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Das Phantom der Freiheit

Das Phantom der Freiheit

Titel: Das Phantom der Freiheit
Autoren: Kurt Luif
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daß sie gerettet werden, wenn sie nur genug Lärm machen.
     
    »Hören Sie, Leutnant«, sagte Kapitän Deering. »Ich erwarte, daß Hammermill Unruhe stiften wird. Wahrscheinlich werden mehr Passagiere kommen und Fragen stellen. Gehen Sie in den Gemeinschaftraum und halten Sie dort Wache. Ich will die Leute nicht hier auf der Brücke haben.«
    »Was soll ich ihnen sagen, Sir?« fragte Bessemer unbehaglich.
    »Sagen Sie ihnen nichts«, antwortete Deering fest. »Sie brauchen nicht zu erfahren, daß wir in den Long Island-Sund plumpsen werden, bevor es soweit ist. Und wenn Stanley rechtzeitig eine Rakete heraufbringen kann, wird es nicht dazu kommen.«
    »Sie glauben, daß er es schaffen wird?« fragte Bessemer.
    Deering nickte. »Diese Raketen sind immer startbereit. Er wird sich nur an höherer Stelle Rückendeckung verschaffen müssen.« Er sah, wie die Augen des Leutnants bei dem Gedanken, daß die Katastrophe von Bridgeport doch noch abgewendet werden könnte, kurz aufleuchteten, und wandte sich ab. »Versuchen Sie die Passagiere zu beruhigen, Bessemer. Sagen Sie ihnen meinetwegen, daß wir in eine Umlaufbahn gehen wollen. Und rufen Sie mich nur, wenn es unbedingt notwendig wird.«
     
    »Es ist schon gut, Ruby Baby«, sagte Fred Armbruster, der Verzweiflung nahe. »Wir werden gut durchkommen.«
    Ruby sah ihn scharf an. »Es hat keinen Zweck, den Kopf in den Sand zu stecken. Mr. Hammermill sagt, wir werden auf die Erde stürzen und alle umkommen.« Ihre Augen waren vom Weinen rot, aber sie weinte nicht mehr. Angesichts des Todes war sie ruhig und kühl, jenseits der Hysterie – so schien es wenigstens. In diesem Moment war Fred plötzlich stolz auf sie. Doch dann wurde der dünne Firnis rissig. »Mein Gott, ich will nicht sterben!« schrie sie auf. »Können sie nicht ein Rettungsschiff schicken? Fred, tu etwas! Tu doch etwas!«
    »Es gibt nichts, was ich tun kann, Baby«, sagte er dumpf.
    Auf der anderen Seite des Schiffes wurden die gleichen Worte von George McBride gesprochen. »Es gibt nichts, was ich tun kann, Marian.«
    »Glaubst du, daß Hammermill recht hat? Wir verlangsamen nicht, sagte er. Wir sind immer noch im freien Fall.«
    »Sie werden uns herausholen, warte nur ab«, sagte McBride hoffnungsvoll. »Ich wette, es ist schon eine Rettungsrakete unterwegs.«
    »Wird sie uns rechtzeitig erreichen?« fragte Marian.
    »Ich hoffe es«, sagte McBride. »Sie werden alles daransetzen.«
    Ähnliche Gedanken bewegten die anderen Passagiere. Die Nachricht verbreitete sich rasch. Während das Schiff mit dreißig Kilometern pro Sekunde der Erde entgegenraste, diskutierten fünfundsiebzig Paare von Passagieren die Lage. Kapitän Deering harrte auf der Brücke aus wie in einer belagerten Festung, und auf der Erde legte Neil Stanley den Telefonhörer auf, nachdem er mit Nevada gesprochen und genaue Instruktionen erteilt hatte.
    Die Rakete war startklar. Gut. Nun mußte er nur noch mit Washington sprechen.
    »Wo bleibt die Verbindung zum Pentagon?« fragte er.
    »Noch keine Antwort, Sir. Sie sagten, die Sache könne nur auf höchster Ebene entschieden werden. Der Stabschef müsse den Verteidigungsminister beiziehen.«
    Stanley blickte auf seine Uhr und schnitt ein Gesicht. Es war noch Zeit – nicht viel, aber genug. »Kann man verstehen«, sagte er. »Sorgen Sie für eine Bildübertragung; ich werde unterdessen mit Deering sprechen.«
    »Ja, Sir.«
    Die Radioverbindung war offen, aber es dauerte ein paar Sekunden, bis der Kapitän der »Martian Queen« sich meldete.
    »Wir haben Schwierigkeiten«, sagte Deering, als er Stanleys Stimme hörte. »Die Passagiere wissen von unserer kritischen Lage. Jetzt habe ich hundertfünfzig Hitzköpfe am Hals.«
    »Wie haben sie es erfahren?« fragte Stanley.
    »Wir konnten es nicht geheimhalten, Neil, du weißt es. Es mußte jemand an Bord sein, der genug von Raumfahrt versteht, um die Gefahr zu erkennen. Leider war er nicht klug genug, seinen Mund zu halten.«
    »Nun, es wird nicht allzu schwierig sein, sie zu beruhigen«, sagte Stanley. »Sag ihnen einfach, daß eine Rakete unterwegs ist. Du verstehst, was ich meine?«
    »Ich werde es ihnen sagen.«
    Neil Stanley holte tief Atem. »Wenn die XV-19 kommt, wird es vielleicht notwendig sein, daß du sie hereinlenkst. Kannst du das tun?«
    Es gab kein Zögern am anderen Ende. »Natürlich. Kein Problem. Viel Glück, Neil. Du wirst es brauchen.«
    »Ich weiß. Und viel Glück für dich.«
    Etwas wie ein kleines Schmunzeln war in
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