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Das Perseus-Protokoll - Hensel, K: Perseus-Protokoll

Das Perseus-Protokoll - Hensel, K: Perseus-Protokoll

Titel: Das Perseus-Protokoll - Hensel, K: Perseus-Protokoll
Autoren: Kai Hensel
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Zeitung stand …«
    Die Bienen summten. Die Katze zwängte sich durch ein Loch im Zaun und ließ die halb gefressene Maus auf dem Pfad zurück.
    »Ich weiß, wo der Attentäter ist«, sagte Maria. »Er ist tot, aber Sie werden ihn finden.«
    Die Nachricht fuhr in Gerakákis Körper wie ein Stromstoß. »Wo, Frau Brecht?«
    »Vielleicht finden Sie auch geheime Unterlagen.«
    »Wo?!«
    »Ich stelle eine Bedingung.«

49
    Liegestühle, Sonnenschirme, Geschrei spielender Kinder. Geruch von Sonnencreme. Julian kam aus dem Wasser, schlug die Arme um seine Brust. Er erkannte erst nicht die Frau im pastellgrünen Kleid, mit der großen Sonnenbrille, die auf den Holzstufen stand und ihm zuwinkte.
    »Maria!«
    Er lief auf sie zu, die Arme ausgebreitet. Sie hob ihn hoch, drückte ihn an sich.
    »Du siehst aber hübsch aus«, sagte er.
    »Schau lieber in die Plastiktüte.«
    Er setzte sich in den Sand, zog aus der Tüte einen Karton. Seine Augen wurden groß. Er sah hoch, zu Maria, dann zu den Liegestühlen, wo seine Mutter lag. Maria half ihm, die Klebestreifen von den Laschen, das Styropor aus dem Karton zu ziehen. Julian riss das Plastik auf: ein Jeep. Er inspizierte ihn von oben, von unten, drehte die Räder, öffnete die Türen.
    »Was ist das?«
    »Das Fach für den Akku.«
    »Und das?«
    »Die Fernbedienung.«
    »Eine Fernbedienung?!«
    »Na, klar.«
    Sie hockte sich neben Julian, setzte den Akku in den Jeep, die Batterien in die Fernbedienung.
    »Wie geht’s Mama?«
    »Ganz gut.«
    »Hat sie sich wieder übergeben?«
    »Sie sagt, das war wegen der Tintenfische. Die waren giftig für ihren Magen.«
    Maria steckte die Antenne auf die Kühlerhaube.
    »Glaubst du das? Dass das war wegen der Tintenfische?«
    »Jeder Mensch hat Sachen, die darf er nicht essen. Oder nicht trinken.«
    »Und du glaubst nicht, sie bringt sich um?«
    »Ach, was.«
    »Bestimmt nicht?«
    »Sie hat doch dich.«
    Sie drückte ihm die Fernbedienung in die Hand. Julian schob den Hebel nach rechts, nach vorn, der Jeep fuhr los, wirbelte mit seinen großen Rädern Sand auf. Julian lief ihm nach, springend, lachend, die Scheinwerfer blinkten, die Hupe machte Lärm. Nichts Schöneres gab es auf der Welt als ein Kind, das sich freute.
    Undine schreckte hoch.
    »Maria?« Sie sah sie ungläubig an. »Wieso siehst du so schick aus?«
    »Habe mir ein bisschen was gegönnt.«
    »Ich dachte, du würdest schon gestern kommen.«
    »Flug verpasst.«
    »Hast du dich gut in Athen amüsiert?«
    »Ist eine aufregende Stadt.«
    »Mama!«
    Undine zog die Brauen zusammen, als sie den Jeep sah, die Fernbedienung in der Hand ihres Sohnes.
    »Hast du ihm den geschenkt?«
    »Hatte ich versprochen.«
    »Das finde ich jetzt nicht so gut.«
    »Er freut sich.«
    »In dem Alter wissen Kinder noch nicht, was gut für sie ist.«
    Maria zog ihre neuen Sandalen aus und lockerte das Halstuch.
    »Ich habe mir Sorgen gemacht«, sagte Undine. »Gestern Abend habe ich ständig versucht, dich anzurufen. Aber dein Telefon war immer tot.«
    »Ich glaube, ich hab’s verloren.«
    In Undines Blick sah sie eine Spur Misstrauen. »Was ist mit der Polizei?«
    »Hat sich geklärt.«
    »Gott sei Dank. Sind ganz schön chaotisch hier.«
    »Kann man so sagen.«
    Maria streckte sich auf dem Liegestuhl aus. Sie war mit Gerakákis in Barney’s Bikeshop gewesen. Barney hatte geklagt, über die verkorkste Saison. Wenn jetzt nicht einmal mehr Flugzeuge landeten, konnte er seinen Laden dichtmachen und zurück nach Australien gehen. Sie waren sich schnell einig geworden, dass die politische Situation Griechenlands eine Form von Vandalismus darstellte und damit einen Versicherungsfall. Sie hatten ein Protokoll aufgenommen. Sie hatten nicht betrogen, sondern den allgemeinen Schaden in konkrete Bilder gefasst: vier zerstörte Fahrräder, zerstörtes Werkzeug, zerbrochene Fensterscheiben … Sie waren auf eine Schadenssumme von zweieinhalbtausend Euro gekommen. Maria hatte darauf bestanden, dass Gerakákis das vorläufige Protokoll unterschrieb, die Zustellung des endgültigen Protokolls binnen achtundvierzig Stunden schriftlich zusicherte, dass er sogar den Stempel des Kommissariats Heraklion aus dem Wagen holte. Falls die Versicherung Probleme machte, hatte Gerakákis die Adresse eines beeidigten Sachverständigen, der die für diesen Fall notwendige Imaginationskraft mitbrachte. Barney händigte Maria ihren Führerschein aus, sie verabschiedeten sich herzlich.
    »Hier ist völliger Zusammenbruch«, sagte
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