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Das Phantom der Freiheit

Das Phantom der Freiheit

Titel: Das Phantom der Freiheit
Autoren: Kurt Luif
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zerschellen. Eine Rakete vom Raumhafen wird in zwei bis drei Minuten hier sein. Ich wiederhole: eine Rakete vom Raumhafen wird in zwei bis drei Minuten hier sein. Bitte warten Sie ruhig und halten Sie sich bereit.«
    Er schaltete das System aus und blickte zu Bessemer.
    Bessemer nickte wortlos.
     
    Neil Stanley blickte in den Fernsehschirm, aus dem fünf Männer zurückblickten – drei Zivilisten und zwei Fünfsternegeneräle, dann wanderte sein Blick zur Wanduhr darüber.
    Dreiundzwanzig Minuten! Waren wirklich erst dreiundzwanzig Minuten vergangen, seit die »Martian Queen« außer Kontrolle geraten war? Kaum eine halbe Stunde, seit dieser Höllentanz angefangen hatte?
    General Hagopian war ein kleiner, dunkler, hakennasiger Mann, dessen schokoladenbraunen Augen Schlauheit und Intelligenz spiegelten. Er blickte aus dem Bildschirm und sagte: »Das Schiff wird also im Long Island-Sund niedergehen?«
    »Wenn es nicht aufgehalten wird, ja«, sagte Stanley zum dritten oder vierten Mal.
    Einer der Zivilisten – niemand hatte sich die Mühe gemacht, Stanley zu sagen, mit welchen hochgestellten Regierungsmitgliedern er es zu tun hatte – sagte: »Wie ist es mit einem Rettungsschiff, wenn die Antriebsanlage dieser ›Martian Queen‹ nicht repariert werden kann? Könnten wir nicht eins hinaufschicken, damit es Passagiere und Besatzung übernimmt?«
    »Das ist unmöglich, Sir«, sagte Stanley. »Start, Beschleunigung, Angleichung von Geschwindigkeit und Kurs und so weiter, darauf die Übernahme von Passagieren und Besatzung – das alles würde mindestens zwei Stunden in Anspruch nehmen.«
    General Hagopian sagte: »Dann gibt es absolut keine Möglichkeit, sie zu retten?«
    »Keine, Sir. Es ist einfach nicht genug Zeit.«
    Ein anderer der Zivilisten sagte: »So tragisch es ist, daß alle diese Menschen sterben müssen, wir können noch von Glück im Unglück sprechen. Stellen Sie sich vor, das Schiff würde nicht in den Sund, sondern auf New York stürzen ...«
    »Ich fürchte, Sie verstehen nicht, Sir«, sagte Stanley. »Es spielt keine Rolle, ob das Schiff ins Wasser stürzen wird oder nicht, denn es wird sowieso nicht in einem Stück herunterkommen. Wesentlich ist etwas anderes. Dieses Schiff stürzt mit dreißig Kilometern pro Sekunde auf die Erde zu. Beim Eindringen in die Atmosphäre wird es aufglühen und in Stücke zerbrechen. Der Aufschlag dieser Stücke auf das Land oder die Meeresoberfläche wird nicht der eigentliche Schadenfaktor sein – der Aufschlag in die Atmosphäre und die dabei entstehende Druckwelle sind es, die Millionen von Todesopfern fordern werden.«
     
    Keiner sagte etwas. Die fünf Männer im Bildschirm sahen ihn entsetzt an.
    »Meine Herren, Sie wissen, was geschieht, wenn eine Düsenmaschine mit Überschallgeschwindigkeit zu niedrig über eine Stadt fliegt«, sagte Stanley. »Bei solchen Manövern sind schon viele Fensterscheiben zerbrochen worden. Stellen Sie sich nun aber die Druckwelle vor, die entsteht, wenn ein Raumschiff mit einer Masse von fünfhundert metrischen Tonnen und einer Geschwindigkeit von mehr als hunderttausend Stundenkilometern herunterkommt.
    Ich will es Ihnen sagen. Diese Druckwelle würde im Umkreis von vielen Kilometern jedes Gebäude niederlegen. Wenn dieses Schiff in den Long Island-Sund stürzt, wird New York in Trümmer gelegt! Jede Stadt auf Long Island wird abgeräumt. Von Newark, New Jersey, bis Hartford, Connecticut, wird diese Druckwelle reinen Tisch machen. Dies ist nicht eine Sache von hundertachtzig Leuten, die bei einem Raumschiffunglück ums Leben kommen – es ist eine Sache von Millionen!«
    Der Zivilist blickte zu General Hagopian.
    »Er hat recht«, sagte der General tonlos.
    »Wieviel Zeit bleibt uns noch?« fragte der Zivilist, blaß und erregt.
    »Nur noch wenige Minuten«, sagte Stanley kalt.
    »Warum haben Sie uns nicht eher verständigt?«
    »Ich tat es, sobald ich von der Havarie erfuhr«, sagte Stanley. »Es kostet Zeit, Sie alle zusammenzubringen. Es kostet Zeit, Flugbahn und Aufschlagstelle zu berechnen.«
    »Was schlagen Sie vor, Mr. Stanley?« sagte Hagopian.
    »Es gibt nur eine Lösung. Wir müssen eine Rakete mit einem Atomsprengkopf hinaufschießen und dieses Schiff in eine Gaswolke verwandeln, bevor es in die Atmosphäre eindringt.«
    Benommenes Schweigen. Stanley zählte bis fünf, bevor jemand sprach. Es war der Zivilist, und er sagte: »Es muß einen anderen Weg geben. Hundertachtzig unschuldige Menschen kaltblütig zu vernichten
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