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Das Portal der Dämonen - Connolly, J: Portal der Dämonen - The Gates

Das Portal der Dämonen - Connolly, J: Portal der Dämonen - The Gates

Titel: Das Portal der Dämonen - Connolly, J: Portal der Dämonen - The Gates
Autoren: John Connolly
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geordnet, wie es sich das Böse wünschte. Doch das Etwas, das in der Finsternis lauerte, war sehr geduldig. Es hielt die Glut seiner Wut lebendig, und es wartete nur auf eine Gelegenheit, um zuzuschlagen …

Kapitel zwei
    in dem wir die Bekanntschaft eines Jungen, seines Hundes und einiger Leute machen, die nichts Gutes im Schilde führen
    I n der fraglichen Nacht öffnete Mr Abernathy die Tür und fand draußen auf seiner Veranda eine kleine Gestalt vor, die ganz in Weiß gekleidet war. In das Tuch, in dem sie steckte, waren in Augenhöhe zwei Schlitze geschnitten, sodass die kleine Gestalt herumlaufen konnte, ohne anzuecken. Eine Vorsichtsmaßnahme, die sich als sehr vernünftig erwiesen hatte, zumal die kleine Gestalt überdies noch sehr dicke Brillengläser trug. Die Brille balancierte über dem Tuch auf der Nase und verlieh dem kleinen Wesen den Anschein eines kurzsichtigen und nicht allzu Furcht einflößenden Gespensts. Unter dem Tuch schauten zwei Turnschuhe hervor, die nicht zusammengehörten, der linke war blau, der rechte rot.
    In der linken Hand trug die Gestalt einen leeren Korb. Um die rechte Hand spannte sich eine Hundeleine, die an einem roten Band befestigt war, das den Hals eines kleinen Dackels umschloss. Der Dackel sah zu Mr Abernathy in einer Art und Weise auf, die Mr Abernathy als beunruhigend selbstsicher empfand. Hätte er es nicht besser gewusst, Mr Abernathy hätte diesen Blick als den Blick eines Hundes aufgefasst, der genau verstand, dass er ein Hund war, und der, alles in allem, über diesen Umstand nicht sonderlich glücklich war. Gleichfalls schien der Hund zu wissen, dass Mr Abernathy kein Hund war (denn normalerweise halten Hunde Menschen nur für besonders groß geratene Hunde, die den tollen Trick gelernt haben, auf zwei Pfoten zu laufen, was aber üblicherweise keinen sehr nachhaltigen Eindruck bei Hunden hinterlässt). Daraus wiederum schloss Mr Abernathy, dass er es hier mit einem überaus klugen Hund zu tun hatte – mit einem abnorm klugen Hund sogar. Es lag etwas Abschätziges in dem Blick, mit dem der kleine Dackel Mr Abernathy musterte, und Mr Abernathy beschlich das Gefühl, dass der Vierbeiner nicht furchtbar viel von ihm hielt. Zu seiner eigenen Verwunderung stellte er fest, dass er sowohl verärgert als auch ein wenig bedrückt war, da er das Tier offenbar derart enttäuscht hatte.
    Mr Abernathy blickte von dem Hund auf die kleine Gestalt und wieder zurück, als wäre er sich nicht sicher, wen er als Ersten ansprechen sollte.
    »Süßes oder Saures«, sagte die kleine Person schließlich unter ihrem Tuch.
    Mr Abernathys Gesichtsausdruck verriet äußerste Verblüffung.
    »Was?«, blaffte Mr Abernathy.
    »Süßes oder Saures«, wiederholte die kleine Gestalt.
    Mr Abernathys Unterkiefer klappte herunter, dann machte er den Mund wieder zu. Er sah aus wie ein Fisch, dem gerade noch etwas eingefallen war. Jetzt wirkte er sogar noch verwirrter als zuvor. Er schaute auf die Datumsanzeige seiner Armbanduhr und fragte sich, ob zwischen dem Zeitpunkt, an dem er das Klingeln an der Tür gehört hatte, und dem Moment, als er die Tür geöffnet hatte, ein paar Tage aus seinem Bewusstsein verschwunden waren.
    »Heute ist erst der achtundzwanzigste Oktober«, sagte er.
    »Das weiß ich«, antwortete die kleine Gestalt. »Aber ich wollte allen anderen eine Nasenlänge voraus sein.«
    »Was?«, fragte Mr Abernathy.
    »Was was?«, fragte die kleine Gestalt.
    »Warum sagst du ›Was was‹?«, fragte Mr Abernathy. »Ich hab nur ›was‹ gesagt.«
    »Ich weiß. Warum?«
    »Warum was?«
    »Genau das habe ich gefragt«, antwortete die kleine Gestalt.
    »Wer bist du?«, fragte Mr Abernathy. Langsam begann sein Kopf zu schwirren.
    »Ich bin ein Gespenst«, erwiderte die kleine Gestalt, dann setzte sie etwas unsicher hinzu: »Huh?«
    »Nein, nicht was du bist, wer du bist, habe ich gefragt.«
    »Ach so.« Die kleine Gestalt nahm die Brille ab und hob das Tuch hoch. Zum Vorschein kam ein blasser Junge von ungefähr elf Jahren mit dünnen blonden Haaren und sehr blauen Augen. »Ich heiße Samuel Johnson. Ich wohne in Hausnummer fünfhunderteins. Und das ist Boswell«, fügte er hinzu und hob die Hundeleine zum Zeichen, dass er damit den Dackel meinte.
    Mr Abernathy, der noch nicht lange in der Stadt wohnte, nickte, als würde dies mit einem Schlag all seine schlimmsten Befürchtungen bestätigen. Als er seinen Namen hörte, rieb der Dackel sein Hinterteil an Mr Abernathys
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