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Das Portal der Dämonen - Connolly, J: Portal der Dämonen - The Gates

Das Portal der Dämonen - Connolly, J: Portal der Dämonen - The Gates

Titel: Das Portal der Dämonen - Connolly, J: Portal der Dämonen - The Gates
Autoren: John Connolly
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Loch, aus dem jetzt geschmolzenes Metall troff. Dahinter konnte Mr Abernathy eine grauenhafte Landschaft erkennen, weit und breit nur abgestorbene Bäume und schwarzer Schlamm. Gestalten huschten hin und her, schemenhafte Figuren, wie sie sonst nur in Gruselgeschichten und Albträumen vorkamen. Und nirgends eine Spur von seiner Frau.
    »Lass uns gehen«, sagte Mr Renfield. Er begann, seine Frau in Richtung Treppe zu schubsen, hielt jedoch inne, als er aus den Augenwinkeln eine Bewegung in einer Kellerecke wahrnahm.
    »Eric«, sagte er.
    Aber Mr Abernathy war zu sehr mit dem Verbleib seiner Frau beschäftigt, um darauf zu achten.
    »Evelyn?«, rief er wieder. »Bist du dort drinnen, meine Liebe?«
    »Eric«, wiederholte Mr Renfield, diesmal mit mehr Nachdruck. »Ich denke, du solltest dir das hier ansehen.«
    Mr Abernathy drehte sich um. Und nun sah auch er, wohin Mr Renfield und seine Frau starrten. Im selben Moment wünschte er sich, es lieber nicht zu Gesicht bekommen zu haben, aber da war es natürlich schon zu spät.
    In der Kellerecke schwebte ein schemenhaftes, in blaues Licht gehülltes Etwas. Es war eine Art großer Ballon und hatte eine entfernte Ähnlichkeit mit Mrs Abernathy. Allerdings schien es ein mit Wasser gefüllter Ballon zu sein, der von einer unsichtbaren Hand gebeutelt wurde, sodass er sich an den falschen Stellen wölbte. Die Haut in dem verzerrten Gesicht und an den Händen, die unter dem nun zerschlissenen und verschmierten Mantel hervorschauten, war grau und schuppig, die Fingernägel gelb und klauenförmig.
    Unter ihren erstaunten Blicken vollendete sich die Verwandlung. Ein Tentakel mit scharfen Saugnäpfen, die sich wie Münder bewegten, schlang sich kurz um die Beine der sich klar und deutlich herausbildenden Gestalt, ehe es förmlich in den Körper hineingesogen wurde. Die Haut verfärbte sich weiß, die vormals gelben Nägel waren jetzt rot lackiert. Vor ihnen stand etwas, was fast wie Mrs Abernathy aussah. Aber sogar Samuel konnte von seinem Platz aus sehen, dass sie nicht dieselbe war. Für eine Frau im Alter seiner Mutter war Mrs Abernathy ziemlich hübsch, doch jetzt war sie geradezu atemberaubend attraktiv. Sie strahlte Schönheit aus, so als hätte jemand in ihr ein Licht angeknipst, das nun von innen heraus leuchtete. Ihre Augen funkelten, aber in ihnen loderte noch etwas von der blauen Energie und flackerte wie Blitze in tiefschwarzer Nacht.
    Alles in allem war sie, wie Samuel bemerkte, ziemlich Furcht einflößend. Energie, dachte er. Sie ist voller Energie .
    »Evelyn?«, fragte Mr Abernathy unsicher.
    Die Person, die aussah wie Mrs Abernathy, lächelte.
    »Evelyn ist nicht mehr da«, sagte sie. Ihre Stimme war tiefer, als Samuel sie in Erinnerung hatte, und das jagte ihm eine Gänsehaut über den Rücken.
    »Und wo ist sie jetzt?«, wollte Mr Abernathy wissen.
    Die Frau hob die Hand und zeigte auf das glühende Loch.
    »Dort drinnen, auf der anderen Seite des Portals.«
    »Und was ist ›dort drinnen‹?«, fragte Mr Abernathy. Eines musste man ihm lassen: Er war ziemlich tapfer, wie er da von Angesicht zu Angesicht diesem Wesen gegenüberstand, das so völlig jenseits seiner Vorstellungswelt lag.
    »Dort drinnen ist die … Hölle«, antwortete die Frau.
    »Die Hölle?«, mischte sich jetzt Mrs Renfield ein. »Sind Sie sicher? Das scheint mir doch eher unwahrscheinlich zu sein.« Sie spähte in das Loch. »Es sieht ein bisschen aus wie das Moor, dort, wo deine Mutter wohnt, Reginald.«
    Mr Renfield blickte ebenfalls aufmerksam durch das Loch. »Ja, du hast recht. Es sieht tatsächlich ein bisschen aus wie bei meiner Mutter.«
    »Holen Sie Evelyn zurück«, sagte Mr Abernathy, ohne auf die Renfields zu achten.
    »Deine Frau ist nicht mehr da. Ich werde jetzt ihre Stelle einnehmen.«
    Mr Abernathy betrachtete die Kreatur in der Kellerecke.
    »Was soll das alles? Was wollen Sie von uns?«, fragte er und stellte damit unter Beweis, dass er klüger war als Mr und Mrs Renfield und all die kleinen Renfields, wären sie denn hier gewesen, zusammengenommen.
    »Die Tore öffnen.«
    »Die Tore?«, fragte Mr Abernathy verblüfft, dann wechselte sein Gesichtsausdruck. »Die Tore … der Hölle ?«
    »Ja. Uns bleiben noch vier Tage, um alles vorzubereiten.«
    »Okay. Wir sind dann weg. Komm mit, Doris.« Mr Renfield packte seine Frau am Arm und begann, die Kellertreppe hochzusteigen. »Vielen Dank für den, hm, interessanten Abend, Eric. Wir sollten das bei
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