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Das Reich der Katzen (German Edition)

Das Reich der Katzen (German Edition)

Titel: Das Reich der Katzen (German Edition)
Autoren: Alisha Bionda
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schwindelte es. Sie blickte zur Seite. Fing Fleurs Blick auf
und nickte aufmunternd. Fleur zwinkerte zurück. Dann holten sie beide tief
Luft, überschritten die Schwelle des Portals und traten in den Grabbau der
beiden Göttinnen.
    Plötzlich hörte Onisha zwei Herzschläge. Ihren und Fleurs. Da war
mit einem Mal wieder etwas, was sie verband. Etwas, was eine Art Energiefeld um
sie herum errichtete.
    Das blieb auch den Freunden nicht verborgen. Sie hielten
plötzlich einen ehrfürchtigen Abstand zu ihnen. Waren von einer ungewohnten
Scheu befallen. Onisha und Fleur hingegen durchschritten das Innere der
Pyramide, als kämen sie endlich nach langer Reise zurück nach Hause. Zurück an
den Ort, wo sie hingehörten.
    Traumwandlerisch, als bewegten sie sich auf vertrautem Terrain,
gingen sie durch die steinerne Welt des Grabbaus. Sie verlangsamten erst den
Schritt, als sie vor dem gläsernen Sarkophag standen, in dem die goldverzierte
Mumie der Katzengöttin ruhte. Onishas Herz schlug wahre Trommelwirbel. Endlich!
Endlich war es so weit!
    Um das prachtvolle Grab standen dreizehn schwarze Katzenskulpturen.
    »Valentin«, raunte Onisha. »Valentin und seine Brüder.«
    Am Fuß des Sarkophags, genau in der Mitte, saß so getreu
nachgebildet, dass sie lebendig wirkte ein Abbild von Twinky. Eine zierliche
Schildpattkatze, die Glückskatze, in deren Augen ein strahlendes Lächeln lag.
Am Kopfteil prangte, Onisha und Fleur erstaunte es nicht mehr, ein stolzer und
prächtiger roter Kater, dessen Augen ebenfalls sehr lebendig wirkten.
    »Da ist Ben«, flüsterte Fleur. »Doch wo sind wir?«
    Onisha spürte die Enttäuschung, die sich in körperlichen Schmerz
wandelte. Dieser wurde unerträglich. Sie sah wieder ihre toten Freunde vor
sich. Dachte an die unsäglichen Qualen, bis sie endlich den Grabbau erreicht
hatten.
    Sollte das alles umsonst gewesen sein? Sollten sie nicht zu den
Auserwählten gehören?
    Durch den Nebel ihrer Empfindungen drang Fleurs Stimme: »Sieh nur
die Augen und die Inschrift dort.« Sie deutete mit der Pfote auf die
Seitenteile des Sarkophags, die mit großen Augen und einer goldenen Inschrift
verziert waren:
     
    ZWEI IN FREUNDSCHAFT
    VERBUNDENE SEELEN
    VERSCHIEDENER HERKUNFT
    VERSEHEN MIT DEM MANTEL
    DES HEILIGEN FEUERS
    BETRETEN DEN GEHEIMEN RAUM UND
    STEIGEN IN DEN HIMMEL
    AUF DEN SONNENTHRON DER GOTTIN
     
    »Das könnten wir sein, Onisha«, flüsterte Fleur, die nicht wagte,
an diesem geheiligten Ort die Stimme zu erheben. »Aber was ist wohl mit dem
heiligen Feuer gemeint?«
    »Das Orakel der Sachmet«, erklang Valentins Stimme hinter ihnen.
    Onisha zuckte zusammen, als er den Namen der löwenköpfigen Göttin
aussprach. Sie folgte seinem Blick bis zu der goldenen Schale, die auf drei
Edelsteinfüßen dicht neben dem Sarkophag stand und in der ein ständiges Feuer
flackerte. Onisha war außerstande, sich zu rühren. Dem ersten Impuls folgend
wäre sie am liebsten zur Schale geeilt. Sie schien ihr vertraut.
    »Was haben die Augen auf dem Sarkophag zu bedeuten, Valentin?«,
erklang Fleurs Stimme, dünn und zittrig neben ihr.
    »Durch die Augen des Horus gelingt es dem Verstorbenen, aus dem
Sarg herauszuschauen«, erklärte Valentin.
    »Und was ist wohl mit dem Verborgenen Raum gemeint?«, sinnierte
Onisha.
    »Der Verborgene Raum ist das Jenseits.« Valentin sah Onisha und
Fleur an.
    »Das ist ja ein Ding«, murmelte Fleur und warf einen scheuen
Blick auf den Sarkophag der Katzengöttin mit den aufgemalten Augen.
    Und richtig, es war, als blickte diese bis tief in ihre Seele.
Forderte sie nachhaltig auf, endlich den Verborgenen Raum zu betreten. Fleur
spürte, wie sich ihre Nackenhaare aufrichteten. Scheu erfasste sie vor dem
letzten, alles entscheidenden Schritt.
    Waren sie schon so weit? War es nicht noch zu früh? Sie dachte
daran, was Onisha ihr über die Zeitschlange erzählt hatte, dass sich diese im
Laufe der Reise zu einem bleistiftdünnen Regenwurm gewandelt hatte. Viel Zeit
blieb ihnen wirklich nicht mehr.
    Sie suchte wie zur Bestätigung Blickkontakt zu Onisha, aber die
stand völlig im Bann des Orakels. Ging vorsichtig darauf zu. Und Fleur spürte
zu ihrem Erstaunen, wie sie ihr folgte. Ohne ihr Zutun. Es war, als ob sie
schwebe.
    Onisha hingegen wusste plötzlich, dass das der richtige Weg war.
Das Feuer des Orakels knisterte zustimmend: Willkommen, Sachmet . Onisha
blickte Valentin an. Sah in seinen seherischen Augen noch einmal, was sich
bisher ereignet hatte. Der Schmerz in ihr
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