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Das Phantom im Opernhaus

Das Phantom im Opernhaus

Titel: Das Phantom im Opernhaus
Autoren: Jan Beinßen
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Fassade. Jedenfalls habe ich vollstes Verständnis für Irenas Verhalten. Außerdem ist es ja ein offenes Geheimnis, dass …«
    Da sich eine Gruppe Bühnenarbeiter näherte, mussten Paul und Blohfeld ihren Horchposten aufgeben. Zu dumm, dachte Paul, gerade wo es spannend wurde. Der Reporter tippte ihm an den Arm und raunte ihm zu: »Glückwunsch!«
    »Glückwunsch wozu?«
    »Glückwunsch zu Ihrer Berufswahl. Denn langweilig wird Ihr neuer Job garantiert nicht!«

4
    Paul hatte sich vorgenommen, mehr Sport zu treiben. Mit ein bisschen Hantelheben in seinem Fotoatelier und einer gelegentlichen Joggingrunde entlang der Pegnitz war es nicht mehr getan, um vor dem Bierbauch gefeit zu sein, der Männern seines Alters drohte. Das Fitnessstudio war angesagt. Wenigstens zweimal die Woche! Auch an diesem Abend hatte Paul sich aufgerafft und absolvierte wacker seine Trainingseinheit. Um ihn herum rackerten sich zahlreiche Muskelmänner und -frauen ab, denn das Studio an der Fürther Straße zählte zu den größten in Bayern. Es war in einer ehemaligen Fabrikhalle auf dem früheren Gelände des Schreibmaschinenfabrikanten Triumph-Adler untergebracht, ausgestattet mit einer Armada unterschiedlichster Trainingsgeräte, mit Steppern und Laufbändern, mehreren Badminton-Courts – und einem mediterran anmutenden Wellness-Bereich, auf den sich Paul immer am meisten freute.
    Nachdem er meinte, genug für seinen Körper getan zu haben, suchte er eine der Saunen auf. Bis auf eine junge Frau, die sich auf der obersten Bank ausgestreckt und das Gesicht zur Wand gedreht hatte, war die schummrig beleuchtete Kabine leer.
    Schöner Rücken, netter Po, ging es ihm durch den Sinn. Dann breitete er sein Saunatuch auf der mittleren Ebene aus und setzte sich. Er schloss die Augen und wartete auf die Entspannung.
    »Paul?« Eine muntere, durchaus vertraute Stimme sprach ihn an.
    Er öffnete die Augen und erkannte in der jungen Frau Jasmin Stahl. »Du?«, fragte er verblüfft. »Ich dachte nicht, dass …«
    »Schon klar.« Die Kommissarin stieg zu ihm herunter und drapierte ihr Handtuch neben Paul. »Ich hätte dich hier genauso wenig erwartet. Kommst du öfter her?«
    Pauls Blicke huschten für Millisekunden über ihren sportlichen Körper. »Ja. Das habe ich mir jedenfalls vorgenommen.« Er klopfte sich bei diesen Worten demonstrativ auf die Hüften. Anschließend erkundigte er sich: »Lange nicht gesehen. Wie geht’s dir denn so?«
    »Kann mich nicht beklagen. Aber viel interessanter ist die Frage, wie es dir geht? Man munkelt, bei Katinka und dir läuten demnächst die Kirchenglocken.«
    Paul verschlug es für einen Moment die Sprache. »Woher weißt du das?«, fragte er dann und wähnte den Verräter in Blohfeld. Der konnte was erleben! Wie sah das denn aus? Nun machten seine Heiratspläne die Runde, noch bevor er Katinka überhaupt gefragt hatte.
    Jasmin setzte das unbefangene Lächeln auf, das Paul an ihr so mochte. »Ich habe dich beobachtet«, eröffnete sie ihm.
    »Du hast was?«
    »Ich bin zufällig an dir vorbeigelaufen, als du beim Juwelier am Jakobsplatz vor dem Schaufenster mit den Trau- und Verlobungsringen standest – und ich habe deinen romantisch verklärten Blick gesehen.«
    »Allein aus dieser Beobachtung schließt du, dass wir bald heiraten werden?«
    Jasmin wischte sich mit dem Zeigefinger winzige Schweißperlen von der Stirn. »Habe ich etwa nicht richtig getippt?«
    Paul senkte den Blick. Er würde seinen Antrag nun dringend nachholen müssen. »Mal was anderes«, wechselte er das Thema. »Du hast doch sicher von dem Todesfall im Opernhaus gehört. Seid ihr inzwischen weiter mit der Ermittlung der Todesursache?«
    Jasmin schien wenig erbaut von diesem neuen Gesprächsstoff. »Ich bin nicht bei der Mordkommission. Schon vergessen?«
    »Nein, aber wie das Beispiel mit dem Juwelier zeigt, bist du über die wirklich wichtigen Dinge in der Stadt gut unterrichtet. Also: Was kannst du mir darüber sagen?«
    Jasmin reckte sich. »Für Aussagen über die Gründe seines Ablebens ist es wirklich noch zu früh. Da müssen erst die Jungs von der Forensik ran und der Autopsiebericht abgewartet werden.« Sie rieb sich mit der Handtuchspitze über Bauch und Brust.
    »Aber allein schon die Umstände, unter denen Baumann aufgefunden wurde – das verzerrte Gesicht, der Schaum vorm Mund – deuten nicht eben auf einen natürlichen Tod hin. Deshalb hat der Notarzt vor Ort ja auch gleich die Polizei hinzugezogen. Oder?«, versuchte Paul sie
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