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Das Reich der Katzen (German Edition)

Das Reich der Katzen (German Edition)

Titel: Das Reich der Katzen (German Edition)
Autoren: Alisha Bionda
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sie wieder ermahnt,
nicht aufzugeben, hatte ihnen versprochen, bald am Ziel zu sein. Sie müssten
nur noch diesen Berg besteigen. Wenn das so einfach wäre, dachte Onisha
missmutig. Entweder hatte sie Bastets Worte falsch ausgelegt oder die
Katzengöttin hatte die Gefahren, die auf dem letzten Rest der Strecke auf sie
lauerten, bewusst heruntergespielt. Das schürte Onishas Zorn auf sie und gerade
dieser Zorn beflügelte sie. In besonderem Maße, als sie spürte, dass auch Fleur
diese Wut in sich trug. Er verdoppelte sich dadurch.
    Sie stiegen weiter hinauf. Immer begleitet von dem drohenden
Grollen. Onisha hasste es bereits nach einigen Stunden. Sie verabscheute Gegner,
die nicht die Courage besaßen, sich zu zeigen. Die den Opfern einen fairen
Kampf verwehrten. Das erinnerte sie an Lavina. Los, zeig dich, dachte sie, am
liebsten würde ich dich in die ewigen Jagdgründe befördern. Der Gedanke
erfüllte sie mit Schrecken. Solch wenig frommen Wünsche kannte sie sonst nicht
von sich. Onisha blickte die steil zerklüfteten Felsen hinauf. Die Stadt auf
dem Gipfel hatte immer noch Setzkastenformat. Sprich, sie waren ihr kein
wesentliches Stück näher gekommen.
    Unter ihnen explodierte die Welt in einem Farbenmeer. Es war
wieder Herbst und Onisha stellte erstaunt fest, dass sie schon ein Jahr
unterwegs waren. Ob Sascha von Hohenberg noch an sie dachte oder ob er bereits
eine andere Katze in sein Penthouse geholt hatte? Trotzdem sie niemals zurückgekehrt
wäre, spürte sie doch eine jähe Eifersucht in sich. Aber das Gefühl war nur von
kurzer Dauer. Seit sie für ihr Leben die Verantwortung übernommen hatte und
nicht mehr von dem Gutdünken eines Menschen abhängig war, befand sie sich im
Einklang mit sich selbst. Und dieses wunderbare Gefühl hätte sie gegen nichts
auf der Welt eintauschen mögen.
    Höher und höher stiegen die Katzen den Berg hinauf. Onisha tat
bald jeder Knochen im Leib weh. Aber es ging ihr nicht alleine so. Hier und da
hörte sie leises Stöhnen, einen gemurmelten Fluch oder einen unterdrückten
Schmerzensschrei. Aber sie wollten nicht aufgeben, keine Schwäche zeigen und
sie kämpften sich mit zusammengebissenen Zähnen weiter.
    Als sich Onisha so schlapp wie ein ausgewrungener Putzlappen
fühlte und sich am liebsten dort, wo sie stand, hingeworfen hätte, drang
scharfer, feindlicher Geruch zu ihnen herüber. Onisha spürte augenblicklich die
Gefahr. Unbehagen machte sich in ihrer Kehle breit. In diesem Geruch war eine
gehörige Prise Gewaltbereitschaft. Onisha dachte an Valentins Worte, dass der
Grollende Riese alle Gestalten annehmen konnte, und fragte sich, welche es wohl
waren.
    Sie wollte den Gedanken gerade weiterspinnen, als ihn Twinkys
Schrei wegwischte. Ein Puma von gewaltigem Ausmaß hockte einige Meter über
ihnen auf einem Felsvorsprung und fauchte sie feindselig an.
    »Na toll, das hat uns gerade noch gefehlt«, knurrte Ben. »An dem
kommen wir bestimmt nicht vorbei. Und wenn, fehlen uns sämtliche Einzelteile.«
    »Aber das müssen wir!«, herrschte ihn Twinky an. »Oder sollen wir
hier ausharren, bis wir nur noch weiß glänzende Skelette sind?«
    Ben schnaubte verächtlich. »Und wie sollen wir an diesem Biest
vorbei, wenn ich fragen darf? Willst du ihn etwa mit deiner lieblichen Stimme in
den Schlaf singen?«
    »Deine ironischen Bemerkungen kannst du dir sparen. Ich habe
schon eine Idee: Einer von uns muss ihn ablenken.«
    »Wundervoll«, schrie Ben. »Einer von uns könnte vor ihm auf den
Hinterpfoten tanzen. Wer meldet sich freiwillig?« Er blickte in die Runde. Wie
erwartet meldete sich keiner. »Dachte ich es mir.« Ben schaute Twinky grimmig
an. »Ich glaube, dein Vorschlag ist gerade einstimmig abgelehnt worden. Noch
andere Ideen?«
    Twinky antwortete nicht, sondern wollte sich wortlos an ihm vorbeidrängen,
wurde aber von Ben im Genick festgehalten. Er schüttelte sie einige Male und
setzte sie dann wieder unsanft auf den Boden. »Was sollte das denn werden?«,
fragte er ärgerlich.
    Sie maß ihn mit eisigem Blick. »Wenn sich von euch Jammerlappen
keiner bereit erklärt ...«
    »Wolltest du das dumme Opferlamm spielen.« Ben seufzte. »Ich
fasse es nicht. Ich ...«
    Ein heiseres Krächzen ertönte und Blackbird flatterte herbei. Er
ließ sich dicht über den Katzen auf einem Felsen nieder und wartete, bis auch
seine Freunde einen sicheren Sitzplatz gefunden hatten.
    »Es tut mir leid um deine Brüder«, sagte er zu Valentin und warf
einen Blick hinauf zu dem Puma, der
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