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Das Portal der Dämonen - Connolly, J: Portal der Dämonen - The Gates

Das Portal der Dämonen - Connolly, J: Portal der Dämonen - The Gates

Titel: Das Portal der Dämonen - Connolly, J: Portal der Dämonen - The Gates
Autoren: John Connolly
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viele Engel auf eine Nadelspitze.«
    »Das heißt aber nicht, dass sie auch wirklich dort sind«, wandte Mr Hume ein.
    »Nein, aber sie könnten dort sein«, hielt Samuel dagegen.
    »Genauso gut könnten sie nicht da sein.«
    »Aber Sie können auch nicht beweisen, dass sie nicht da sind.«
    »Und du kannst nicht beweisen, dass sie da sind.«
    Samuel dachte einen Moment lang darüber nach, dann erwiderte er: »Eine negative Aussage kann man nicht beweisen.«
    »Wie bitte?«, fragte Mr Hume.
    »Etwas, was es nicht gibt, kann man nicht beweisen. Man kann nur beweisen, dass es etwas gibt.«
    »Hast du das auch irgendwo gelesen?« Mr Hume hatte Mühe, nicht allzu spöttisch zu klingen.
    »Ich glaube ja«, antwortete Samuel, der wie alle ehrlichen und aufrechten Menschen Schwierigkeiten hatte, Sarkasmus auch als solchen zu erkennen. »Aber es stimmt doch, nicht wahr?«
    »Vermutlich«, antwortete Mr Hume. Ihm war aufgefallen, dass er ausgesprochen verdrießlich geklungen hatte, deshalb hüstelte er, dann sagte er mit mehr Nachdruck: »Ja, ich nehme an, du hast recht.« 9
    9    Genau genommen stimmt das nicht so ganz. Es mag sein, dass man die Existenz eines neunäugigen rosafarbenen Tentakel-Monsters namens Herbert nicht beweisen kann, aber das heißt nicht, dass es nicht irgendwo im Weltall ein neunäugiges rosafarbenes Tentakel-Monster namens Herbert gibt, das sich wundert, warum ihm niemand schreibt. Nur weil ihn noch niemand gesehen hat, heißt das nicht, dass es Herbert nicht gibt. So etwas nennt man induktive Beweisführung . Aber dieser Beweis ist nur ein möglicher Beweis, kein endgültiger. Wenn es nämlich nur die Möglichkeit gibt, dass er existiert, dann besteht eben auch die Möglichkeit, dass er nicht existiert. Folglich kann man eine negative Aussage genauso schlüssig oder nicht schlüssig beweisen wie alles andere auch.
    Außerdem, und das sagt wiederum die Quantentheorie, geschieht alles, was geschehen kann, mag es auch noch so befremdlich sein, mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit. Und deshalb könnte es auch Herbert mit einer gewissen, wenn auch sehr kleinen Wahrscheinlichkeit geben.
    Samuel fuhr fort: »Das heißt, ich kann mit genauso großer Wahrscheinlichkeit beweisen, dass sich auf dieser Nadelspitze Engel befinden, wie Sie mir das Gegenteil beweisen können.«
    Entnervt rieb sich Mr Hume die Stirn. »Bist du sicher, dass du erst elf bist?«, fragte er.
    »Ganz sicher«, antwortete Samuel.
    Mr Hume schüttelte matt den Kopf. »Danke, dass du uns das gezeigt hast, Samuel. Jetzt nimm deine Nadel – und deine Engel – und setz dich wieder hin.«
    »Und Sie wollen die Nadel wirklich nicht behalten?«, fragte Samuel.
    »Nein, ganz sicher nicht.«
    »Sie können sie wirklich gerne behalten, ich habe noch viele davon.«
    » Setz dich hin «, sagte Mr Hume, der die Fähigkeit besaß, leise gezischte Worte mindestens so bedrohlich klingen zu lassen wie einen lauten Tobsuchtsanfall, sodass sogar Samuel bemerkte, wie wütend er war. Er ging zu seinem Stuhl zurück und spießte die Nadel vorsichtig auf sein Schreibpult, damit die Engel, wenn sie denn tatsächlich da waren, nicht herunterpurzelten.
    »Hat noch jemand etwas, was er uns zeigen will? Einen unsichtbaren Hasen vielleicht oder eine Phantomente namens Percy?«
    Alle lachten. Bobby Goddard trat mit dem Fuß gegen Samuels Stuhllehne.
    Samuel seufzte.
    Und das war der Grund, weswegen Mr Hume Samuels Mutter angerufen hatte. Anschließend hatte sie Samuel eine Standpauke gehalten, dass er die Schule ernst nehmen und sich nicht über Mr Hume lustig machen solle, der anscheinend, wie sie sich ausdrückte, »etwas empfindlich« war.
    Samuel blickte auf seine Uhr. Seine Mutter war inzwischen bestimmt schon weggegangen, das hieß, Stephanie, die Babysitterin, wartete bereits auf ihn, wenn er nach Hause kam. Vor ein paar Jahren, als Stephanie angefangen hatte, auf ihn aufzupassen, war sie ja noch ganz in Ordnung gewesen, aber in letzter Zeit war sie einfach entsetzlich, so entsetzlich, wie nur Mädchen in ihrem Alter sein können. Sie hatte einen Freund, der Garth hieß und manchmal vorbeikam, um ihr »Gesellschaft zu leisten«. Das bedeutete, dass sie Samuel, lange bevor es an der Zeit war, ins Bett scheuchten. Und wenn Garth nicht im Haus herumlungerte, telefonierte Stephanie stundenlang und schaute dabei Reality- T V -Shows an, in denen Leute wetteiferten, um Models, Sänger, Tänzer, Schauspieler, Bauherren oder sonst was zu werden, von dem
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