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Das Perseus-Protokoll - Hensel, K: Perseus-Protokoll

Das Perseus-Protokoll - Hensel, K: Perseus-Protokoll

Titel: Das Perseus-Protokoll - Hensel, K: Perseus-Protokoll
Autoren: Kai Hensel
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wusste bloß, Embiríkos ist ein Schwachkopf und die Geschichte in der Pátris konnte nicht stimmen. Aber Sie haben von dem Mann erzählt, dem Blut, dem Stahlkoffer. Und dann der Zodiac aus Libyen, die wasserfeste Kiste … Eléni und ich haben telefoniert. Sie sagte sofort: Das ist unser Köder.«
    Gerakákis lächelte. »Niemand streut Gerüchte geschickter als Eléni. Eine Deutsche, verwickelt in einen Mordfall … Die Polizei auf der Spur eines Koffers, sie hat diese Spur verloren … Yánnis hat angebissen. Er hatte keine Wahl. Er hat Panourgiás nicht mehr getraut. Er hatte all sein Geld auf diesen Tag gesetzt. Er musste wissen, steigt er aus oder bleibt er investiert?«
    Maria sah Yánnis auf dem cremefarbenen Sofa sitzen. Sie hörte wieder seine Stimme: »Wollt ihr mich ruinieren?! Ausziehen bis aufs Hemd?!«
    Eine Katze kauerte unter dem Polizeiwagen. Sie fixierte eine Stelle zwischen den Auberginen. Ihr Schwanz schlug hin und her.
    »Was hatten Sie vor«, fragte Maria, »mit der Wahrheit?«
    »Hat Eléni Ihnen das nie gesagt? Wir wollen beide weg. Sie will in die USA, ich will nach Deutschland. Ich habe Chancen bei der deutschen Polizei. Aber ich habe Schulden. Eléni hat Schulden. Ein Neuanfang kostet Geld.« Er zeigte auf die Tür der Laube. »Ich habe da drinnen Computer, Scanner, Internet. Die letzten drei Tage war ich untergetaucht. Ich wollte, dass mich niemand findet. Ich habe sogar mein Handy ausgeschaltet, damit mich meine Kollegen nicht orten. Ich habe geackert, Tag und Nacht! Ich habe die Identität von Panagiótis Koufós geknackt! Ich habe das größte Loch in unserer Story geschlossen! Der Story des Jahrhunderts! Größer als Watergate!«
    »Watergate? Hat Eléni das gesagt?«
    »Immer wieder hat sie das gesagt? Wissen Sie, wie sie uns genannt hat? Bernstein und Woodward. ›Du und ich – wir sind ein Team!‹«
    Gerakákis lachte. Die Katze sprang in die Sträucher. Maria hörte ein Quieken, Scharren von Tatzen. Die Katze hob den Kopf; eine Maus hing in ihrem Maul.
    »Wann haben Sie Eléni zuletzt gesehen?«, fragte er.
    »Vorgestern Abend.«
    »Wo?«
    »In ihrer Wohnung. Wir haben Wein getrunken.«
    »Retsina mit Himbeerlikör?!«
    Er lachte. Sie begriff, dass er von ihrem Tod nichts wusste. Dass er immer noch dachte, sie säßen zusammen auf der Story des Jahrhunderts. Und er wusste nicht, dass Eléni ihn betrügen wollte. Dass sie nie vorhatte, die Story mit ihm zu teilen. Der Soldat mit der Eistüte war tot. Alle waren tot. Alle betrogen sich. Die Welt war entsetzlich.
    »Was haben Sie?«, fragte Gerakákis.
    »Nichts …«
    Katzen fraßen Mäuse. Menschen fraßen Menschen. Das Ankertau würgte ihren Hals.
    »Frau Brecht …«
    Er suchte nach Taschentüchern für ihre Tränen. Er wollte sie trösten.
    »Bitte nicht!«
    Keine Umarmung! Alle waren Mörder! Eléni war tot! Maria hatte die Fotos nicht gelöscht! Bloß keine Umarmung!
    Gerakákis sah sie schluchzen. Er hatte Taschentücher gefunden. Er traute sich nicht, sie ihr zu geben. »Sie haben bestimmt schreckliche Dinge erlebt.«
    »Geht schon … geht …«
    »Am besten, man spricht darüber. Lässt alles raus.«
    Sie fühlte seinen lauernden Blick. Sah aus den Augenwinkeln, dass er auf seinem Stuhl etwas näher heranrückte.
    »Der Attentäter?«, hörte sie seine Stimme. »Sie haben den Attentäter gesehen?«
    Maria nickte.
    »Wo ist er? Wissen Sie, wo er jetzt ist?«
    Er sprach sanft und fürsorglich. Und gleichzeitig betrog er sie. Er wollte bloß die letzte Information, die ihm fehlte. Für seine dämliche Story!
    »Es ist schwer, sich zu erinnern.« Jetzt klang er fast zärtlich. »Aber wir besiegen unsere Erinnerungen nicht, indem wir sie verstecken. Wir besiegen sie, indem wir …«
    Ihm fiel nichts ein. Er war kein so geschickter Lügner wie Eléni. Er hielt ihr ein Taschentuch hin. Er beugte sich vor, sie schüttelte den Kopf. Sie wollte nicht, dass er ihr so nahe kam. Sie wollte eine Grenze ziehen, zwischen ihrem Leben und seinem Leben.
    »Waren Sie in Barney’s Bikeshop?«, fragte sie, während sie die Tränen mit ihrem Kleid abwischte.
    »Was? Ja … Dass Sie daran jetzt denken …«
    »Sie haben Barney gesagt, er kriegt sein Geld später?«
    »Machen Sie sich darüber keine Sorgen.«
    »Ich möchte mir aber darüber Sorgen machen.«
    Gerakákis seufzte. »Er hat gesagt, wäre es Vandalismus, könnte er’s über die Versicherung abrechnen. Aber weil Sie das Fahrrad gemietet hatten … Weil der Bericht sogar in der
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