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Das Portal der Dämonen - Connolly, J: Portal der Dämonen - The Gates

Das Portal der Dämonen - Connolly, J: Portal der Dämonen - The Gates

Titel: Das Portal der Dämonen - Connolly, J: Portal der Dämonen - The Gates
Autoren: John Connolly
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sie keine Ahnung hatten, und das machte sie am liebsten ohne Samuel.
    Inzwischen war es dunkel. Schon vor einer Viertelstunde hätte Samuel zu Hause sein müssen, aber sein Zuhause war nicht mehr wie früher. Er vermisste seinen Vater und gleichzeitig war er wütend auf ihn und seine Mutter.
    »Wir sollten langsam gehen«, sagte er zu Boswell. Der Dackel wedelte mit dem Schwanz. Es wurde kühl und Boswell mochte keine Kälte.
    In diesem Augenblick blitzte etwas Blaues hinter ihnen auf. Zugleich roch es wie bei einem Brand in einer Fabrik für faule Eier. Vor Schreck wäre Boswell fast von der Mauer gefallen, hätte Samuel ihn nicht aufgefangen.
    »Na gut«, sagte Samuel, der darin sofort die Möglichkeit erkannte, seine Heimkehr noch etwas hinauszuzögern. »Lass uns nachsehen, was das gewesen ist …«
    Im Keller des Hauses mit der Nummer 666 in der Crowley Avenue hielten sich ein paar vermummte Gestalten die Ärmel vors Gesicht und prusteten.
    »Oh, ist das widerlich«, keuchte Mrs Renfield. »Ekelhaft!«
    Es roch wirklich ekelhaft, besonders in einem so kleinen Raum, auch wenn Mr Abernathy zuvor das Kellerfenster einen Spalt geöffnet hatte, um ein wenig frische Luft hereinzulassen. Nun beeilte er sich, es weit aufzureißen. Langsam wich der Gestank, aber vermutlich nahmen die vier Leute im Keller den fauligen Geruch ohnehin nicht mehr wahr, weil sie von etwas anderem in Bann gezogen wurden.
    Genau in der Mitte des Raums schwebte ein kleiner, rotierender Kreis aus blassblauem Licht. Er flackerte, dann nahm er an Farbe und Größe zu. Allmählich wurde er zu einer vollkommenen Scheibe, ungefähr einen halben Meter im Durchmesser, aus der Rauchkringel aufstiegen.
    Mrs Abernathy war die Erste, die darauf zuging.
    »Sei vorsichtig, meine Liebe«, warnte sie ihr Gatte.
    »Oh, halt doch den Mund«, erwiderte Mrs Abernathy.
    Sie ging weiter, bis nur noch wenige Zentimeter sie von dem Kreis trennten. »Ich glaube, ich sehe etwas«, sagte sie. »Moment mal …« Sie trat noch näher. »Ich sehe … Land . Das Ding ist wie ein Fenster, durch das man hinabschauen kann. Ich sehe Schlamm und Steine und das Gitter eines riesengroßen Tores … und jetzt bewegt sich etwas …«
    Draußen kauerte sich Samuel derweil neben das kleine Fenster und spähte in den Keller hinein. Boswell, der ein sehr kluger Hund war, hatte sich bei der Hecke versteckt. Genau genommen befand sich Boswell unter der Hecke, und wäre er ein größerer Hund gewesen, zum Beispiel einer, der einen elfjährigen Jungen hinter sich her ziehen könnte, dann wäre Samuel jetzt ebenfalls dort. Das oder sie alle beide wären schon längst auf dem Weg nach Hause, wo es keinen üblen Gestank gab, keine flackernden blauen Lichter und keinerlei Anzeichen, dass gerade etwas Übles passiert war, was vermutlich immer übler wurde, wie Boswell vermutete, denn der Dackel war von Natur aus ein grüblerischer Hund.
    Das Fenster war nur eine Armeslänge breit, aber das reichte Samuel, um alles mitzukriegen, was drinnen vor sich ging. Er war ein wenig überrascht, die Abernathys und zwei andere Leute in dem kalten Keller in schwarzen Bademänteln oder etwas Ähnlichem zu sehen, aber er hatte schon längst gelernt, sich über nichts zu wundern, was die Erwachsenen trieben. Er hörte, wie Mrs Abernathy den anderen beschrieb, was sie vor Augen hatte, er selbst sah nur den leuchtenden Kreis, aus dem weißer Rauch quoll, so als hätte jemand einen sehr großen und dichten Rauchkringel in den Keller der Abernathys geblasen.
    Samuel war gespannt, was Mrs Abernathy sonst noch erspähte. Unglücklicherweise wird dies für ewige Zeiten verborgen bleiben, bis auf die Tatsache, dass es, was immer es auch gewesen sein mag, graue, schuppige Haut und drei große Klauenfinger hatte, denn damit langte es aus dem glühenden Kreis heraus, packte Mrs Abernathys Kopf und zog sie zu sich herunter. Die arme Frau konnte nicht einmal mehr schreien.
    An ihrer Stelle schrie Mrs Renfield. Mr Abernathy lief zu dem Kreis, schien sich dann jedoch eines Besseren zu besinnen, denn er ließ von seinem Vorhaben ab und beschränkte sich darauf, in kläglichem Ton nach seiner Frau zu rufen.
    »Evelyn?«, wimmerte er. »Ist alles in Ordnung mit dir?«
    Aus dem Kreis kam keine Antwort, er konnte nur ein unangenehmes Geräusch hören, als quetsche jemand eine reife Frucht aus. Seine Frau hatte recht gehabt: In dem Kreis war wirklich etwas zu sehen, und zwar riesige Tore, und in dem einen befand sich ein
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