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Das Phantom im Schokoladen-Museum

Das Phantom im Schokoladen-Museum

Titel: Das Phantom im Schokoladen-Museum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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er,
„...war...ich.“
    „Was?“
    „Grauenvoll! Aber wieso? Das
sind doch... Wiesenchampignons. Meine ich. Alle 25 sind... Oder doch nicht?“
    Kempferths Miene vereiste.
    „Willst du damit sagen“, kam es
drohend über seine Zähne, „dass du diese 25 Knollenblätterpilze gesammelt und
mir zum Fraß vorgesetzt hast?“
    Otto ließ die Hände sinken.
    „Aber, Detlef, doch nur aus
Versehen. Ich wollte ja selber mitessen. O Mann!“ Er lachte. „Da hätten wir
aber Bauchschmerzen gekriegt. Was?“
    Dunkelrot schoss die Wut in
Kempferths Gesicht. Fäuste trommelten auf die Tischplatte. Teller und Schüsseln
hüpften. Kempferths Füße trampelten auf den Boden, dass die Baracke bebte. Der
Wutanfall klang wie ein Erdbeben — und wirkte fast so.
    Dann sprang er auf, der
Gebrauchtwagen-König.
    „Du Idiot!“, brüllte er.
„Umgebracht hättest du mich. Aber jetzt habe ich genug von dir! Übermorgen,
mein Lieber, ist die Rückzahlung fällig: 6000 Piepen. Spätestens bis 18 Uhr.
Sonst holt dich der Teufel.“
    Zum Abschluss drosch Kempferth
noch mal mit der Faust auf die Tischplatte. Dann stampfte er hinaus — und
schmetterte die Tür hinter sich zu.
    Otto war in Schweiß gebadet.
Seine Froschaugen blinzelten.
    Nein!, dachte er. So ein
Unglück! Ausgerechnet! Jetzt ist alles verpfuscht. Kempferth schäumt. So
schnell regt der sich nicht ab. Sind das nun wirklich Knollenblätterpi... Nein,
ich koste lieber nicht. O Gott, o Gott! Das wäre ja tödlich gewesen. Um
Kempferth ist es nicht schade, um den Halsabschneider. Aber ich vom Schneeräum-
und Gartendienst hätte genauso ins Gras gebissen. Ein für mich unwiederbringlicher
Verlust. Wer weiß, wann man uns hier gefunden hätte — leichenstarr, grün im
Gesicht und total tot. Knollenblätterpilze? Komisch!
    Er roch an der Schüssel.
    Dann schüttete er das Ragout in
die Toilette.
    Auch auf den Hasen hatte er
keinen Appetit mehr.
    Stattdessen öffnete er die
zweite Weinflasche.
    Tüchtig schenkte er sich ein.
Denn bekanntermaßen vertreibt der Wein Angst, Schrecken, Trübsal und klare
Gedanken.
    Nach drei weiteren Gläschen sah
Otto dem Mittwoch-Termin gefasst entgegen.
    So schlimm würde es nicht
werden. Immerhin waren sie Parteifreunde... hm, ja. Gehörten beide demselben
Flügel an. Und eine Partei-Krähe hackt der andern kein Auge aus, sagt man.
    Aber jetzt, dachte Otto, muss
ich mal checken, wem ich mein Leben verdanke. Wo kann man da fragen? Bei der
Polizei, klar.
    Er setzte sich ans Telefon und
rief im Präsidium an.
    „Ich bin der
Knollenblätterpilz-Sammler, vor dem gewarnt wird — nein, hicks, der gewarnt
wurde“, erklärte er dem Polizeimeister, der den Anruf entgegennahm. „Leider
habe ich die Durchsage nicht selbst gehört, sondern hätte beinahe gespeist: das
Pilz-Ragout und den gewilder... gewürfelten Hasen. Dann hat aber der Kempf...
Was? Wie ich heiße? Röhrling. Otto Röhrling. Jetzt möchte ich gern wissen, wem
ich die Warnung verdanke.“
    „Moment, ich verbinde mit
Kommissar Glockner.“
    Otto, nun schon ziemlich
beschwipst, wiederholte Gabys Vater, der inzwischen die Sauerlichsche
Grillparty verlassen hatte und wieder im Büro war, die ganze Geschichte.
    Kommissar Glockner seufzte
erleichtert. Diese Gefahr war gebannt.
    „Dr. Waldemar Schlankbein, ein
Schulleiter“, erklärte er, „kannte die Knollenblätterpilz-Kolonie und entdeckte
vorhin, dass da jemand geerntet hat. Sie wollen ihm danken? Dann rufen Sie bei
Familie Sauerlich an. Moment, ich gebe Ihnen die Rufnummer. Können Sie
mitschreiben?“
    „Bin bereit. Die Adresse
brauche ich nicht. Bei den Sauerlichs habe ich schon oft den Rasen gemäht.“
    Schließlich legte er auf.
    Auf seinem und auf Kempferths
Teller war noch Pilz-Ragout. Otto füllte es in einen kleinen Plastikeimer, der
sich verdeckeln ließ. So! Das wollte er mitnehmen. Und zeigen! Damit allen klar
wurde, dass es zwischen Knollenblätterpilzen und Wiesenchampignons gekocht
keinen Unterschied gibt.
    Otto holte die dritte
Weinflasche aus dem Eisschrank. Dem Dr. Schlankbein sollte sie munden — als
Geschenk.
    Otto verließ seine
Blockhaus-Baracke, setze sich aufs Motorrad und stieg wieder ab. Er sah den
Lenker doppelt und von der Straße fast nichts.
    Fehlt noch, dachte er, dass ich
die Pilze überlebe und mir mit dem Feuerstuhl den Hals breche. Ist wohl besser,
ich gehe zu Fuß.
    So machte er sich auf die
Socken, benutzte U-Bahn und Bus und kam schließlich an in der Eichen-Allee.

8. Heiße Spur
     
    Margot

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