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Das Reich der Katzen (German Edition)

Das Reich der Katzen (German Edition)

Titel: Das Reich der Katzen (German Edition)
Autoren: Alisha Bionda
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schlichter
Architektur. Zwischen ihnen breiteten sich künstlich Seen mit Schilf und
Fischschwärmen aus und großzügige Parkanlagen, in denen prächtige Blumen und
tiefgrüne Bäume wuchsen. Es herrschte Ruhe und Frieden, sodass Onisha Angst
hatte, laut zu atmen. Das muss das Paradies sein, dachte sie und beobachtete
das friedliche Zusammenleben der Männer und Frauen mit einer Artenvielfalt an
Katzen, dass es Onisha schwindelte. Und überall standen Skulpturen, die dieses
Zusammenleben zeigten.
    Von einer Anhöhe aus blickten sie auf das rege Treiben hinab.
Durch die Stadt, die sich endlos im Horizont verlor, führte ein Fluss.
Ehrfürchtig sprach Valentin das Wort »Nil« aus.
    Onisha stutzte und sah ihn erstaunt an. »Aber der Nil ...«,
stotterte sie. »Der fließt doch durch das Tal der Königinnen.«
    »Auch«, sagte Valentin schlicht.
    »Soll das heißen, es gibt ihn zweimal?« Onisha mochte an diese
Lösung nicht so recht glauben.
    Doch Valentin nickte. »Das soll es heißen.«
    Onisha fand das mehr als merkwürdig. »Was ist so besonders an
dieser schlammigen Brühe?«, fragte sie.
    Valentin sah für einen Augenblick so aus, als versage ihm bei so
viel Respektlosigkeit der Atem. »Die Bewohner des Reiches der Katzen leben an
diesem Fluss, mit ihm und von ihm. Wie einst im alten Ägypten. Aber das kannst
du nicht wissen.« Seine Stimme wurde wieder sanft. Er blickte sie
verständnisvoll an, als habe er ein Katzenkind vor sich. »Woher auch.«
    »Dann erzähle es mir ... besser gesagt, uns ...«, forderte Onisha
ihn auf.
    »Der Nil macht die Felder, die ihn säumen, jedes Jahr durch
seinen Schlamm, den er über sie breitet, fruchtbar. Aus dem Papyrus, der an
seinem Ufer wächst, werden Schiffe gebaut und Papier hergestellt.« Er seufzte.
»Es gäbe noch so viel darüber zu erzählen, aber wir haben doch ein wichtigeres
Ziel, nicht wahr?«
    Onisha nickte und blickte noch einmal auf die Stadt hinab. »Du
hast völlig Recht, Valentin.«
    Sie liefen die Anhöhe hinab, von neuer Energie getrieben, gingen
stumm vor Staunen durch die Straßen, die alle zu einem Platz führten, der etwas
erhöht lag.
    Und da stand er: Bastets Tempel.
    Ein Grabbau von unvorstellbarer Größe und Schönheit. Mit weißen
Granitblöcken verziert leuchtete er weithin. Umgeben von einem Friedhof, auf
dem wie Valentin verlauten ließ, Priester begraben lagen, bildete er eine
eigene Welt.
    »Woah, das ist ja ein Hammer«, ließ Ben verlauten. »Seht euch nur
die Dinger da an!« Onishas Blick folgte seiner Pfote. Rund um das prächtige
Bauwerk waren Barken angebracht, die die Seelen der Verstorbenen auf dem Fluss
durch den Himmel befördern sollten, wie Valentin erklärte.
    Dann fiel ihr Blick auf die steinerne Sphinx. Die Sphinx mit dem
Löwenkörper, die Onisha schon in ihren Träumen erschienen war. »Es gibt sie
also wirklich«, murmelte sie beeindruckt.
    Da schrie Fleur leise auf und auch Onisha wurde auf die beiden in
Stein gehauenen Figuren aufmerksam, die lebensecht und riesengroß zu beiden
Seiten des Portals standen. Zwei Frauengestalten. Die eine mit einem Katzenkopf,
die andere mit einem Löwenhaupt.
    Fleur wandte sich Onisha zu. »Wir sind am Ziel. Dort sind Bastet
und ...«
    »Sachmet«, flüsterte Onisha ergriffen.
    Die Granitpyramide war ein Gebäude, das in den Himmel wuchs. Das
der Sonne entgegenstrebte. Und das sie schon vom Fuße des Berges gesehen
hatten. Dort war die Antwort auf all ihre Fragen.
    Onisha spürte wilde Erregung in sich. Sie drohte sie zu ersticken.
Zielstrebig ging sie auf das Portal zu.
    Fleur folgte ihr wie ein Schatten.
    Benommen hielten sie vor den Steinfiguren an, senkten wie zum
Gebet die Köpfe und blieben andächtig stehen. Der goldene Ball der Sonne
strahlte über ihnen. Hieß sie willkommen.
    Sie standen jetzt eindeutig unter dem Schutze des Sonnengottes
Re. In einem Tagtraum entführte er Onisha in die Stadt der Sonne, Heliopolis,
die den Mittelpunkt der Gestirne bildete. Re selbst erschien ihr in ständig wechselnder
Form. Mal als Doppelgestalt, mit einem menschlichen Körper und einem Falkenkopf
mit einer Sonnenscheibe als Diadem und dann erleuchtete er sie als Flügelsonne,
die wohltuende Wärme in ihre Seele schickte. Es war eindeutig: Sie waren am
Ziel!
    Onisha hob wieder den Kopf. Ihr Herz schlug so hart gegen den
Brustkorb, dass sie befürchtete, er würde zerbersten. Bei jeder Stufe, die sie
bis zu dem Portal erklommen hatte, war ihr Herzschlag noch einen Takt schneller
geworden. Onisha
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