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Das Phantom der Freiheit

Das Phantom der Freiheit

Titel: Das Phantom der Freiheit
Autoren: Kurt Luif
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Beschleunigung.
    Aber dieses Schiff hatte nicht die richtige Position und keine negative Beschleunigung, und für eine solche Situation waren die Pläne nicht gemacht. Während der Funker im Obergeschoß fieberhaft versuchte, eine Direktverbindung mit der »Martian Queen« herzustellen, zog Stanley ein Telefon heran und verständigte sein Büro davon, daß er in der Radarstation war. Dann wandte er sich an einen mageren blonden Techniker.
    »Sokolow, machen Sie mir schnell eine Berechnung. Ich muß wissen, wann und wo das Schiff 'runterkommt, wenn es Kurs und Geschwindigkeit beibehält.«
    »Ist gut, Chef. Ich werde die Daten sofort in den Computer geben.«
    Als Stanley sich umwandte, sah er den Funker vor sich stehen. »Ich habe Kapitän Deering, Sir«, sagte der Mann.
     
    »Achtung, Achtung. Es ist eine kleine Abänderung des Landemanövers notwendig geworden. Bitte bleiben Sie angeschnallt, bis Sie das Alles-Klar-Signal hören. Es gibt keinen Anlaß zur Beunruhigung; es wird lediglich eine geringfügige Änderung der Ankunftszeit geben.«
    Kapitän Deering lauschte der Stimme von Leutnant Bessemer, die merkwürdig verändert aus dem Lautsprecher kam. Die Durchsage beruhigte durch Sachlichkeit.
    Er hoffte, daß die Worte ihren Zweck erfüllen würden. »Eine geringfügige Änderung der Ankunftszeit.« Das klang fein, und es war in einer makabren Weise wahr. Wenn die Sache nicht in Ordnung gebracht werden konnte, würde es nicht nur eine Änderung der Ankunftszeit geben, sondern auch eine andere Geschwindigkeit.
    Die Bordsprechanlage summte laut. »Kapitän? Hagerty hier. Wir können nicht in den Maschinenraum, Sir. Da drinnen ist es heißer als in der Hölle.«
    »Radioaktiv oder thermisch?«
    »Beides. Der Geigerzähler schnattert wie verrückt, und die Temperatur liegt bei hundertvierzig Grad. Da kann keiner mehr am Leben sein.«
    Kapitän Deering dachte flüchtig an die vier Mann aus dem Maschinenraum und sagte: »Holt einen von den Anzügen und schickt einen Mann hinein, daß er sich umsieht. Er soll sich nicht unnötig lange exponieren, aber versuchen, einen Überblick über den Schaden zu gewinnen. Wir müssen diesen Vogel wieder unter Kontrolle bringen, und wir müssen dabei mit Minuten rechnen!«
     
    Ruby Armbruster war schrecklich krank. Ihr Gesicht war in der Öffnung des Plastikbeutels vergraben, und das erschöpfende Würgen und Verkrampfen schien ihren Körper zerreißen zu wollen.
    Fred hatte sich losgeschnallt und zum Bett seiner Frau hinuntergelassen. Ihr trockenes, rauhes Würgen zeigte an, daß ihr Magen inzwischen völlig leer war; nur die nervösen Reflexe ließen die furchtbare Übelkeit andauern.
    »Es wird gleich gut sein«, murmelte er besänftigend und hilflos. »Gleich wirst du dich besser fühlen. Die Schwerkraft wird jeden Moment einsetzen. Du müßtest schon spüren, daß es besser wird.«
    Er wiederholte es immer von neuem, versuchte sie mit seiner Stimme und seiner streichelnden Hand einzuschläfern und zu entspannen, und schließlich ließ die Übelkeit ein wenig nach. Sie wandte den Kopf, blickte auf. Ihr Gesicht war mit Schweiß bedeckt, und sie zitterte am ganzen Körper. Er wischte ihr Gesicht mit einem nassen Waschlappen. Sie seufzte leise, bemühte sich, die Kontrolle über ihren Körper wiederzugewinnen. »Oohh, Fred ...«
    »Nur ruhig, mein Schatz.«
    »Mir ist zum Sterben elend. Ich ... ich ... ooohh ...«
    »Fühlst du dich schlecht?« fragte er einfältig.
    »Schrecklich. Es gibt kein Oben ... Halt mich fest, Fred. Ich glaube ... Mir ist, als ob ich fiele.« Angst kam aus den Winkeln ihres Unbewußten und überschwemmte sie ganz. »Laß mich nicht fallen, Fred!« jammerte sie laut auf. »Bitte – laß mich nicht fallen! Ich hab' Angst!«
    Schluchzen hatte das Würgen abgelöst, aber es schüttelte ihren Körper genauso. Fred umfing sie zärtlich mit seinen Armen. »Keine Angst, Liebling. Ich halte dich fest. Du fällst nicht, also mach dir keine Sorgen. Du fällst nicht.«
     
    Natalie Ledbetter beugte sich über den Rand ihres Bettes und blickte hinauf. »Was ist los mit Ihnen?« fragte sie in ihrer trockenen, brüchigen Männerstimme. »Krank?«
    Parksels Gesicht nahm seinen gewohnten unerschütterlichen Ausdruck an, bevor er hinunterblickte. »Nein, Mrs. Ledbetter. Ein Schluckauf, das ist alles.« Der Satz wurde mit einem gedämpften »Hick!« beendet.
    »Nun, lassen Sie das!« sagte sie gereizt. »Sie machen mich noch mehr krank! Parksel, ich werde mich bei der
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