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Das Rätsel des Orakels - Die Zeitdetektive ; 8

Das Rätsel des Orakels - Die Zeitdetektive ; 8

Titel: Das Rätsel des Orakels - Die Zeitdetektive ; 8
Autoren: Ravensburger
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Geschichte, wonach sie bei einem Überfall ihre Eltern verloren hätten.
    „Tja, und nun hoffen wir in Delphi Arbeit und ein Dach über dem Kopf zu finden“, schloss Julian seinen Bericht.
    „Und natürlich wollen wir auch vom Orakel erfahren, wie es um unsere Zukunft bestellt ist“, ergänzte Kim. „Aber das könnten wir vielleicht auch dich fragen – du bist ja schließlich ein Seher.“
    Geschmeichelt nickte Medias. „Richtig, beim Apollon. Aber das ist nicht umsonst. Ich lebe davon.“ Er deutete auf den Weg, wo viele Menschen in Richtung der Tempel liefen. „Und wie es aussieht, werde ich gute Geschäfte machen. Jedes Jahr kommen mehr Wallfahrer hierher. Und jetzt hat auch noch Alexander, der König von Makedonien, sein Kommen zugesagt. Das lockt noch mehr Pilger hierher. Kann mir nur recht sein.“ Er steuerte auf den Weg zu. Die Freunde folgten ihm unaufgefordert.
    „Hervorragend“, flüsterte Kim Julian und Leon zu. „Offenbar steht Alexanders Ankunft unmittelbar bevor!“
    „He, was tuschelt ihr da?“, fragte Medias unwirsch. Er schien über ein hervorragendes Gehör zu verfügen.
    „Oh, nichts weiter“, sagte Kim schnell und fragte: „Ist das Orakel nicht eine große Konkurrenz für dich als Seher?“
    „Nein, denn bevor die Leute das Orakel befragen, lassen sie sich von mir aus der Hand lesen“, erwiderte Medias listig. „Sie wollen wissen, ob der Orakelspruch gut für sie ausfallen wird.“
    Hinter Medias’ Rücken tippte sich Leon an die Stirn.
    „Dürfen wir dich in die Stadt begleiten?“, wollte Kim wissen und warf Medias einen unschuldigen Blick zu.
    „Weiß nicht, was soll ich mit euch?“, erwiderte der Seher.
    Kim schob die Unterlippe vor und schniefte. „So ein Pech für uns Waisen. Wir haben doch niemanden …“
    „Schon gut.“ Medias seufzte. „Ihr könnt eine Nacht bei mir unterschlüpfen. Viel zu gutmütig bin ich, jawohl.“
    „Danke!“, rief Kim.
    „Alte Schleimerin!“, lästerte Leon so leise, dass es sogar Medias’ scharfen Ohren verborgen blieb.
    „Sag nichts“, wisperte Kim vergnügt. „Ich habe uns soeben eine Unterkunft besorgt!“
    Doch Julian blieb lieber vorsichtig. Ihm war Medias’ Freundlichkeit nicht geheuer. „Ich bin mir nicht so sicher, ob wir Medias trauen dürfen. Wer sagt uns, dass er wirklich auf der Jagd war?“, zischte er. „Vielleicht will er uns in eine Falle locken!“
    „Ach was“, sagte Kim.
    „Du bist zu leichtgläubig“, entgegnete Julian. „Womöglich will er uns als Sklaven verkaufen. Denk nur an unser Abenteuer in der Mongolei, als wir das Grab des Dschingis Khan gesucht haben!“
    Nachdenklich schwieg Kim. Die Freunde beschlossen, auf der Hut zu sein.
    Und so führte Medias sie zur Orakelstätte. Vor den starken Mauern des heiligen Tempelbereichs war eine kleine Stadt entstanden. Links vom stetig ansteigenden Weg erhob sich ein länglicher Bau – das Stadion, in dem Wagenrennen stattfanden, wie ihnen Medias erklärte. Rechts von ihnen, unten am Fluss, lag ein Steinbruch, aus dem monotones Geklopfe zu ihnen heraufdrang.
    Die Häuser der kleinen Stadt ähnelten sich: zweigeschossige Bauten aus Lehmziegeln mit kleinen Fenstern und leicht schrägen Ziegeldächern. Vorbei an mehreren einfachen Herbergen gelangten die Freunde zur Agora , dem Marktplatz. Auf niedrigen Tischen oder direkt auf dem Boden hatten Lebensmittelhändler ihre Waren ausgebreitet und brüllten um die Wette, um Kundschaft anzulocken. Bei ihnen gab es warmes Brot, duftenden Honigkuchen oder saftige Feigen. Ein Mädchen lief herum und bot hübsche Blumenkränze an. Ein Mann versuchte wundersame Salben zu verkaufen.
    In einer Säulenhalle saßen Geldverleiher und warteten auf Kundschaft. Daneben lag eine Töpferei mit einem großen Brennofen. Ein alter Mann hockte unter einem strohgedeckten Vordach und bot zierliche Parfümbehälter aus Ton an. Gegenüber drang ein Fauchen aus einer Werkstatt: Ein Schmied fachte sein Feuer mit einem Blasebalg an.
    „Hätte nie gedacht, dass hier so viel los ist“, gab Kim zu. Sie hatte sich das Orakel als einen Ort der Ruhe, Besinnung und Einkehr vorgestellt – und nicht als ein pulsierendes Geschäftszentrum.
    Von der Agora führte ein Weg ein Stück bergauf zur Tempelanlage. Hinter der Mauer waren elegante Statuen mit Götterbildnissen, Tier-Figuren, ein Theater und ein länglicher Tempel zu sehen, dessen Dach von schlanken Säulen getragen wurde. An den Ecken des Giebels stand je ein goldener Akroter , der Apollon
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