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Das Rätsel deiner Leidenschaft

Das Rätsel deiner Leidenschaft

Titel: Das Rätsel deiner Leidenschaft
Autoren: Robyn DeHart
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ihm und rang nach Atem. Ihre Lungen brannten, als der erste Sauerstoff sie füllte.
    Endlich nahe genug, griff sie nach dem Speer, aber Spencer stieß sie fort, bevor sie die Waffe greifen konnte. Sabine stolperte und fiel, schaffte es aber, sich wieder aufzurappeln, bevor er wieder bei ihr war. Ihre Kehle schmerzte, ihr Auge schwoll schon zu, und auf ihrem Kleid sah sie das Blut, das von ihrem Gesicht heruntertropfte.
    Sie würde sterben, erkannte sie, und war für einen Moment lang wie gelähmt vor Furcht.
    Sie liebte ihre Tanten, und sie waren so gut zu ihr gewesen, als sie ihre Mutter verloren hatte. Sie dachte an ihre Leute daheim in ihrem Dorf, an ihre lächelnden Gesichter und ihre einfache, bescheidene Lebensweise. Vor allem jedoch dachte sie an Max, und am meisten von allem bedauerte sie, ihm nicht mehr sagen zu können, dass sie ihn liebte.
    Denn obwohl er ihr Vertrauen missbraucht hatte, wusste sie, dass gerade er mehr als irgendjemand anderer diese Worte brauchte. Er musste wissen, dass er jemandem etwas bedeutete. Und Agnes brauchte Schutz. Wenn Sabine diesen Wahnsinnigen nicht aufhielt, würde er eigenhändig jeden umbringen, den sie je geliebt hatte.
    Spencer hatte sich vor ihr aufgebaut, und sie war zwischen ihm und Max' Schreibtisch gefangen. Aber sie würde nicht mehr vor ihrem Schicksal davonlaufen. Sie sah die Dinge jetzt ganz klar. Agnes hatte gesagt, ihr Schicksal sei Max, aber was das wirklich bedeutete, war, dass es ihr Schicksal war, ihn zu retten. Sie alle zu retten.
    Sie stürzte sich auf Spencer und versuchte, ihm seine Pistole zu entreißen, aber natürlich war er stärker. Er packte sie am Handgelenk und hielt es fest, während Sabine fortfuhr, ihn mit ihrem anderen Arm zu attackieren. Sie holte aus, schlug zu, wo immer sie ihn auch erreichen konnte, und versuchte verzweifelt, ihm wenigstens ein gewisses Maß an Schmerzen zuzufügen. Aber sie wusste, dass ihre Schläge kaum mehr als ein Wispern an seinem viel kräftigeren Körper waren.
    Wieder warf sie sich mit ihrem ganzen Körper gegen ihn, und er geriet ins Schwanken. Hinter ihm konnte Sabine den Speer sehen, und plötzlich wusste sie, was sie zu tun hatte. Sie würde Spencers Klauen niemals lange genug entkommen, um nach dem Speer zu greifen. Aber sie konnte ihn darauf werfen! Das war die Antwort. Es würde ihr ganzes Gewicht erfordern, ihm die Waffe in den Leib zu treiben, und auch sie würde von dem Speer durchbohrt werden. Sie würde sterben, aber sie war die Taube, und um das zu tun, war sie geboren worden. Um Agnes und ihre anderen Tanten zu beschützen. Um dieses Land und vor allem Max zu beschützen ...
    Und als hätte ihr Herz ihn gerufen, stand Max plötzlich in der Tür.
    »Lassen Sie sie verdammt noch mal in Ruhe!«, brüllte Max, bevor er auf sie zustürmte.
    Ohne einen weiteren Gedanken zu verschwenden, warf sie sich mit neu erwachter Kraft auf Spencer und stieß ihn rücklings auf den Speer. Im letzten Moment schlang er den Arm um ihre Taille und zog sie mit sich, und sie spürte, wie die Speerspitze in ihren Bauch eindrang und dann an ihrem Rücken wieder austrat. Ihr versagten fast die Knie von dem unsäglichen Schmerz, der sie durchfuhr.
    Auch Spencers Augen weiteten sich vor Schmerz. »Du wirst vor mir sterben«, fauchte er, während er hustete und nach Atem rang.
    Sabine spürte, wie die Welt um sie herum verblasste. Dumpf konnte sie im Hintergrund Max' Stimme ihren Namen rufen hören, aber Spencers Gesicht war das Letzte, was sie sah, als ihr schwarz vor Augen wurde.
    »Sabine? Kannst du mich hören?« Max hielt ihren Kopf auf seinem Schoß und rief sie. Angst krampfte ihm das Herz zusammen wie eine eiserne Zwinge, sodass er kaum noch Luft bekam.
    Sabines Atem kam flach und unregelmäßig, ihre Brust bewegte sich kaum noch, und die rauen Laute, die aus ihrer Kehle kamen, nahmen ihm jede Hoffnung. Max hatte sich das Hemd vom Leib gerissen und es fest auf Sabines Wunde gedrückt, um so vielleicht die Blutung zu stillen, aber seine Bemühungen blieben erfolglos.
    »Herrgott noch mal, Frau!«, schrie er. »Was zum Teufel hast du dir dabei gedacht? Ich muss nicht gerettet werden, und selbst wenn es so wäre, war mein Leben es nicht wert, das deine dafür hinzugeben.« Er sprach mit ihr, als wäre sie bei Bewusstsein, und ohne sich darum zu scheren, wer ihn hörte.
    Vor fünf Minuten etwa waren ihre Tanten in das Zimmer gestürmt und standen jetzt schweigend beieinander, als er Sabine das Haar aus dem Gesicht strich.
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