er andere machen.«
     
    Onisha dachte noch lange über Valentins Worte nach. Der Kater
hatte Recht, der Steinbock verfolgte genau jede ihrer Bewegungen. Sein
Verhalten übte gezielten Druck auf die Katzen aus. Und stumme Bedrohung war die
schlimmste, da man sie nicht einzuschätzen vermochte.
    Onisha dachte daran, dass Valentin behauptet hatte, der Steinbock
benutze einen Handlanger, um sie zusätzlich zu schwächen. Sie war gerade im
Begriff, Fleur ihr Unbehagen zuzuflüstern, als ein weiterer Schatten über sie
fiel. Er kam von der anderen Seite. Der Schatten, der von der Schlucht, die zu
ihrer Rechten steil in die Tiefe ging, über sie fiel, entfaltete Schwingen und
gehörte einem prachtvollen Steinadler. Er stieß einen heiseren Schrei aus, der
so viel wie: Seht nur, hier bin ich! Nehmt euch vor mir in Acht! bedeutete.
    Blackbird, der mit seinen Brüdern herbeigeflattert war, sah die
Katzen traurig an. »Unsere Wege trennen sich hier leider«, sagte er mit einem
bedauernden Tonfall in der Stimme. Onisha und die Katzen blickten ihn erschrocken
an. »Wir können nicht mehr höher hinauf. Dafür ist unser Federkleid nicht
geeignet und gegen Gorgon sind wir machtlos. Er würde uns einen nach dem
anderen schlagen.«
    Valentin nickte. »Uns war von Anfang an klar, dass wir uns einmal
trennen müssen. Dass ihr uns nicht bis zum Schluss begleiten könnt.« Er warf
einen besorgten Blick in die Richtung des Adlers, der in großen Kreisen über
die Schlucht flog. »Gorgon ist sehr gefährlich. Ich weiß.«
    »Gut«, erwiderte Blackbird. »Ihr dürft nicht den unverzeihlichen
Fehler begehen, ihn zu unterschätzen.« Sein Blick schweifte in die Runde, blieb
an Onisha und Fleur haften. »Lebt wohl, meine Freunde. Zeigt euch Bastets Thron
würdig.«
    Dann gab er seinen gefiederten Kameraden ein Zeichen und sie
stiegen ohne ein weiteres Wort in die Lüfte.
    Eine Weile flatterten sie wild durcheinander, gaben sich
krächzend Befehle und bildeten dann in der Luft die Kontur der Katzengöttin.
Blackbird, als größter seiner Artgenossen, flatterte dort, wo ihr Herz saß. Ein
schlagendes Herz, das der Formation etwas Lebendiges gab. Ergriffen blickten
Onisha und Fleur zu den Freunden empor.
    Und Onisha wusste: Bastet würde wiedergeboren werden!
     
    Gorgon und der Steinbock bedrohten die Katzen von zwei Seiten.
Kreisten sie mehr und mehr ein. Obwohl der Steinadler bedrohlicher wirkte, weil
er sich jederzeit pfeilschnell auf sie stürzen konnte, war die Gefahr, die von
dem Steinbock ausging, nicht zu unterschätzen.
    »Wir müssen uns etwas einfallen lassen«, keuchte Ben, als er
einen besonders hohen Felsen erklommen hatte. Valentin folgte ihm und nickte
atemlos. Sein Gesichtsausdruck war mehr als besorgt.
    Sie warteten, bis auch die anderen Katzen herangekommen waren.
Dann setzten sie sich unter einen kleinen Felsvorsprung um vor Gorgons
Angriffen aus
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