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Das Phantom der Freiheit

Das Phantom der Freiheit

Titel: Das Phantom der Freiheit
Autoren: Kurt Luif
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Deerings Stimme, als er sagte: »Fehlt nur noch, daß du mir ein langes Leben wünschst.«
    »So meinte ich es auch«, sagte Stanley.
    »Ich weiß. Mach's gut, Neil.«
    Stanley nickte wortlos und stand auf. »Wenn der Anruf aus Washington kommt, stellen Sie ihn in mein Büro durch.«
    Er drehte sich um und ging hinaus.
     
    Leutnant Bessemer tat, was er konnte. Mehr als hundert Menschen hatten sich im Gemeinschaftsraum versammelt, ängstlich und aufgeregt und durch die ungewohnte Schwerelosigkeit zusätzlich verunsichert, aber Bessemer richtete seine Worte an Jerry Hammermill.
    »Sie haben Gerüchte verbreitet, Hammermill«, rief er laut. »Sie haben diese Leute wegen nichts in Aufregung versetzt.«
    Hammermill setzte zu einer Entgegnung an, aber ein fetter Mann in seiner Nähe bellte: »Wollen Sie uns für dumm verkaufen? Wenn wir alle in Gefahr sind, haben wir ein Recht, es zu erfahren! Wir sollten in die Rettungsboote gehen!«
    Hammermill wandte den Kopf. »Sie sind nicht auf einem Ozeandampfer, Mister. Ein Raumschiff hat keine Rettungsboote.«
    Eine Frau schluchzte im Hintergrund. Mrs. Natalie Ledbetter sagte ruhig: »Werden wir Fallschirme brauchen, junger Mann?«
    »Fallschirme?« Hammermill lachte beinahe. »Bei dreißig Kilometern pro Sekunde? Nein, Großmutter, keine Fallschirme.«
    Die alte Dame warf ihm einen vernichtenden Blick zu. »Ich sprach mit dem Offizier, junger Mann.«
    Bessemer räusperte sich und versuchte seiner Stimme einen Klang von kühler Gelassenheit zu geben. »Wir sind in Schwierigkeiten, das kann ich nicht leugnen. Aber der Kapitän hat mich ermächtigt, Ihnen zu sagen, daß wir nicht abstürzen werden. Das Schiff wird nicht auf der Erde zerschellen.«
    »Das ist eine Lüge!« rief Armbruster, mit einer Hand in der Luft fuchtelnd. »Eine schmutzige Lüge! Hat einer von Ihnen aus den Bullaugen gesehen? Man kann die Erde sehen! Und wir fallen darauf zu! Sie füllt achtern den halben Himmel aus!«
    George McBride wandte sich zu Armbruster um. »Halten Sie Ihren Mund! Sie sind so schlimm wie Hammermill.«
    Armbrusters Augen blitzten. »Sie unverschämter – he, ich kenne Sie! Sie arbeiten für Beckmann. Nun, ich kann Ihnen jetzt schon sagen, Sie sind gefeuert!«
    Marian McBride keuchte. Georges grobkantiges Gesicht nahm einen bösen Ausdruck an. »Dann will ich wenigstens für etwas Lohnendes gefeuert werden!« knurrte er. Seine Faust schoß aufwärts und landete an Armbrusters Kinn. Armbruster schwebte in einem hohen Rückwärtssalto davon, der ihn bis zur Wand trug. McBride seinerseits wurde von der Wucht seines Schlages zurückgeworfen und prallte gegen Edouard Andre.
    »Paß gefälligst auf, Kerl!« schrie Andre zornig und schlug McBride im Reflex einen Leberhaken. Der Ire wurde in der Luft herumgerissen und krümmte sich. Sein Körper brachte mehrere andere aus dem mühsam gewahrten Gleichgewicht, und die aufs äußerste angespannten Nerven versagten. Stöße und Faustschläge, Schreie und Flüche breiteten sich nach allen Seiten aus, und innerhalb von zehn Sekunden war der Gemeinschaftsraum ein brodelndes Tollhaus, voll von schwebenden, treibenden, zappelnden und um sich schlagenden Menschen. Eine Menge hysterisierter Leute bekam endlich die Aktion, die sie wollte. Unbewußt fühlten sie alle, daß Aktion notwendig war, und dies war die einzige Art von Aktion, die ihnen möglich war.
    Leutnant Bessemer brachte sich mit einem blauen Auge in Sicherheit und versperrte die Tür hinter sich. Dann stieß er sich ab und segelte durch den Korridor zum Brückenraum. Die Stille und der Anblick der unbeweglichen Sterne draußen waren eine Wohltat. Es war gut, dachte er flüchtig, daß das Schiff mit dem Heck voran fiel; die sich ihnen entgegenblähende Erde beobachten zu müssen, wäre entnervend gewesen, selbst für ihn.
    »Leutnant, ich sagte Ihnen ...«, begann Deering.
    »Sir«, unterbrach Bessemer, »die Leute sind verrückt geworden! Sie zerschlagen den Gemeinschaftsraum und prügeln aufeinander ein!«
    »Sie scheinen selbst eins aufs Auge bekommen zu haben«, sagte Deering mit mattem Lächeln. »Die Leute machen sich richtig Luft, eh?«
    Bessemer nickte. »Sie haben alle Selbstkontrolle verloren.«
    »Hmm.« Deering stand auf und bewegte sich zum Mikrophon für die allgemeinen Durchsagen. Er zog es aus seiner Nische und schaltete das Lautsprechersystem ein.
    »Achtung! Hier spricht der Kapitän. Das Schiff ist außer Kontrolle und fällt, doch besteht keine Gefahr, daß wir auf der Erde
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