Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Phantom im Schokoladen-Museum

Das Phantom im Schokoladen-Museum

Titel: Das Phantom im Schokoladen-Museum
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
drei Freikarten
gehabt hatte und die Freilichtaufführung ausverkauft war, hatte Klößchen
verzichtet. Aber um mitreden zu können, wollte er den Kunstgenuss nachholen.
    Dann gingen die fünf Beraubten
weiter und erreichten in der Eichen-Allee das große Sauerlich-Anwesen, wohin
Klößchens Vater zu einem Grillfest eingeladen hatte: die Viersteins — Karls
Eltern — und die Glockners — Gabys Eltern. Auch der Kommissar war inzwischen
aus dem Präsidium eingetroffen. Tim sah den silbergrauen BMW in der Einfahrt.

6. Bergkristall
     
    Über einem offenen Feuer mit
Scheiten aus Apfelbaumholz steckte ein Spanferkel am Spieß. Bratenduft erfüllte
die Luft. Auf einem großen Grill brutzelten Tomaten, Kartoffeln und Zwiebeln.
An der langen Tafel auf der Terrasse wurde geschmaust. Hermann und Erna
Sauerlich hatten ihre Freunde versammelt, sozusagen den harten Kern der Clique.
Kommissar Glockner war zwar im Dienst, ließ sich’s aber nicht nehmen, für fünf
Minuten vorbeizukommen.
    Was sich auf der Autobahn
ereignet hatte, wussten alle von ihm. Waldo und TKKG brauchten nicht mehr viel
zu erzählen.
    Glockner winkte Tim neben sich.
    „Ich sehe dir an, wie wütend du
bist. Ich weiß auch, was du denkst. Aber überlass es der Polizei, nach den
Piraten zu suchen. Die Typen sind bewaffnet. Berufsverbrecher sind das. Sich
mit denen anzulegen, wäre für euch zu gefährlich.“
    Tim grinste. Er hätte jetzt
nicken können und so tun als ob. Aber er blieb ehrlich.
    „Wir werden nichts riskieren,
Herr Glockner. Aber wir wurden beraubt und gedemütigt. Ein bisschen
herumschnüffeln — das dürfen wir doch? Und wenn wir über einen Piraten
stolpern, halten wir ihn fest.“
    Der Kommissar seufzte. „Hol dir
ein Stück Spanferkel. Das beruhigt wenigstens den Magen.“
    Tim fragte Gaby, ob sie Appetit
habe. Sie erbat sich ein klitzekleines Stückchen und das brachte er ihr mit.
    Leider hatte sich bisher kein
Pilzsammler gemeldet — weder bei der Polizei noch beim Rundfunk — , zu dem man
bekanntlich Hörfunk und Fernsehen zählt.
    „Und was habt ihr außer euren
Geldbörsen eingebüßt?“, fragte Margot Glockner.
    „Ach je“, rief Gaby. „Deine
Ohrringe, Mami, musste ich leider hergeben. Die hatte ich mir angesteckt, weil
Bergkristall zu einer Freilichtaufführung passt. Fragen konnte ich dich nicht
mehr, weil ihr schon weg wart.“
    Margot Glockner hob die Brauen.
    „Bergkristall? Welche
Bergkristall-Ohrringe?“
    „Na, die Stecker!“
    Frau Glockners Zungenspitze
fuhr über die Oberlippe. „Gaby, ich habe keine Bergkristall-Stecker.“
    Der Kommissar schaltete sich
ein. „Gaby, meinst du die breiten Goldreifen mit den ziemlich großen hellen
Steinen?“
    „Ja! Mit den Bergkristallen!“
    Glockner lehnte sich zurück,
griff zum Weinglas und leerte es auf einen Zug.
    Da stimmt was nicht!, dachte
Tim. Mir schwant Schlimmes. Sein Blick richtete sich auf Gabys Mutter. Sie war
sehr bleich geworden.
    „Etwa deine Brillant-Stecker?“,
wandte sich Elisabeth Vierstein, Karls Mutter, an Margot Glockner.
    „Du sagst es“, antwortete der
Kommissar anstelle seiner Frau.
    „O Gott!“, stöhnte Margot.
„Gaby! Tochter! Warum hast du die genommen?“
    „Weil’s Bergkristalle sind.
Papi sagte das, als er sie mir zeigte.“
    „Stimmt“, nickte Glockner.
„Habe ich gesagt. Es sollte ein Scherz sein. Aber das war wohl für dich nicht
erkennbar. Ein Scherz wie... Also, wenn man vor einem Palast steht und sagt:
Nette Hütte. O weh! Die vermeintlichen Bergkristalle, Gaby, sind Diamanten. Und
sehr kostbar. Ich habe sie Mami zum 16. Hochzeitstag geschenkt. Das war, als du
mit deinen Freunden in Tirol warst.“
    Tim begann zu lachen. Er zog
den Blazer aus. warf ihn hinter sich und schlug die Handflächen auf seine
muskulösen Schenkel, vom Lachen geschüttelt.
    „Entschuldigt!“, rief er. „Es
ist traurig. Ich weiß. Ein Riesenverlust. Trotzdem komisch. Da denken wir drei,
dieser blöde Pirat sei kein Schmuckkenner. Der nimmt einfach alles. Und so legt
der uns rein. Andererseits hätten wir natürlich statt meiner Uhr schnell die
Stecker in Sicherheit gebracht, wenn uns der Kronleuchter aufgegangen wäre.
Karl und Gaby hätten je einen Stecker verschluckt — ohne zu kauen. Denn
Diamanten sind ja bekanntlich sehr hart. Also, wirklich! Den Banditen kann man
gratulieren! Wie die uns mitspielen! Das ist schon mehr als übel. Aber die
werden uns kennen lernen.“
    Tim lachte weiter. Und dachte:
Verdammt noch mal! Lacht endlich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher