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Das Phantom im Opernhaus

Das Phantom im Opernhaus

Titel: Das Phantom im Opernhaus
Autoren: Jan Beinßen
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Baumann sein. »Hinterhältiger Schuft«, grummelte Paul, als sie durch die Gänge des Theaters dem Ausgang zustrebten.
    »Ich habe lediglich verhindert, dass Sie sich mal wieder selbst im Weg stehen«, behauptete Blohfeld.
    Nichts als hohle Worte, meinte Paul im Stillen. Aber er würde es dem Reporter schon noch zeigen. Selbst wenn er unverhofft in die Nähe der Ermittlungen in einem neuen Mordfall geraten war, hieß das noch lange nicht, dass er sich einmischen würde. Nein, nein, nahm sich Paul vor, diesmal würde er das Feld der Polizei und Katinka überlassen. Er würde lediglich ein Zaungast sein und sich schön raushalten. Schließlich war er ein gebranntes Kind …
    Sie bogen um die Ecke und gingen durch einen weiteren Flur, der genauso aussah wie der erste. Das wiederholte sich noch dreimal. »Wo ist denn hier das Treppenhaus, verflixt und zugenäht?«, wetterte Blohfeld.
    Paul, der sich in den nicht öffentlichen Trakten des Opernhauses genauso wenig auskannte, wollte die Prozedur abkürzen. »Fragen wir doch einfach«, schlug er vor. Er blieb vor einer der vielen Türen stehen und wollte anklopfen.
    Aber Blohfeld hielt ihn zurück. Erst wusste Paul nicht warum, doch dann drangen Stimmen aus dem Innern des Zimmers in sein Ohr.
    »Hören Sie die beiden Plaudertaschen?«, fragte der Reporter flüsternd.
    Paul las die Aufschrift an der Tür: »Garderobe«. Aus dem Raum waren zwei Frauenstimmen zu vernehmen, die in eine lebhafte Unterhaltung verstrickt waren. »Was soll das?«, zischte er dem Reporter zu. »Wollen Sie etwa lauschen?« Blohfeld nickte ohne das geringste Anzeichen von Scham. Als Paul kopfschüttelnd weitergehen wollte, hielt ihn der Reporter zurück. Zwangsläufig erhaschte Paul einige Wortfetzen aus einem Gespräch, dem er sich so schnell nicht wieder entziehen konnte.
    »… verstehe gar nicht, wie Irena so stark sein kann. Ich an ihrer Stelle wäre am Boden zerstört«, hörte Paul eine helle Frauenstimme sagen, die sehr jung klang.
    Dann erklang das Husten einer starken Raucherin. »Du hast eben keine Lebenserfahrung, bist ein Grünschnabel«, antwortete die zweite Frauenstimme, die nicht nur rauer, sondern auch deutlich älter klang. »Beug dich vor, sonst verschmiert die Wimperntusche.«
    »Aber er war ihr Freund!«, rief die helle Stimme und klang erregt. »Norbert und Irena waren seit mehr als fünf Jahren ein Paar.«
    »Sieben Jahre«, präzisierte die andere.
    »Ja, dann eben sieben. Umso schlimmer. Wie kann Irena so tun, als wäre nichts geschehen? Sie hat von Norberts Tod gerade erst erfahren, so wie wir alle. Aber was tut sie? Macht einfach weiter! Nicht einmal die Probe hat sie abgesagt! Ich an ihrer Stelle wäre heulend nach Hause gelaufen. Hätte mich in einer dunklen Ecke verkrochen! Meine Güte, ich weiß gar nicht, wie ich ihr nachher gegenübertreten soll!«
    »Vielleicht hilft ihr das, den Schmerz zu ertragen«, sagte die andere, klang aber wenig überzeugend. »Jedenfalls brauchst du nicht auf eine zusätzliche Pause zu hoffen. Wir haben alle ein volles Pensum zu erfüllen!«
    »Das sagst du so. Aber in Wahrheit denkst du auch etwas anderes. Irenas Verhalten ist nicht normal, das weißt du ganz genau.«
    »Ja«, kam es zögernd. Dann hörte Paul das Klacken eines Feuerzeugs. »Irena wird ihre Gründe dafür haben, dass sie nicht die trauernde Witwe gibt.«
    »Was sollen denn das für Gründe sein, Paula? Doch nicht etwa diese Geschichte mit …«
    »Doch, genau darum geht’s. Mich wundert es nicht, dass Irena weder schockiert noch in tiefer Trauer ist. Ich denke, dass es für sie eher eine Erlösung ist.«
    »Paula!«, sagte die Jüngere vorwurfsvoll. »Wie kannst ausgerechnet du so lästerlich reden? Ich habe Norbert auch nicht besonders gut leiden können, aber du gehst zu weit!«
    »Es ist doch wahr! Irena hat so lange unter Norbert gelitten. Denk daran, wie er immer den anderen Frauen nachgestellt hat. Und dann diese Sache mit den Damengarderoben. Schlimm!«
    »Gut, du hast recht«, sagte die andere kaum hörbar. »Dass er heimlich in den Umkleiden fotografiert hat, war eine miese Tour von ihm.«
    »Er war ein elender Spanner!«, brachte die Ältere es auf den Punkt. »Norbert Baumann war untreu, verlogen und streitsüchtig. Gott erbarme sich seiner verlorenen Seele.«
    »Paula, du übertreibst!«, kam es nun vorwurfsvoll zurück. »Wie gesagt: Ich habe ihn ebenso wenig gemocht wie du. Aber er konnte auch sehr freundlich sein – und charmant.«
    »Das war nur die
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