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Das Perseus-Protokoll - Hensel, K: Perseus-Protokoll

Das Perseus-Protokoll - Hensel, K: Perseus-Protokoll

Titel: Das Perseus-Protokoll - Hensel, K: Perseus-Protokoll
Autoren: Kai Hensel
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»Die Kellner vielleicht! Aber nicht die Köche!«
    Er schaltete auf Bloomberg TV. Ein Sender für Finanznachrichten, Maria schaute ihn nie. Sie begriff auch jetzt nicht, warum Gerakákis gebannt auf die Bänder und Einblendungen von immer neuen Zahlen starrte.
    »Ich habe viel gelernt, die letzten Tage«, sagte er.
    Kein Handel an der Athener Börse, klar. Die Europäischen Börsen satt im Minus, auch klar. Der Wert Athener Staatsanleihen fiel ins Bodenlose. Gleichzeitig …
    »Jetzt passen Sie auf!«
    … explodierten die Kurse von Credit Default Swaps .
    »Begreifen Sie?«, fragte er.
    »Was sind diese swaps ?«
    »Versicherungen für den Zahlungsausfall eines Landes. Sie können diese Versicherungen abschließen, Sie können sie kaufen und verkaufen, wie Aktien. Sie können mit ihnen wetten, auf steigende oder fallende Kurse. Je kürzer der Zeitraum, für den Sie Ihre Wette abschließen, desto weniger Kapital müssen Sie einsetzen. Wenn Sie zum Beispiel den Tag kennen, an dem ein Land nicht mehr in der Lage ist, seine Schulden zu bezahlen; dann reichen Ihnen ein paar Millionen. Aber mit dem Wissen um diesen Tag verdienen Sie Hunderte Millionen! Vielleicht Milliarden!«
    Händler sprachen nervös in Mikrophone. Einer vermutete einen Computerfehler. Ein anderer eine anonyme Holding auf den Caymans. Einer redete von einem möglichen Gewinn von 300 Millionen Euro. Ein anderer von bis zu zwei Milliarden. Jedenfalls ein gigantischer Reibach. An einem einzigen Handelstag.
    »Glauben Sie immer noch, der Putsch ist gescheitert? Nicht für die wichtigen Leute!«
    Maria schloss die Augen. Sie sah Yánnis wieder auf der Chaiselongue sitzen, den Kopf der Unterstaatssekretärin im Schoß. Sie hörte seine nervöse Stimme. »Die Uhr tickt! Selbst eine Verschiebung um einen Tag ist eine Katastrophe!«
    »Die Prospekte«, flüsterte Maria. »Ich habe bei ihm Immobilienprospekte gesehen. Penthäuser und Villen, beste Lagen. In Rom, Lissabon, Madrid …«
    »Glauben Sie, der Mann setzt sich zur Ruhe? Griechenland war nur der Anfang. Jetzt boxt er eine Klasse höher. Portugal? Spanien? Italien? Er hat jetzt so viel Kapital, er kann mehrere Bälle in der Luft halten. Sehen, wo sich die besten Chancen bieten. Wo die Leute am meisten Angst haben, der Demokratie am wenigsten trauen. Er baut einen starken Mann auf. Wartet auf den Tag der Revolte. Und dann wettet er auf diesen Tag!«
    Er schaltete den Fernseher aus. Maria spürte ein brennendes Verlangen, nach Athen zu fliegen. Sie wollte Yánnis auf seiner Terrasse stellen. Ihm seine Champagnerflaschen an den Kopf schleudern, ihn … Keine Flüge. Nicht einmal Telefon. Sie konnte nur in diesem Garten sitzen und den Schmetterlingen beim Flattern zuschauen.
    »Wir waren nahe dran«, sagte Gerakákis, setzte sich auf einen Stuhl und streckte die Beine aus. »An der Wahrheit.«
    »Wer ist wir?«
    »Eléni und ich. Wir kennen uns seit Jahren. Sie hat für die Andístasi geschrieben. Ich war Kommissar in der Anti-Korruptionsbehörde. Vielleicht habe ich meinen Job ein bisschen zu ernst genommen. Ich habe Eléni Informationen geliefert, an die wäre sie sonst nie herangekommen. 2008 wurde die Redaktion durchsucht, unsere Verbindung flog auf. Andístasi wurde geschlossen.«
    »Sie durften die Zeitung einfach schließen?«
    »Das geht in Griechenland ganz unbürokratisch. Man droht einfach allen Unternehmen, die in diesem Blatt Anzeigen schalten, mit einer Steuerprüfung. Kein Unternehmen zahlt in Griechenland korrekt seine Steuern. Das ist für die Politiker praktisch, so haben sie immer ein Druckmittel. Mich wollten sie ins Gefängnis werfen. Aber das hätte einen Prozess bedeutet, das ganze korrupte System wäre vor Gericht gekommen. Das war ihnen lästig. Also haben sie mich lieber versetzt, so weit weg von Athen wie möglich.«
    »Von wem habe ich die Einladung nach Athen bekommen?«
    »Es war Elénis Idee. Sie kam mit ihrer Story nicht voran. Sie hatte einen Haufen Puzzlesteinchen, aber ihr fehlten die wichtigsten Teilchen. Wir wussten, es gab eine Verbindung nach Libyen. Wir vermuteten, es ging um eine Waffe. Eléni hatte Yánnis’ Namen in den Notizen ihres Vaters. Aber wir wussten nicht, welche Rolle er spielt. Eléni war als Journalistin aus dem Geschäft. Keine Chance auf ein Interview. Keine Einladung für seine Partys. Aber dann kamen Sie. Erinnern Sie sich an unser erstes Gespräch auf dem Kommissariat?«
    »Hatten Sie mich in Verdacht?«
    »Ehrlich gesagt, ich wusste es nicht. Ich
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