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Das Reich der Katzen (German Edition)

Das Reich der Katzen (German Edition)

Titel: Das Reich der Katzen (German Edition)
Autoren: Alisha Bionda
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Instinkten führte und die nur einen kleinen Abstecher zu den
Menschen gemacht, diese aber längst vergessen hatte. Und darum beneidete Onisha
sie.
    Als sie den Wald nach zwei anstrengenden Tagesmärschen verließen,
atmeten sie alle erleichtert auf. Doch wenn sie geahnt hätten, was sie
erwartete, hätten sie es wahrscheinlich nicht getan. Oder sie hätten sich
zumindest nicht so lautstark darüber gefreut, Sobeks Kriegern entronnen zu
sein. Fleur und Onisha sahen sich hin und wieder wissend an. Die anderen
schwiegen, wenngleich sie die Blickwechsel der beiden bemerkten.
    Nach einer Weile stellte Valentin die alles entscheidende Frage:
»Wohin gehen wir eigentlich?«
    Onisha deutete auf einen Punkt am Horizont.
    Hinter der Ebene, die sich an den Wald anschloss, erhoben sich
drei Berge. Der mittlere überragte die beiden benachbarten um ein Mehrfaches.
Er lief nach oben hin Spitz zu, während die beiden neben ihm wie lang gezogene
Kirchenschiffe aussahen. Auf der Spitze des mittleren Berges befand sich etwas,
was man mit sehr viel Fantasie eine Stadt nennen konnte.
    »Woah«, entfuhr es Ben. »Ist das etwa ...«
    Onisha nickte. »Ja«, sagte sie und ein unangebrachtes
Glücksgefühl schwappte über sie hinweg. Unangebracht, weil sie die ungeheure
Strapaze, den riesigen Berg zu erklimmen, noch vor sich hatten. Und somit die
Möglichkeit durchaus berechtigt war, dass sie es nicht schaffen würden. Aber da
war wieder die Stimme in ihr, die Sachmet, Sachmet rief.
    Auch wenn Onisha nur eine vage Vorstellung davon hatte, wer
Sachmet gewesen war, fühlte sie sich jedes Mal, wenn sich der Name in ihrem
Gehirn formierte, ungeheuer stark und motiviert.
    »Das ist das Reich der Katzen, Ben«, sagte sie leise.
    »Oder wieder eine Stadt mit Mutanten«, knurrte der.
    »Aber das ist es doch. Verstehst du nicht?« Sie sah ihn mit ihren
unergründlich grünen Augen an. »Die Stadt der Krokodile wurde zum Schutz dieser
Stadt erbaut. Jeder, der den Thron der Bastet besteigen will, muss erst einmal
...«
    »... diese dämlichen Krokodilmänner überleben«, schnarrte ihr
Blackbird ins Wort.
    Onisha nickte. »Genauso ist es.«
    »Dann ist diese Krokodilstadt eine Art Prüfung?«, wollte Rocky
wissen.
    Onisha nickte erneut. »Du sagst es.«
    »Na, die Prüfung haben wir schon mal bestanden«, prahlte Ben.
    »Aber nur mit reichlich Hilfe«, krächzte Blackbird und pickte den
roten Kater freundschaftlich in die Schwanzspitze.
    Der honorierte das übermütige Verhalten mit einem wenig erfreuten
Fauchen.
    »Da oben wächst irgendetwas in den Himmel.« Lucky sprach nie
viel, aber wenn er etwas sagte, hatte es meistens Hand und Fuß.
    Und richtig: In der Mitte der Stadt ragte etwas in das Firmament.
    »Vielleicht eine Kirche oder etwas Ähnliches«, vermutete
Valentin, der auffällig oft mit seinen Brüdern getuschelt hatte. Ihn schien
etwas zu beunruhigen. Onisha kannte ihn mittlerweile gut genug, um sein
Unbehagen wahrzunehmen und zu deuten.
    »Was ist, Valentin? Was beunruhigt dich?«, fragte sie.
    Er drehte sich zu ihr herum. Einige Sekunden sah es so aus, als
überlege er, ob er überhaupt antworten sollte. »Der Aufstieg wird Opfer von uns
verlangen. Der Grollende Riese lässt keinen ungeschoren davonkommen.«
    »Der Grollende Riese?«, fragte Fleur. »Von dem habe ich noch nie
was gehört.«
    Valentin zog eine humorlose Grimasse. »Das ist kein Wunder.
Niemand hat ihn bisher zu Gesicht bekommen. Daher ranken sich die tollsten
Gerüchte um ihn. Denn bisher hat es noch keiner so weit geschafft wie wir.«
    Onisha ließ die Worte in sich nachwirken. Sie erfüllten sie
erneut mit einem heftigen Glücksgefühl. Bis hierhin haben wir es schon
geschafft, dachte sie frohlockend. Dann werden wir auch noch den Rest
bewältigen!
     

     
    Die Berge waren so verdammt weit weg. Trotz mehrerer Tagesmärsche
kamen sie nicht einen Deut näher. So kam es den Katzen zumindest vor. Blackbird
und seine Krähen waren wieder zu ihnen gestoßen. Sie hatten sich kurz von den
Katzen verabschiedet und den Himmel erkundet, waren aber schnell wieder
zurückgekehrt. Die Vögel flogen über ihnen wie eine dunkle Wolke. Aber sie
vermittelten ein Gefühl von Sicherheit. Als ob sie den Luftraum über ihnen
sicherten. Und das war verdammt viel wert.
    »Wir sind den Bergen noch nicht einen Millimeter näher gekommen«,
maulte Ben und Rocky stimmte ihm missmutig zu. »Am liebsten würde ich mich hier
hinknallen und ein Nickerchen machen.« Ben war eindeutig mieser Stimmung
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